Poetry Slam Der Wettkampf der Wortakrobaten
Düsseldorf · Die Meisterschaften im Poetry Slam gingen im Zakk über die Bühne. Coronabedingt traten zunächst nur Teams an.
Die Deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften gelten als Europas größtes Festival der Live-Literatur und gleichzeitig als Sprungbrett für talentierte Wortkünstler in eine vielversprechende Karriere. Dabei treten Newcomer mit Szenegrößen in den Wettstreit. Doch natürlich hat die Corona-Pandemie auch Einfluss auf die Austragung der Meisterschaften gehabt. Die Veranstaltung ganz abzusagen, ist für die Organisatoren keine Option gewesen. Nach langem Hin und Her entschieden sie, das Festival aufzuteilen. In diesem Jahr würden die Teams um den Titel kämpfen und im Frühjahr 2021 sollen die Einzelwettbewerbe über die Bühne gehen.
Die aktuellen Entwicklungen zwangen die Veranstalter erneut umzuplanen. Ursprünglich waren die Ausscheidungen im Halbfinale auf zwei Durchläufe am Freitagabend im Zakk vorgesehen, das große Finale sollte am Samstag dann in der Tonhalle steigen. Kurzfristig musste es ebenfalls in den großen Saal des Kulturzentrums an der Pinienstraße verlegt werden.
Dort, wo normalerweise 800 Zuschauer die Poetry Slammer anfeuern, unterstützten diesmal 80 Fans die Wortakrobaten bei den beiden Durchläufen für das Halbfinale am Freitagabend und ebenso beim Finale der deutschsprachigen Meisterschaften am Samstag. Zwei Teams hatten ihre Teilnahme am Halbfinale abgesagt. So kämpften am Ende noch zwölf Teams in zwei Runden um den Einzug ins Finale.
An beiden Abenden streamte das Zakk über den Youtube-Kanal der „Poesieschlacht“ den Wettbewerb ins Netz. Rund 400 Fans schauten von zu Hause aus zu. Parallel liefen die Kommentare im Live-Chat auf Hochtouren. Sechs Minuten hatten alle Teams Zeit, eigene Texte vorzutragen. Wer überzog, wurde musikalisch ausgebremst, wie Michael Schumacher und Eva-Lisa von „Reife Eier“, die das Ei in seinen vielfachen Aggregatzuständen durchdeklinierten.
Das Wertespektrum für die Punkte an die Wortpoeten lag zwischen 0,0 bis 10,0. Diese wurden von einer siebenköpfigen Publikumsjury an die sechs Finalisten-Teams vergeben. Dabei wurde die Stelle nach dem Komma im Stechen der beiden Besten noch entscheidend. Aylin Celik und DJ Dramatic Pause! sorgten für die musikalische Untermalung des Programms. Sandra DaVina und Bernard Hoffmeister übernahmen die Moderation.
Die Reihenfolge der Finalisten wurde zuvor ausgelost. Den Wettbewerb eröffnete das Duo „Die Anderen“ alias Florian Schreiber und Sven Eric Jansen mit einem vermeintlichen Kriminalfall´, in dem sich der Charakter einer Geschichte gegen seinen Autor auflehnt. Zwischen jedem Auftritt wurden die Mikrofone der Akteure zur Infektions-Vorbeugung ausgetauscht und desinfiziert.
Henrik Szanto und Jonas Scheiner von „Kirmes Hanoi“ übten sich im gemeinsamen Sprechen und sinnierten über Selbstzweifel des Künstlers beim Auftritt vor Publikum, während Jann Wattes und August Klar von „Rabatt auf Alienzubehör“ am liebsten das Finale selbst moderiert hätten und mit ihrem schrägen Wortwitz, das Publikum begeisterten. Starke Konkurrenz für Therese Sperling und Sebastian Hahn, die das Publikum beim „Unterricht mit Psychos“ mit auf eine Parforce-Jagd durch die Geschichte der Literatur nahmen. Als letztes Team gingen „Kein und Adel“ alias Michael Goehre und Marius Hanke mit einem Dramolett über eine Partnervermittlung ins Rennen um Pokal und Siegerkranz.
Im Stechen der beiden bestplatzierten Teams setzten sich am Schluss „Unterricht mit Psychos“ mit einem Märchen gegen das Live-Hörspiel von „Rabatt auf Alienzubehör“ als deutschsprachige Poetry Slam-Meister durch. Glückwunsch!