Verkehr in Leverkusen Stadt versucht erfolglos, den Wald aus Verkehrsschildern zu lichten
Leverkusen. · 2019 waren es 12 414 Verkehrszeichen, 75 mehr als im Jahr zuvor.
Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen... innerstädtisch ist das Sprichwort schnell passend gemacht: Das Schild vor lauter Schildern nicht sehen. Ein Problem, mit dem sich unter anderem der ADAC seit Jahren beschäftigt. Denn die „Informationsflut am Straßenrand überfordert die Autofahrer. Wirklich wichtige Verkehrszeichen werden nicht mehr wahrgenommen“, warnt der Automobilklub. Und rät Städten unter anderem: „Konzentrieren Sie sich auf die wirklich wichtigen Schilder.“ Der Klub hat mit etlichen Städten und Gemeinden schon Schilderwälder gelichtet. In Leverkusen macht sich die Stadt alleine auf ins Schilderdickicht und liefert Statusmeldungen ab.
Die jüngste, es ist die mittlerweile 15., stammt aus Januar 2020: „Der Rat der Stadt Leverkusen hat in seiner Sitzung vom 16.02.2009 beschlossen, die Reduzierung der Schilderdichte beizubehalten. Die Verwaltung soll in regelmäßigen Abständen einen aktuellen Bericht über die Anzahl der abgebauten Schilder im Stadtgebiet vorlegen“, heißt es da. Dann wird es konkret: Im Jahr 2018 seien im Stadtgebiet insgesamt 190 neue Verkehrszeichen und 225 Zusatzzeichen errichtet worden. Aber: Im gleichen Zeitraum auch 121 Verkehrszeichen und 149 Zusatzzeichen abgebaut. Ein Jahr später, also im vergangenen Jahr, stellt die Stadt 294 neue Verkehrszeichen und 369 Zusatzzeichen auf und baute 168 Verkehrszeichen und 138 Zusatzzeichen ab. Das klingt erstmal nicht nach „Lichten“, sondern eher nach Verdichten, denn jeweils wurden mehr Schilder auf- als abgebaut.
Die Stadt hat dafür aber eine Begründung parat: „Die Notwendigkeit dieses Beschilderungsaufwandes ergibt sich insbesondere durch die Umsetzung der von den Bezirksvertretungen beschlossenen Öffnungen von Einbahnstraßen für Radfahrer sowie der Beschilderung der eingerichteten bzw. geänderten Parkraumbewirtschaftungszonen.“
Parkraumbewirtschaftung machte viele zusätzliche Schilder nötig
Zur Erinnerung, im vergangenen Jahr hatte die Stadt unter anderem in Opladen, etwa rund um die Wiembachallee, und in Schlebusch auf dem Marktplatz und in anliegenden Straßen die Parkraumbewirtschaftung eingeführt, Automaten aufgestellt und Schilder, die etwa auf die Parkscheibenpflicht und andere Parkregelungen hinweisen. Apropos erinnern: Auf der Zeitschiene geht es noch einen Schritt zurück: Zwei Jahre zuvor hatte das Straßenverkehrsamt mit einer erhöhten Tempo-Limit-Schilderdichte in Wiesdorf für Aufregung gesorgt: Spielstraße, Tempo 10, Tempo 30, Tempo 50 und das eher seltene Tempo 20 waren da zu finden, zudem Tempobegrenzungen für etliche 100 Meter.
Die Gesamtzahl, die die Stadt im aktuellen Statusbericht nennt, ist denn auch gewaltig: In Leverkusen stehen insgesamt 12 414 Verkehrszeichen und 3291 Zusatzzeichen. Umgerechnet auf die 499,3 Straßenkilometer in der Stadt ergebe sich so eine Schilderdichte von durchschnittlich 31,45 Zeichen pro Kilometer, hat die Verwaltung für den neuen Bericht an die Politik ausgerechnet. Und schickt ein Versprechen hinterher: „Der Fachbereich Bürger und Straßenverkehr ist weiterhin bemüht, die Schilderdichte im Rahmen der straßenverkehrsrechtlichen Vorgaben zu reduzieren.“
Ob das klappt, ist Anfang 2021 nachzulesen: „Der nächste Sachstandsbericht zum Abbau Schilderwald für das Jahr 2020 wird Anfang 2021 veröffentlicht“, kündigt die Stadt an.