Im Kampf gegen Kinderpornografie Das sind die neuen Datenspeicher-Schnüffler der NRW-Polizei

Neuss · Die NRW-Polizei hat ihre erste fünf Spürhunde für Datenträger. Sie sollen bei Fällen wie dem Kinderporno-Fund auf dem Campingplatz von Lügde zum Einsatz kommen.

Datenspeicher-Spürhund „Ali Baba“ auch genannt „Flauschi“ hat auf einer Bank ein Mobiltelefon gefunden.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Emsig schnüffelt die Fellnase von „Flauschi“ an dem Computerregal entlang. Der Schäferhund-Mischling, der eigentlich Ali Baba heißt, wuselt so aufgeregt und schnell durch die Räume, dass Führerin Christina Guse seiner Energie ein klares Ziel geben muss. Immer wieder zeigt sie deutlich auf die Stellen der Wohnung, die „Flauschi“ genauer unter die Nase nehmen soll. Eine Fernbedienung, ein Computerbildschirm – der Hund lässt sie links liegen. Doch ganz plötzlich bleibt er wie angewurzelt stehen, regt sich überhaupt nicht mehr. Ein lauter Klick ertönt, dann wirft Christina Guse „Flauschi“ sein Lieblingsspielzeug zu. Der Hund ist selig, das ist die erhoffte Belohnung für ihn. Die Polizistin greift in das Regal, vor dem ihr vierbeiniger Partner angezeigt hat, und zieht ein verstecktes Handy heraus.

„Flauschis“ Durchsuchung ist Teil der Präsentation in einer präparierten Tatortwohnung. Sie dient der nordrhein-westfälischen Polizei zu Übungszwecken im Neusser Ausbildungszentrum des Landesamtes für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP). Dort hat Innenminister Herbert Reul (CDU) am Dienstag die Zertifikate an NRWs erste fünf Datenspeicher-Spürhunde im Dienst der Polizei vergeben – oder besser: an deren Diensthundeführer. Sie sollen mit Ali Baba, Herr Rossi, Jupp, Odin und Theo künftig in Fällen wie dem Missbrauchs- und Kinderpornografieskandal von Lügde zum Einsatz kommen.

Nur 20 Tage brauchten die Hunde, um Speichermedien zu finden

Bei den Durchsuchungen auf dem Campingplatz, auf dem viele Kinder missbraucht und dabei gefilmt worden waren, war ein solcher spezialisierter Spürhund bereits zum Einsatz gekommen und hatte in einer Sesselritze noch einen USB-Stick aufgespürt, als die menschlichen Ermittler eigentlich schon fertig waren – „Artus“ allerdings war nur eine Leihgabe der sächsischen Justiz. Dabei hat die NRW-Polizei selbst bereits 318 Diensthunde, die etwa Leichen, Drogen, Brandmittel und Bargeld erschnüffeln können; 305 von ihnen sind verteilt auf die Kreispolizeibehörden im Land, wo sie auch als Schutzhunde etwa bei Demos und Fußballspielen eingesetzt werden.

Die Fortbildung für die fünf Datenspeicher-Spürhunde, allesamt bereits auf Rauschgift trainiert, dauerte lediglich 20 Tage. „Wir mussten nur Gerüche draufsatteln“, erklärt Carsten Pitzer, beim LAFP Fachkoordinator für das Diensthundewesen. Was genau es ist, das die Hunde bei Speichermedien wie CDs oder Datensticks erkennen, sei aber ein Betriebsgeheimnis.  Nur so viel: „Über den Spiel- und Beutetrieb kann man den Tieren fast alles beibringen.“ Ali Baba, Jupp und Co. finden CDs, Festplatten, USB-Sticks, Smartphones und sogar kleinste Speicher- oder Simkarten.

„Für mich als Laien ist es immer wieder erstaunlich, was Diensthunde bei der Polizei leisten“, sagt Minister Reul. Aber auch die Hundeführer, die sich immerhin auch privat um ihre Partner auf Pfoten kümmerten. „Das braucht Kenntnis, das braucht Sensibilität“, verdeutlicht der oberste Dienstherr. Und im Fall der Datenspeicherspürhunde wohl auch viel werden reisen müssen – denn NRW ist eine der ersten deutschen Polizeien, die sie einsetzt, die sicherzustellenden Datenmengen im Zusammenhang mit Kinderpornografie-Ermittlungen aber steigen ständig in ganz Deutschland weiter an. Gehalten werden die fünf neuen Ermittler für den Kampf gegen diesen Datenwust in Köln und Recklinghausen, können von dort aber bundesweit angefordert werden. „Ein gut ausgebildeter Hund ist der beste Freund des Ermittlers“, macht Reul deutlich. „Die Tiere gehören zur Polizei wie Blaulicht und Sirene.“