Seminar Wenn der Ruhestand Unruhe macht

Von Jürgen Heimann · „Treffpunkt Ehrenamt“ will helfen, den Weg in den neuen Abschnitt gut zu bewältigen.

„Wir haben eine Menge Know-how“: Hermann Greger (69), Christa Puppe (73) und Silke Riemscheid (76/r.) bieten das Seminar an.

Foto: Siewert, Doro H503799

„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“, trällerte einst Udo Jürgens und wollte damit Geschmack machen auf den Lebensabschnitt, der nach dem Arbeitsleben kommt. Damit der auch wirklich ein Vergnügen wird, bieten jetzt ein Trio des Treffpunkts Ehrenamt das Gesprächsangebot „Gelassen in den Ruhestand“ an.

Denn laut Silke Riemscheid, Christa Puppe und Hermann Greger gebe es mit den Angeboten des ZWAR-Netzwerks zwar Angebote zur Freizeit-Betätigung und damit Kontaktmöglichkeiten für Menschen, die in diese Lebensphase kommen. Jedoch keine Aufklärung für jene, die mit der neu gewonnenen Freizeit in einen völlig anderen Lebensabschnitt rauschen – oder kurz davor stehen.

„Aus unserer Erfahrung in der Beratung wissen wir, dass es noch einen anderen Bedarf gibt, als nur helfen zu wollen“, sagt Greger. Im Gespräch bei der Suche nach einer ehrenamtlichen Betätigung öffneten viele ihre Seele und zeigten, dass sie mit der neuen Tagesstruktur nicht zurecht kommen. Vorher habe das Arbeitsleben den Fahrplan vorgegeben und die Freude über die ab dem Ruhestand gewonnene lebenslange Freizeit währe häufig nicht lange. Greger: „Manche können das Wort Urlaub nicht mehr hören.“

Silke Riemscheid führt einen weiteren Punkt an: „Es gibt auch in der Partnerschaft einige Veränderungen. Viele Männer werden von ihren Frauen geschickt.“ Vorausgegangen sei dabei sehr oft, dass die Männer wie Tiger durch die Wohnung nach einer sinnvollen Tätigkeit geschlichen seien. Und das sei Anlass für Konfrontationen. „Wer sich rechtzeitig öffnet, hat die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen“, gibt Christa Puppe ein Beispiel. Denn viele Paare hätten zwar ihren Wohnort in der Stadt, seien aber dort nie in Gesellschaft gekommen. Am Anfang dieses Prozesses müsse allerdings der Wille zur Erkenntnis und zur Veränderung stehen. „Wir haben sehr viel Erfahrung“, sagt Greger, aber wir sagen nicht, dass wir den goldenen Weg gefunden haben.“

Im 1. Teil des dreistündigen Gesprächsangebots stehen neueste Erkenntnisse aus der Altersforschung. Laut Hermann Greger fängt das Leben nämlich nicht erst mit 66 Jahren an. Ab dem 55. Lebensjahr gehe es nach einer Talfahrt wieder aufwärts. Zwischendurch seien natürlich jederzeit Fragen möglich. Und dann wolle man den Teilnehmern selbstständig die Möglichkeit geben, ihre individuellen Wünsche herauszufiltern. „Wir wollen sie zu ihren Ideen kommen lassen.“ Christa Puppe: „Wir können nur die Impulse setzen.“ Am Ende könne dann womöglich auch ein Engagement im Ehrenamt stehen. Bedingung sei das aber keineswegs für die Teilnahme an dem kostenfreien Gesprächsangebot.