Werbeaktion für den Tischtennissport

Das Megafon hat mit dem TTC sein erstes Turnier ausgerichtet. Die Resonanz fiel nicht so groß aus wie erhofft.

Foto: Nicole Haase

Burscheid. Für Bernhard Pautsch gibt es da überhaupt keine Zweifel: Tischtennis ist eine aufregende Sportart. Eine, die Taktik, Geschicklichkeit und viel Konzentration erfordert. Und genau diese Sportart wollte er am Samstag der Jugend näherbringen. Als Trainer des TTC Burscheid warb er für den Sport im Jugendzentrum Megafon.

Sechs Jungs waren am Vormittag der Einladung gefolgt, weitere Jugendliche hatten sich für den Nachmittag angekündigt. Gemeinsam sollten sie ein Turnier bestreiten. Ob sie jemals richtig Tischtennis gespielt haben oder einem Verein angehören, das spielte keine Rolle. Wohl aber, dass das Turnier unter Wettkampfbedingungen stattfindet.

Der erfahrene Tischtennisspieler hatte einen sehr kritischen Blick, wie auch Megafonleiter Marc Munz bemerken sollte. Eine der drei aufgestellten Platten genügte nicht den Anforderungen, das Netz war nicht in Ordnung. Die Kinder bekamen ausschließlich Profi-Schläger in die Hand, um die gleichen Ausgangsbedingungen zu haben. Auf die Einhaltung der Spielregeln legte der TTC Burscheid besonderen Wert.

Nicht nur Bernhard Pautsch achtete darauf. Auf der Bühne des großen Saals saß Corinna Meisner, die die Mädchen im Verein trainiert, und der Zweite Vereinsvorsitzende Karl-Josef Göbel. Sie ließen den kleinen weißen Ball nicht aus dem Auge.

Das erinnerte Bernhard Pautsch an die Stadtmeisterschaften im Tischtennis, die einst in Burscheid stattfanden. „Sie sind leider Vergangenheit. Vor 30 Jahren nahmen 100 Spieler teil. Heute ist das anders. Zu wenige Jugendliche spielen im Verein Tischtennis“, beklagt Pautsch. „Tischtennis ist halt nicht im Fernsehen.“

Das Angebot im Megafon ist ein Versuch, die Wende herbeizuführen. Als Leiter einer Sport-AG an der Hauptschule und der Montanusschule warb Pautsch für die Veranstaltung. Auch an weitere Schulen in Burscheid ging die Einladung. Dafür fiel die Resonanz nicht so groß aus wie erhofft. Dabei winkten viele Preise auf die Teilnehmer: Tischtennisschläger, ein Ausflug ins Schwimmbad H2O in Remscheid, eine Urkunde sowie eine einjährige kostenlose Vereinsmitgliedschaft.

Tischtennis ist gar nicht so leicht, wie es auf dem ersten Blick vielleicht aussehen mag. Kleine Unaufmerksamkeiten werden gleich mit einem Punkt für den Gegner bestraft, wie die teilnehmenden Jungs schnell feststellen mussten. Wie beim Fechten mussten sie sich erst regelkonform begrüßen, bevor der Ball ins Spiel gebracht wurde.

Was viele nicht wissen: Tischtennis hat in der Geschichte eine große Bedeutung. In den 70er Jahren half der Sport dabei, die Beziehungen zwischen den USA und China zu verbessern. Während herkömmliche diplomatische Gespräche in den 1950er und 1960er Jahren nicht viel brachten, näherten sich die Staatsoberhäupter beim Verfolgen einer Partie Tischtennis (amerikanische gegen chinesische Sportler) wieder an. Das prägte den Begriff Ping-Pong-Diplomatie.

Die Kulturen zusammenzubringen, das hätte sich Bernhard Pautsch auch am Samstag gewünscht. Er bedauerte, dass viele Jugendliche mit Migrationshintergrund ganz unabhängig von der jeweiligen Sportart nicht den Zugang in die Vereine finden. Womöglich gebe es da eine Hemmschwelle, vermutete der Trainer. „Sie kennen auch oftmals das Konstrukt eines Vereins nicht.“ Umso mehr freute er sich, dass unter den Teilnehmern ein junger Flüchtling war, der viel Ehrgeiz zeigte.

Auch Michele Alberga und sein Bruder Alessandro waren mit dabei. Ihnen hat der Sport dabei geholfen, einen Anschluss zu finden. Die Jungs mit italienischen Wurzeln sind vor zwei Jahren mit ihren Eltern nach Burscheid gezogen. Seit anderthalb Jahren spielt Michele beim TTC Tischtennis. „Das macht mir Spaß“, erzählt der Elfjährige. „Ich habe im Verein Freunde gefunden.“

Vielleicht entscheidet sich Dominik Gierth nach dem Samstag auch dazu, dem Verein beizutreten. Er war im Megafon einer der wenigen, die in der Freizeit nicht in einem Sportverein aktiv sind. Er will es sich überlegen, sagte er in der Wettkampfpause.