Bildung in der Corona-Pandemie NRW ermöglicht Distanzunterricht in Schulräumen für Schüler aller Klassen

Düsseldorf · Distanzunterricht in der Schule - das klingt wie ein Widerspruch in sich. Aber in NRW ist genau das ab Montag möglich. Eine entsprechende Mail an die Schulen gibt es bereits.

Die Schulministerin Yvonne Gebauer kündigte die Entscheidung am Donnerstag im Landtag an.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Schüler aller Klassen von Stufe 1 bis 13 können ab Montag (1. Februar) auch in den Schulen am Distanzunterricht teilnehmen, wenn sie zu Hause nicht das Umfeld dafür haben. Das kündigte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Donnerstag im Landtag ein. Eine entsprechende Schulmail ging an die Schulen in Nordrhein-Westfalen. Bisher standen im Corona-Lockdown die Schulen nur für Notbetreuungen von Schülern der Klasse 1 bis 6 offen.

Corona in NRW: Distanzunterricht-Angebot in der Schule wird durch die Schulleitungen angeboten

Die Teilnahme an dem erweiterten Angebot wird den Eltern oder volljährigen Schülern durch die Schulleitung unterbreitet. Die Teilnahme ist freiwillig. Das Unterstützungsangebot könne aber nicht von den Eltern selbst initiiert werden, heißt es in der Mail. Den Schülern werde die Möglichkeit gegeben, am Distanzunterricht in Räumen der Schule „unter Aufsicht des nicht am Distanzunterricht beteiligten schulischen Personals teilzunehmen“. Ein zusätzlicher Präsenzunterricht finde für sie in der Schule nicht statt. „Die Schülerinnen und Schüler nehmen also – auch wenn sie sich in der Schule befinden – an ihrem Distanzunterricht teil.“

Corona-Distanzunterricht in NRW wird bis 12. Februar fortgesetzt

Der Distanzunterricht in NRW wird zunächst bis 12. Februar fortgesetzt. Das hatte Gebauer bereits angekündigt. In dieser Zeit sollten grundsätzlich keine Klassenarbeiten und Klausuren geschrieben werden, heißt es weiter in der Schulmail.

Gebauer zeigte sich erneut offen für umfassende Wechselmodelle von Präsenz- und Distanzunterricht. Wenn Schulen und Verbände damit durch die nächsten Wochen kommen wollten, „dann kann es selbstverständlich auch Wechselmodelle geben.“ Das gehe aber nicht isoliert nur in einer Stadt, sondern müsse nach fairen Regeln für alle Schulen in NRW erfolgen. Nach wie vor sei aber Präsenzunterricht für sie die „erste Wahl“, sagte die FDP-Politikerin. Denn „ehrlicherweise“ bedeute auch ein Wechselmodell für die Hälfte der Schüler Distanzunterricht. „Ich werde es nicht zulassen, dass das Virus grundlegende Rahmenbedingungen für Schule und damit für das soziale Miteinander von Millionen von Schülern, Lehrkräften und Eltern verändert“, betonte Gebauer.

NRW: SPD und Grüne werfen Gebauer Konzeptlosigkeit vor

SPD und Grüne warfen Gebauer indessen vor, keine Konzepte für den weiteren Schulbetrieb in der Corona-Pandemie zu haben. Eine systematische Vorbereitung oder Planungssicherheit für den Betrieb nach dem 14. Februar gebe es nicht, sagte der stellvertretende SPD-Fraktionschef, Jochen Ott. Die Schüler seien bis Mitte Februar dann insgesamt schon acht Wochen zuhause. „Sie müssen jetzt regieren und mit Wechselmodellen die Sicherheit geben, wie es nach dem 14. Februar weitergehen kann“, forderte Ott. Bund und Länder hatten den Corona-Lockdown mit Schließungen auch der Schulen bis zunächst 14. Februar beschlossen.

Die Grünen-Schulexpertin Sigrid Beer sagte: „Wir brauchen Verlässlichkeit für dieses Schuljahr.“ Niemand gehe davon aus, dass die Schulen nach Mitte Februar wieder in den Präsenzunterricht gehen könnten. Welche Vorkehrungen Ministerin Gebauer dafür treffe, wisse man aber nicht. Schon das jetzt endende erste Schulhalbjahr sei für viele Schüler wegen der Corona-Pandemie von Quarantäne-Zeiten und Unterrichtsausfällen geprägt gewesen. Dass der derzeitige Distanzunterricht zudem eine „unterschiedliche Qualität“ habe, „gehört auch zur Wahrheit“, sagte Beer.

In der hitzigen Debatte gerieten Gebauer und Beer aneinander. Die Grünen-Abgeordnete warf Gebauer vor, in der Regierung eine „lame duck„ (lahme Ente) zu sein. Die Ministerin verwies auf ihre Leistungsbilanz von der „geräuschlosen Umstellung“ vom G8 auf G9 an den Gymnasien bis zum Ende der „Grabenkämpfe“ um die Inklusion. Die rot-grüne Schulpolitik sei dagegen seinerzeit von „Totalversagen“ und „schulpolitischer Depression“ geprägt gewesen. Beer ereiferte sich anschließend so lange, bis ihr wegen Überschreitung der Redezeit das Mikrofon abgedreht wurde.

Angesichts der Ausfälle infolge der Pandemie sollten Halbjahreszeugnisse aus Sicht der SPD in der Sekundarstufe I dieses Jahr grundsätzlich nicht vergeben werden - außer in den Abschlussjahrgängen und bei Schulwechsel. Alle Schüler sollten außerdem automatisch versetzt werden. SPD und Grüne wollen für Schüler im achtjährigen gymnasialen Bildungsgang die Möglichkeit, jetzt noch auf den neunjährigen wechseln zu können. Die SPD ist außerdem für einen „Freischuss“ bei den Abiturprüfungen. Das hatte Gebauer bereits zurückgewiesen. Auch die FDP-Politikerin Franziska Müller-Rech sagte: „Mit uns wird es 2021 kein rot-grünes Gummi-Abitur geben.“

Der AfD-Schulpolitiker Helmut Seifen nannte Schulschließungen unverantwortlich und rücksichtslos. „Entlassen Sie die Kinder endlich aus ihren Gefängnissen und geben Sie ihnen die Freiheit zurück“, sagte er.

(dpa/lnw)