Von Hilgen aus weltweit auf Sendung

Der radiobegeisterte Sandro Vincenzo Ferrara macht aus der Dachkammer sein Programm. Als „Hilgen Central FM 88,6“ im Internet und über Antenne on Air.

Burscheid. „Wenn Dir das Radioprogramm nicht gefällt: Mach’s doch besser!“ Die Aufforderung klingt anfangs wie ein Witz, denn wer kann schon Radio machen. Aber genauso hat bei einem 27-jährigen Burscheider alles angefangen und heute ist er mitten in Hilgen Radiomann. Er betreibt mitten im Dorf und seit inzwischen einem Jahr die Station „Hilgen Central FM 88,6“.

Foto: St. Aschauer-Hundt

Der Name des Senders ist im mehrfachen Wortsinn Programm: Zentral im Ort Hilgen, empfangbar auf der UKW-Frequenz 88,6 und mit dem Anspruch, es besser zu machen. Denn das normal empfängliche Radioprogramm sagte Ferrara nicht zu. Sein Missfallen am öffentlich-rechtlichen und auch am kommerziellen Programm wirkte wie ein Treibsatz und er ließ sich ermuntern, „selbst was auf die Beine zu stellen“.

Im Internet habe er bei seinen Recherchen entdeckt, dass es im Netz ausgestrahlte Sender gebe; Sandro Ferrara stieß auf „Laut.fm“. Das ist eine in Konstanz ansässige Plattform, die es Hobby-Radiomachern ermöglicht, mit professioneller Unterstützung auf Sendung zu gehen und insbesondere das wirtschaftliche Risiko abzufedern. „Allein ist das alles viel zu teuer“, ist Ferrara realistisch, als er berichtet, dass er sich als Programmbastler bei Laut.fm beworben hat und vor einem Jahr dann die Zusage erhielt, starten zu können.

Voraussetzung war, dass er einen Sendeablauf für sieben Tage mit je 24 Stunden Programm gewährleisten kann. Mithilfe des Laut.fm-eigenen Musikpools und einer eigenen Musikauswahl, unterstützt auch von einer Art zugeliefertem Rahmenprogramm, konnte Ferrara diese erhebliche Anforderung stemmen und sein Basisprogramm aus Musik der 80er, 90er und 2000er Jahren gestalten.

Inzwischen habe er 33 Stunden Musikprogramm und spezielle Shows parat, Musikfarben, die je nach Tageszeit und Hörerwünschen wechselten. Reine Musikstrecken wechseln mit moderierten Zeiten und Radioshows ab, die Programmanbieter und professionelle Sprecher mehreren Sendern zuliefern. Eine eigene Morningshow, eventuell sogar als Highlight mal ein lokales Fenster mit Veranstaltungstipps, sind in der pipeline.

Das Programm ist per Computer zu empfangen. Unterwegs kann man die verschiedenen Hobbysender von Laut.fm und natürlich Hilgen Central FM 88,6 auf dem Smartphone empfangen. Auch mit der Station „Alexa“ ist der Sender zu hören. Und, das ist Sandro Ferraras Besonderheit, in Hilgen ist der Sender über die Antenne über’s Dampfradio hereinzubekommen. Der junge Mann, im „richtigen Leben“ Logistiker bei Obi, sendet mit der Leistung von einem Watt über den Sender auf dem Hausdach in die Umgebung.

Spätestens an dieser Stelle merkt man, dass Sandro Ferrara Radio-Begeisterter und Freak ist, sich intensiv mit den Dingen beschäftigt hat.

Sein Traum ist es, sich in dem Metier zu etablieren und sein Radio weiter auszubauen — mit Vollprogramm, Informationssendungen, einer treuen Stammhörerschaft. Nicht nur in Hilgen, aber auch dort.