Unfallbilanz 2018 Weniger Unfälle, mehr Verletzte
Burscheid · Licht und Schatten bei der Unfallbilanz der Kreispolizei des vergangenen Jahres: Besonders schwere Verletzungen haben zugenommen. Fünf Menschen starben, 2017 waren es sieben.
Eigentlich hätte Polizeidirektor Gerhard Wallmeroth gestern bei der Präsentation der Unfallzahlen aus dem vergangenen Jahr Grund zur Freude haben können: Die Gesamtzahl der Unfälle ist 2018 im Vergleich zum Vorjahr erneut zurückgegangen – von 8284 auf 8149. Ein Vergleich, der belegen könnte, dass die Polizei ihre Hausaufgaben durch Kontrollen und präventive Maßnahmen gemacht hat. Zumal der Kreis unter dem Landesdurchschnitt liegt und im regionalen Vergleich gut dasteht: Die Wahrscheinlichkeit, an einem Unfall beteiligt zu werden, ist unter den zehn Kreisen nur im Rhein-Sieg- und im Rhein-Erft-Kreis geringer. Platz drei also für den Rheinisch-Bergischen Kreis.
„Über 1000 Personenschäden, davon fast 300 Schwerverletzte bei 900 Unfällen, das erachte ich schon als eine erschreckende Bilanz“, redete Wallmeroth aber nicht die statistischen Werte schön, sondern kündigte zusammen mit seinem Kollegen eine noch intensivere Überwachung insbesondere der Motorrad- und Fahrradfahrer an. Das so genannte Provida-Krad, das mit Präzisions-Meßtechnik ausgestattet ist, werde noch häufiger Jagd auf Raser auf zwei Rädern machen. Auch ein Blitzgerät, das Aufnahmen nach hinten (also vom Kennzeichen des Krads) machen könne, werde eingesetzt. „Da müssen wir hingehen“, erklärt Claus Risch, Leiter der Führungsstelle Verkehr. „Wir haben das fast jedes Wochenende eingeplant.“ Eine dieser Schwerpunktstrecken liegt zwischen Altenberg und Dabringhausen, bei denen sich die Polizei aus Gründen des Lärmschutzes für die Anwohner auch für „Einschränkungen“ von Motorradfahrern ausspricht, nicht aber für eine generelle Sperrung. Wallmeroth: „Wir würden das Problem nur verlagern, da sie dann woanders herfahren.“
Die Zahl der verunglückten Motorradfahrer steigt deutlich an
Der harte Kurs der Polizei wird durch die Zahlen belegt: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der verunglückten Motorradfahrer deutlich von 69 auf 120. Das ist der höchste Wert im Sechsjahresvergleich. Und gleichzeitig ist dies ein Ursachen-Indiz für die Polizei, warum die Zahl der Verletzten so in die Höhe gegangen ist: die Schönwetterperiode von acht Monaten. Gleichzeitig hat die Behörde herausgefunden, dass fehlende Routine auf zwei Rädern eine große Rolle spiele. Risch: „Es gibt mehr Zulassungen, aber weniger Laufleistung. Wir haben immer mehr Fahrer, die weniger fahren.“ Überschätzung sei oft der Fall, in Kombination mit zu hoher Geschwindigkeit – der Hauptunfallursache.
Ebenfalls immer stärker in den Fokus geraten die Rad- und Pedelecfahrer. Im Jahr 2017 wurden 163 verletzte Fahrradfahrer in der Statistik der Polizei geführt, im vergangenen Jahr waren es 232. Bei den Pedelecfahrern waren es 34 statt 23 im Vorjahr. „Deshalb werden wir in diesem Jahr zum ersten Mal eine Pedelec-Schulung anbieten“, sagt Risch, der sich beim ersten Testen eines von einem Elektroaggregat unterstützen Rades selbst fast „auf die Nase gelegt“ hätte. „Das wird häufig von Personen genutzt, die schon lange überhaupt kein Fahrrad mehr gefahren sind.“
Erfreulich in der Bilanz: Im Jahr 2018 wurden insgesamt 79 Kinder verletzt, deutlich weniger als im Jahr davor mit 92. Die Zahl der verletzten Senioren ist dagegen um 12 auf 151 gestiegen. Durch den hohen Anteil an der Bevölkerungsgruppe sei das Risiko, zu verunglücken, aber eher gering. Weiter zur Risikogruppe gehören die Jugendlichen und jungen Erwachsenen.