Erzählungen vom uralten Kulturschatz der Indianer
Der Navajo Paul Crane Tohlakai gibt im Tri-Café einen Einblick in die Lebenswelt der amerikanischen Ureinwohner.
Burscheid. Das Tri-Café in der Bürgermeister-Schmidt-Straße hat gleich bei der ersten öffentlichen Veranstaltung seinem Anspruch, für interkulturellen Austausch zu sorgen, alle Ehre gemacht. Dabei ist der Besuch eines Navajo-Indianers in Burscheid ebenso ungewöhnlich wie die Geschichte dahinter, die den Besuchern diese besondere Begegnung überhaupt ermöglicht hat.
Die Burscheiderin Yvonne Fabian hat Paul Crane Tohlakai vor zehn Jahren in den USA kennengelernt und seitdem verbindet die beiden eine Freundschaft. Fabian erfuhr erst aus der Zeitung, dass es in Burscheid den Freundeskreis Indianerhilfe gibt, und wandte sich sogleich an das Tri-Café, um den Vortrag mit dem Diné-Navajo anzustoßen.
Am Freitag war es dann so weit: Paul Crane Tohlakai berichtete vor den zahlreich erschienenen Gästen. Yvonne Fabian übernahm den Part der Übersetzung mit viel Einfühlungsvermögen. Die beiden strahlten eine enorme Ruhe und innere Gelassenheit aus, die sich unweigerlich auf das Publikum übertrug.
„Sprache ist die Basis für jede Kultur“ — eine Kernaussage, die um so mehr zum Nachdenken anregt, wenn man sich vor Augen hält, daß es über 5000 indigene Sprachen gibt, auch wenn laut Tohlakai wöchentlich fünf davon verschwinden. Kulturelle Schätze gehen dadurch unweigerlich verloren. Aus der Sicht des amerikanischen Ureinwohners, der sich selbst nicht als Intellektuellen bezeichnet und über keine Bildung im westlichen Sinne verfügt, gibt ihm seine Kultur aber die philosophische Grundlage mit, aus dem Herzen zu sprechen und die uralten Werte zu bewahren.
Seine Arbeit ist sehr vielfältig angelegt. So ist er unter anderem als Pferdetrainer tätig, unterrichtet den natürlichen Weg und führt Trommelworkshops durch. Bei all dem steht die Erdverbundenheit im Vordergrund. So verwundert es nicht, dass Paul sachlich über die aktuelle Situation der Indianer in Nordamerika berichtet, die von Drogen, Alkohol, Arbeitslosigkeit und dem Verlust der indigenen Sprachen geprägt ist.
Auch die Darstellung, dass die Regierung die Verträge mit den Indianern immer noch wie „Treaty Papers“ (Klopapier) behandelt und nicht achtet, erläutert er ruhig und ohne Anklage. Bedrückend ist die mit Bildern untermauerte Schilderung, dass in den USA viele Einwanderer gut unterstützt werden, gleichzeitig die Indianer aber immer noch in großer Armut in gezimmerten Hütten leben müssen. Seit 1962 haben sie das Wahlrecht, doch die Registrierung (eine Voraussetzung für die Ausübung des Wahlrechts im amerikanischen Wahlsystem) wird weiterhin sabotiert.
Tohlakai wundert sich, wie eine Regierung Angst vor einem Bevölkerungsanteil von zwei Prozent haben kann. Im Jahr 1978 wurde den Indianern wieder erlaubt, ihre Spiritualität auszuüben. Das lockt dem Navajo ein Schmunzeln auf die Lippen — als hätte man das je unterbinden können. Doch die Indianer haben Probleme damit, wenn ihre Spiritualität missbraucht wird, etwa in der Modebranche oder als Maskottchen für Sportclubs. Heilige Orte werden nicht respektiert und immer weiter zerstört. Trotzdem gelingt es dem Gast im Tri-Café, sich allein auf den Bericht zu beschränken und nur die Situation aufzuzeigen, ohne dabei anzuklagen oder einzufordern.
Der passionierte Trommelbauer nutzt sein Instrument auch bei der Arbeit mit den Pferden. Statt militärischer Kommandos setzt er auf vier verschiedene Beats und die spirituelle Verbindung zu den Tieren, die auf die Trommelschläge reagieren und sich ganz natürlich dazu bewegen. Als er die Trommel dazu zum Klingen bringt, glaubt man ihm aufs Wort. Paul Crane Tohlakai, ein beeindruckender Mann zwischen den Welten, verabschiedet sich dann auch mit einem Trommelgesang, der unter die Haut geht.
Unter den begeisterten Zuhörern fanden sich auch Gäste, die aus Leichlingen angereist waren. Die beiden Krankenschwestern Angela Härtel und Ursula Luxem sind der Indianerkultur schon seit Jahrzehnten verbunden. Luxem ist seit über 20 Jahren mit einem Navajo-Indianer zusammen. Im Publikum wurden dann auch gleich neue Kontakte geknüpft.