Bundestagswahl Wähler stimmen auch in NRW für den Wechsel: CDU gewinnt Wahl
Düsseldorf · Die CDU liegt bei der Bundestagswahl bundes- wie landesweit klar in Führung. Die SPD fährt ein historisch schlechtes Ergebnis ein.
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Wähler stimmen auch in NRW für den Wechsel: CDU gewinnt Wahl
Regierungswechsel in Deutschland: Die Union mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz hat die Bundestagswahl klar gewonnen - auch in seinem Heimatland Nordrhein-Westfalen. Die SPD stürzt ab. Die AfD erringt den dritten Platz - deutlich vor den Grünen. Die FDP schafft laut Hochrechnung von Infratest dimap (19.59 Uhr) weder im Bund noch in der Heimat von Parteichef Christian Lindner die Fünf-Prozent-Hürde. Falls sich das Ergebnis bestätigt, will der 46-jährige Wuppertaler aus der Politik aussteigen.
In NRW erreichten die Christdemokraten 30,1 Prozent. Bundesweit blieb die Union mit 28,6 Prozent unter der 30-Prozent-Marke. Die SPD landete weit abgeschlagen auf Platz zwei und kam auf 20,3 Prozent. Zuvor hatte sie ihr schlechtestes Ergebnis bei Bundestagswahlen in NRW 2017 mit damals 26 Prozent eingefahren.
Die AfD schaffte in NRW den dritten Platz. Bemerkenswert - auch wenn die Ebenen nicht direkt vergleichbar sind: Bei der Landtagswahl 2022 hatte die Partei hier nur einen Zweitstimmenanteil von 5,4 Prozent erringen können.
Jetzt rangieren die Rechtspopulisten hier mit 16,1 Prozent deutlich vor den Grünen, die auf einen Anteil von 12,6 Prozent kamen. „Rund ein Fünftel der Stimmen ging an eine in großen Teilen rechtsradikale Partei“, kommentierte NRW-Vizeregierungschefin Mona Neubaur bei X: „Ich habe Verständnis für alle, die jetzt in Sorge sind.“
Die FDP erreichte nur 4,4 Prozent. Die Linke kam auf 8,5 Prozent, das BSW auf 4,2 Prozent. Infratest dimap schätzte die Wahlbeteiligung in NRW auf 84,5 Prozent. Bei der Bundestagswahl 2021 hatten sich 76,4 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt.
CDU, SPD und Grüne besser als im Bund
CDU, SPD und Grüne schnitten in NRW allesamt besser ab als im Bund. Die AfD schaffte es hingegen deutschlandweit sogar auf den zweiten Platz mit 20,4 Prozent.
Bei der FDP gab es bei den Zahlen in Bund und Land nur einen geringen Unterschied - jeweils unter fünf Prozent. Damit wurden die Hoffnungen der Freidemokraten bitter enttäuscht, gerade im Heimatland ihres Spitzenkandidaten ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis einzufahren, um im Bund doch noch die Fünf-Prozent-Hürde überspringen zu können.
In der „Berliner Runde“ von ARD und ZDF kündigte Lindner am Abend an: „Wenn die FDP aus dem Bundestag ausscheidet, ist das völlig klar, dass ich dann auch aus der Politik ausscheide.“
CDU wetzt Scharte von 2021 aus
Die CDU kann mit ihrem NRW-Ergebnis wieder an ihre Erfolgsserie bei den Bundestagswahlen 2009, 2013 und 2017 anknüpfen. Lediglich bei der Bundestagswahl 2021 war die CDU auch hier unter ihrem damaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet auf 26 Prozent und damit ihr schlechtestes Bundestagswahlergebnis in NRW abgestürzt - gut drei Prozentpunkte hinter der SPD. Der Misserfolg war vor allem Querschüssen aus der Schwesterpartei CSU und einem unpassenden Lachen von Laschet im damaligen Flutgebiet zugeschrieben worden.
Mit Friedrich Merz ist die Union zum zweiten Mal in Folge mit einem Kanzlerkandidaten aus NRW in Rennen gegangen. Der Sauerländer hat der Hochrechnung zufolge die besten Chancen, Nachfolger von Olaf Scholz (SPD) im Bundeskanzleramt zu werden.
