Wildwechsel: Bremsen – bloß nicht ausweichen

Gefahr: Vor allem in der Dämmerung können jetzt Rehe und Wildschweine die Straße kreuzen.

Rhein.-Berg. Kreis. Um es mit den Worten von Ralf Huckriede von der Kreisjägerschaft zu sagen: Das Jahr der Rehe geht seinem erotischen Höhepunkt entgegen, die Brunftzeit beginnt. "Gut, mag mancher denken, wenn die nur ein paar Wochen im Jahr dürfen, soll es ihnen gegönnt sein. Ich kann ja weg gucken - und die Kinder bleiben im Haus", so Huckriede mit einem Augenzwinkern - aber ganz so einfach sei die Sache nicht.

Das Problem in der Rehbrunft liegt woanders. Die vom Instinkt getriebenen Rehe haben nur eines im Sinn und vergessen, dass sie nicht allein auf der Welt sind. Den Duft des Weibchens in der Nase, laufen sie durch Wald und Flur - und eben auch über die Landstraßen. Besonders im Wald und in der Nähe von Getreidefeldern müssen Auto- und Motorradfahrer derzeit mit Wild auf der Straße rechnen.

Die Kreisjägerschaft bittet Autofahrer um besonders vorsichtige Fahrweise: "Vor allem im Wald höchstens mit Tempo 70", rät Hans Erik Backhausen von der Kreisjägerschaft des Rheinisch-Bergischen Kreises. Zudem sollten Autofahrer, die auf Landstraßen unterwegs sind, die Verkehrszeichen beachten, die auf Wildwechsel hinweisen. "Die stehen ja nicht umsonst da", sagt Hauptkommissar Gert Bellmann. Er rät Autofahren, beim Anblick von Wildtieren sofort das Fernlicht auszuschalten. "Die Tiere sind von dem Licht gebannt", erklärt er und weist daraufhin, dass Rehe und Wildschweine oft in Rudeln unterwegs sind. "Die Gefahr ist also nicht vorbei, sobald das eine Tier im Wald verschwunden ist", so Bellmann.

Ist eine Kollision unvermeidbar, sollten Autofahrer "bremsen, mit allem was geht". Von Ausweichmanövern rät Bellmann ab: "Die Gefahr, die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren vor einen Baum zu rasen, ist viel riskanter, als der Zusammenstoß mit dem Tier". Für den Fall einer Kollision gilt: Warnblinklicht an, Warndreieck aufstellen. "Und zwar rund 100 Meter hinter dem Fahrzeug", sagt der Experte. Wer kann, sollte versuchen, das Tier von der Fahrbahn zu ziehen, "oberstes Gebot ist aber das Tragen von Handschuhen", betont Bellmann. Danach sollte man schleunigst die Fahrbahn verlassen und die Polizei oder den zuständigen Förster informieren. "Beide stellen eine Bescheinigung für den Wildunfall aus, der dann der Versicherung vorgelegt werden kann." Auch wenn das Tier durch die Kollision scheinbar nur leicht verletzt wurde, sollte man laut Bellmann den Förster verständigen. "Der kann dann nach dem möglicherweise verletzten Tier Ausschau halten und entsprechend reagieren." aw