Die neue Basisbibel soll mit moderner Sprache bei Jugendlichen punkten – es ist nicht der erste Versuch bei diese Zielgruppe zu erreichen Das Wort Gottes kommt in Himmelblau oder Pink

STUTTGART · . Bis zu 3000 Jahre alt sind die Texte der Bibel. Wie im Zeitraffer klingen da die 17 Jahre, die es gekostet hat, um die sogenannte Basisbibel als vollständige Ausgabe mit Altem und Neuem Testament auf den Markt zu bringen.

Frank Otfried July, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Württemberg, hält eine Ausgabe der „Basisbibel“ in den Händen.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Verständlicher soll die neue Übersetzung der hebräischen, aramäischen und griechischen Urtexte sein. Mit kurzen Sätzen, einer klaren Sprache und in auffälligem Design.

Das kleine Büchlein in peppigen Farben und mit weißem Kreuz auf dem Cover will nichts weniger sein als die Heilige Schrift für das elektronische Zeitalter, die „Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert“, wie es Christoph Rösel, Generalsekretär der Bibelgesellschaft, zum Verkaufsstart formuliert. Das 40-köpfige Übersetzerteam habe sich dennoch eng an den Urfassungen orientiert.

So biblisch wie nötig, so einfach wie möglich, könnte es bei der Basisbibel auch heißen. Denn langatmige Verschachtelungen und altbackene Begriffe werden dort abgelöst von Sätzen, die in der Regel nicht länger als 16 Wörter sind. Alle Informationen eines Satzes sind klar gegliedert, Schachtelsätze sind tabu. Zentrale Begriffe der Bibel wie „Gnade“, „Messias“ und „Reich Gottes“ werden nicht umschrieben, sondern in einem kurzen Text am Seitenrand erläutert. Der Text sei außerdem für das Lesen an Bildschirm und Display konzipiert. „In keiner anderen Übersetzung wurde das bislang in dieser Art berücksichtigt“, lobt die Bibelgesellschaft.

Denn die Generation Internet liest vor allem Chats, E-Mails, Schlagzeilen und Blogbeiträge. Intensiv beschäftigen sich junge Menschen nur noch selten mit schwerer zu greifenden Texten. Ziel sei es daher, vor allem ihnen einen Zugang zur Bibel zu ermöglichen. „Wir wollen in unseren Kirchen eine verständliche Sprache sprechen. Das gilt bei aller nötigen Fremdheit auch für die Texte der Bibel“, sagt Annette Kurschus, die stellvertretende Ratsvorsitzende der EKD und Aufsichtsratsvorsitzende der Bibelgesellschaft.

Als Basisbibel liegt das Neue Testament bereits seit 2010 vor, zwei Jahre später erschienen die Psalmen in der neuen Übersetzung. Bereits 200 000 Exemplare des Mammutprojekts in seinen Teilausgaben sind verkauft worden, es ist als gedrucktes Buch ebenso zu haben wie als Hörbuch, kostenlos im Internet und in einer App.

Die „Volkxbibel“ kam bei
der Kirche nicht gut an

Andere Übersetzungen gehen deutlich weiter. Im Bemühen, das angestaubte Image des Buches der Bücher zu polieren und die Attraktivität der Texte für junge Menschen zu steigern, haben sich unabhängige Projekte und auch Bibelverlage mit Comics, provokanter Slangsprache und modernem Layout auf dem Markt platziert. Traditionelle Bibelleser dürften die Heilige Schrift zum Beispiel nur noch schwer wiedererkennen, wenn sie die „Volkxbibel“ in die Hand nehmen, ein offenes und durchaus gewagtes Buchprojekt, das sich seit dem Jahr 2005 immer wieder erneuert.

Da wird in der Sprache der Jugend das „Salz der Erde“ aus der Bergpredigt zu einem Vergleich mit einem Kühlschrank, ohne den die Welt vergammeln würde, das „Licht der Welt“ zu einem „ultrahellen LED-Strahler“ und der in einer Tiefgarage geborene Jesus „wird seine Leute aus dem Dreck retten, in dem sie stecken, wegen den Sachen, wo sie Mist gebaut haben“. Vor allem die Kirche geht mit einem solchen Versuch hart ins Gericht. „Gotteslästerlich“ sei das, „ein ziemlich gruseliges und peinliches Elaborat“.