Was bringt das Elterngeld, wenn keiner Kinder will?
Eine Psychologin spricht über die Gründe, weshalb es in Deutschland immer weniger Kinder gibt.
Burscheid. Deutschland hat die niedrigste Geburtenrate der Welt. Und das trotz einem vergleichbar gut ausgebauten Sozialsystem, Betreuungsmöglichkeiten, Elternzeit und seit neuestem auch „Elterngeld plus“. Letzgenanntes soll Eltern, die nach der Geburt des Kindes in Teilzeit arbeiten, den Wiedereinstieg in den Beruf ebnen.
Gerade zum Elterngeld plus verzeichnet die Familienberatungsstelle Pro Familia in letzter Zeit immer mehr Nachfragen. Catarina Eickhoff ist Psychologin bei Pro Familia in Burscheid. Sie ist der Frage nachgegangen, warum in Deutschland kaum noch jemand Kinder haben will. In ihren Beratungsgesprächen hat sie einige der Ursachen für den gering ausgeprägten Kinderwunsch ausgemacht.
Ein Grund sei, dass die Erwartungen an Familie, Partnerschaft und individuelle Entwicklung heute viel höher sind, als zu Zeiten mit größerer Geburtenrate. Die Probleme, die das Elterngeld lindern könnte, liegen auf einer ganz anderen Ebene. Die Suche nach dem perfekten Partner kann dauern, währenddessen tickt die biologische Uhr weiter. Inzwischen immer häufiger genannte Gründe: „Zeitverträge und Arbeitslosigkeit lassen es vermessen erscheinen, ein Kind in die Welt zu setzen.“ Dennoch: „Im Vergleich zu anderen Ländern haben wir recht gute strukturelle Bedingungen zum Kinderkriegen“, sagt Eickhoff. Veränderungsbedarf sieht sie eher in den Erwartungen jedes Einzelnen an Familie und Karriere. Und bei einer Gesellschaft, die nur Lippenbekenntnisse zum Nachwuchs abgibt. „Wir möchten eine kinderreiche Gesellschaft, aber bitte ohne Ruhestörung, Kinderwagen im Eingang, klebrige Tische oder Einschränkung der eigenen Bedürfnisse.“ Red.