Zehn Jahre Chempark: Investitionen so hoch wie nie

Zahl der Arbeitsplätze bleibt auf hohen Niveau. 25 Millionen Euro werden für das Entsorgungszentrum Bürrig eingesetzt.

Foto: Bernhard Moll/Currenta

Leverkusen. Im zehnten Jahr des Chemparks zieht dessen Leiter für Leverkusen eine positive Bilanz. Im vergangenen Jahr investierten die im Chempark ansässigen Unternehmen rund 720 Millionen Euro in neue Anlagen und Instandhaltungsmaßnahmen.

Die Summe setzt sich aus 387 Millionen Euro für neue Anlagen und 333 Millionen Euro für die Instandhaltung zusammen. Das sind die höchsten Werte in einer Dekade Chempark. Seit zehn Jahren firmiert das „Werk am Rhein“ — das Ende 2016 sein 125-jähriges Bestehen feierte — unter dem Namen Chempark und ist einer der wichtigsten Chemiestandorte in Europa. Friedrich:

„Die Unternehmen setzen auf unseren Chempark und investieren kräftig. Im vergangenen Jahr sind die Investitionen in neue Anlagen um fast 100 Millionen Euro gestiegen. Das verdeutlicht die Attraktivität unseres Standortes und ist gleichzeitig ein wichtiges Zeichen für die Zukunft der Chemie hier in Leverkusen.“

Friedrich unterstreicht, dass weitere langfristig angelegte Investitionen im Chempark keine Selbstläufer sind. Der Austausch hierüber mit den politischen Entscheidungsträgern ist offen und konstruktiv — zum Beispiel mit dem nordrhein-westfälischen Wirtschafsminister Andreas Pinkwart, der den Chempark und seine Unternehmen schon mehrfach besuchte.

„Damit das Leverkusener Werk — genauso wie seine Schwesterstandorte Dormagen und Krefeld-Uerdingen — weiterhin seine Rolle als Beschäftigungs- und Fortschrittsmotor für die Region übernehmen kann, brauchen wir klare und praxisnahe Rahmenbedingungen. Die neue Landesregierung hat für die Industrie bereits einige positive Signale gesendet“, erklärt der Chempark-Leiter.

NRW brauche mehr Innovationen, und Innovationen brauchen Freiräume. Die Absicht der Landesregierung, sämtliche vorhandene Gesetze und Regeln systematisch auf Hemmnisse zu überprüfen, ist daher richtig und wichtig. Der Chempark-Betreiber wirbt auch bei neuen Regelungen für einen solchen „Innovations-Check“ zur Abschätzung von Gesetzesfolgen. Idealerweise nicht nur in Düsseldorf, sondern auch in Berlin.

Ein richtiger Schritt ist für den Chempark-Leiter zum Beispiel, know-how-kritische Unterlagen nicht mehr im Rahmen von Anlagengenehmigungen öffentlich zu machen, so wie es die Vorgängerregierung in NRW eingeführt hatte. Positiv hervorzuheben ist auch, dass Industriehäfen mit dem Entfesselungspaket II stärker vor heranrückender Nutzung geschützt werden sollen — das ist insbesondere für die transportintensive chemische Industrie wichtig.

Sehr viel sichtbarer sind die Probleme, die sich aus der dringend notwendigen Instandhaltung und dem Ausbau öffentlicher Verkehrswege ergeben. „Eine uneingeschränkt nutzbare und leistungsfähige Infrastruktur ist wichtig für die Zukunftsfähigkeit der Industrie hier im Land — für die Chempark-Standorte hat sie sogar existenzielle Bedeutung. Dies gilt insbesondere für die Autobahn-Situation im westlichen NRW“, betont Friedrich.

„Ersatzbauwerke für die Rheinbrücken der A 1 und der A 40, der Ausbau der A 57 sowie der Neubau einer Rheinquerung bei Köln-Godorf sind dringend nötig. Darüber hinaus möchten wir aber auch aktiv die Mobilität von morgen mitgestalten und deshalb sind wir auch dem Bündnis für Mobilität beigetreten, welches Verkehrsminister Wüst vor knapp einem Monat gegründet hat.“

Die Mitarbeiterzahlen im Chempark sind laut Friedrich weiter auf einem hohen Niveau. Zum Stichtag 31. Dezember 2017 lag die Zahl der Beschäftigten bei 30 876. Ein leichtes Plus von 260. Mit dieser Entwicklung nimmt auch die errechnete Nettolohnsumme zu. Sie liegt nun bei rund 875 Millionen Euro. Zwar sank die Zahl der Stammbelegschaft auf 20 617 — sehr viele der Arbeitsplätze sind aber in der Region geblieben. Zum Beispiel weil der Standort gewechselt wurde. Gleichzeitig bleibt der Chempark Leverkusen einer der größten Ausbilder in der Region: 1175 Auszubildende erlernen einen von über 20 naturwissenschaftlichen, technischen oder kaufmännischen Berufen. Damit sind über fünf Prozent der Stammbelegschaft Auszubildende.

Der Werkstoffhersteller Covestro treibt den Ausbau seines Standortes Leverkusen voran und wird ein neues Bürogebäude errichten. Das sogenannte „Campus-Projekt“ wird rund 700 Covestro-Mitarbeitern neue Arbeitsmöglichkeiten bieten und so den akuten Platzbedarf für das wachsende Unternehmen lösen.

In dem Bürogebäude will Covestro neue Formen der Zusammenarbeit und moderne Erkenntnisse der Arbeitsplatzgestaltung umsetzen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten vorab in speziellen Workshops ihre Ideen für das das neue Gebäudekonzept eingebracht.

Die Saltigo GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Spezialchemie-Konzerns Lanxess, hatte 2017 gleich doppelten Grund zu feiern: Das Zentrale Technikum Organisch (ZeTO) des Exklusivsynthese-Spezialisten am Standort Leverkusen blickte im vergangenen November auf 50 Betriebsjahre zurück. Das ZeTO macht rund ein Fünftel der Gesamtkapazität von Saltigo aus und nimmt mit seinen rund 220 Mitarbeitern wegen seiner Vielseitigkeit in der Produktion eine Sonderstellung ein. Passend zu diesem Jubiläum wurde zeitgleich das 2015 begonnene, umfangreiche Ausbau- und Modernisierungsprojekt abgeschlossen.

Im Chempark-Entsorgungs- und -Recyclingzentrum investiert Currenta weiter. Investiert werden insgesamt über 25 Millionen Euro in zwei Projekte: Der Bau eines neuen, zusätzlichen Katalysators für die Verbrennungsanlage hat bereits begonnen. Eine neue Feststoffisolierung mit vollautomatischen Filterpressen in der Waschwasserbehandlung ist bereits realisiert.