Merz will schnell zur Tat schreiten
Er wolle so schnell wie möglich eine handlungsfähige Bundesregierung bilden, sagte Merz in Berlin. „Ich weiß um die Verantwortung.“ Deutschland könne sich keine langatmige Regierungsbildung leisten.
Am Morgen hatte der 69-Jährige an seinem Wohnort im Hochsauerlandkreis gewählt. Bei strahlendem Sonnenschein war er in Begleitung seiner Frau Charlotte Merz zu Fuß gekommen.
Merz tritt im Hochsauerlandkreis zum wiederholten Male auch als Direktkandidat an und gewann ihn nach Angaben des Hochsauerlandkreises auch diesmal mit rund 47,7 Prozent. Bei der Bundestagswahl 2021 hatte er das Mandat mit 40,4 Prozent der Erststimmen gewonnen und war damit nach längerer Politikpause in den Bundestag zurückgekehrt. Das ländlich geprägte Hochsauerland ist eine Bastion der Christdemokraten: Bislang ging hier seit Bestehen der Bundesrepublik noch kein Direktmandat verloren.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst postete bei X: „Die Ampel ist krachend gescheitert und wurde abgewählt - die Menschen wollen einen Politikwechsel.“ Nun hätten die Parteien der Mitte die Verantwortung, Gespräche zu führen und Deutschland aus der Krise zu führen.
Das gute Abschneiden in NRW dürfte Landesparteichef Wüst besonders freuen. Bei der „Sonntagsfrage“, die sich auf Landtagswahlen bezieht, lag die CDU hier in den vergangenen Monaten sogar zwischen 37 und 41 Prozent und damit immer wieder weit über den bundesweiten Umfragewerten - ein gutes Vorzeichen für die Kommunalwahlen im September. Für den innerparteilichen Einfluss von Wüst, dem immer wieder Ambitionen auf höhere Ämter nachgesagt werden, ist das jedenfalls ein Pfund.
Die Ampel ist krachend gescheitert und wurde abgewählt – die Menschen wollen einen Politikwechsel. Jetzt tragen die Parteien der Mitte die Verantwortung, Gespräche zu führen und Deutschland aus der Krise zu führen. (1/2)
— Hendrik Wüst (@HendrikWuest) February 23, 2025
Der aus Duisburg stammende Bundesparteichef der Grünen, Felix Banaszak, sprach trotz der starken Zustimmung für Union und AfD von einer wachsenden Zahl an Menschen, die eine progressive Politik wollten und den Rechtsruck nicht akzeptierten, sondern diesem etwas entgegensetzen wollten. Der Grünen-Politiker bekräftigte ebenfalls den Willen seiner Partei zur Regierungsbildung. „Unsere Verantwortungsbereitschaft ist immer da. Deshalb muss man schauen, was geht.“
Tiefpunkt für die SPD
Der SPD-Landesvorsitzende Achim Post sagte: „Der heutige Abend ist ein äußerst bitterer Moment für die SPD.“ Die gesamte Partei habe in den vergangenen Wochen trotz schwieriger Ausgangslage mit großem Einsatz gekämpft. Den Mitgliedern gegenüber bestehe die Verpflichtung, diesen Tiefpunkt in einen Wendepunkt für die SPD zu verwandeln.
Die nordrhein-westfälische AfD forderte eine Beteiligung an der nächsten Bundesregierung. „Der Wählerwille ist klar, es muss eine Regierungsbeteiligung der AfD geben“, sagte Landesparteichef Martin Vincentz. Die Partei sei „der eindeutige Wahlsieger“.
NRW hat besonderes Gewicht
Im bevölkerungsreichsten Bundesland waren 12,6 Millionen Bürger aufgerufen, ihre Stimmen abzugeben. NRW hat damit ein besonderes Gewicht bei der Wahl, denn nach Angaben der Landeswahlleiterin leben dort etwa ein Fünftel aller Wahlberechtigten in Deutschland. Insgesamt stellten sich allein in NRW 697 Männer und Frauen in 64 Wahlkreisen zur Wahl.
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