Verwirrung um fehlenden Schotter auf der Balkantrasse
In Höhe Nagelsbaum fehlen rund 200 Tonnen. Und eine Anwohnerin ärgert sich über die massive Rodung.
Burscheid. Erst wartete man auf grünes Licht aus Leverkusen, dann auf ein Ende des Dauerfrostes. Auf dem letzten Stück der Balkantrasse — den rund 1000 Metern zwischen dem Haus Kuckenberg und dem Anschluss in Leverkusen — gab es lange Stillstand.
Nun, da die Nachbarstadt ihren Teil der Trasse in Angriff genommen hat und das Thermometer wieder Plusgrade erreicht, geht es zügig voran. Doch jetzt gibt es die ersten Verwirrungen und den ersten Ärger.
Das fängt beim Schotter an. Hans-Hermann Rohleder, der im Auftrag der Stadt das alte Gleisbett für den Asphalt vorbereitet, staunte nicht schlecht, als er in der vergangenen Woche mit seinen tonnenschweren Maschinen anrückte. Mit denen sollte er eigentlich den alten Schotter zerkleinern.
„Aber hier fehlt er völlig, den muss irgendwer abtransportiert haben“, sagte Rohleder und deutete auf ein etwa 150 Meter langes Teilstück. „Das sind rund 200 Tonnen, die nachträglich wieder aufgefüllt werden müssen“, schätzte er.
Das geschah am Montag. Mit einem großen Lastwagen wurden die fehlenden Steine auf die Balkantrasse gebracht, wo sie in den kommenden Tagen von Rohleder und seinen Kollegen verteilt werden.
„Dass der Schotter auf der Trasse fehlt, war uns bekannt. Und das wurde auch bei den Plänen berücksichtigt“, sagt Stadtsprecherin Renate Bergfelder-Weiss. Zusätzliche Kosten für Material und Anlieferung seien aktuell also nicht entstanden. Doch wohin der alte Schotter verschwunden ist, ist auch bei der Stadt nicht bekannt.
„Wir wissen, dass er bereits seit einigen Jahren fehlt. Aber wer ihn genommen hat und wann, können wir nicht sagen“, sagt Bergfelder-Weiss. Sie geht davon aus, dass er bereits beim Kauf der Trasse im Dezember 2009 nicht mehr da war.
Anwohnerin Martina Konrad-Klein, die seit acht Jahren in unmittelbarer Nachbarschaft zu der Stelle wohnt, wo jetzt der Schotter fehlt, kann auch kein Licht in die Sache bringen. „Ich habe leider nichts beobachtet“, sagt sie. Ohnehin beschäftigt sie gerade etwas anderes: „Ich finde es schrecklich, dass die ganzen Bäume und Gehölze so radikal abgeschnitten worden sind.“ Bis vor Kurzem habe sie von ihrem Garten aus viele Wildschweine und Rehe beobachtet, doch die kämen jetzt nicht mehr.
„Ich glaube, man hätte da mit mehr Fingerspitzengefühl arbeiten können und nicht alles abholzen müssen“, sagt sie. Sie vermutet, dass man mit Blick auf die Schonzeit für brütende Vögel, die am 1. März begonnen hat und bis zum 30. September dauert, vor allem schnell arbeiten wollte.
„Hier stand so ein schöner Kirschbaum. Der hätte jetzt bald geblüht“, sagt Martina Konrad-Klein. Sie wundert sich, dass sich in der Sache bislang kein Naturschutzverein gemeldet hat.