Volleyball Der Traum von der 3. Liga

Düsseldorf · Die Regionalliga-Volleyballerinnen des DSC 99 sind nach vier Siegen in Folge nah an die Aufstiegsplätze gerückt.

DSC-Spielerin Eva Herrmann in ihrem Element.

Foto: RP/Ralph-Derek Schröder

(faja) Ein Leben ganz ohne Volleyball? Nur schwer vorstellbar – zumindest für Eva Herrmann. Die Erfahrung musste die Außenangreiferin des Regionalligisten DSC 99 zu Beginn der laufenden Spielzeit machen. Sie hatte sich im Sommer beim Schneiden einer Avocado Nerven und Sehnen an der Hand durchtrennt, musste sechs Wochen Gips tragen und fiel für die gesamte Saisonvorbereitung aus. „Da habe ich gespürt, wie unglaublich wichtig mir der Sport ist, welch großen Raum Volleyball in meinem Leben einnimmt“, sagt die 24-Jährige. „Mir haben die Turnhallen gefehlt, die Übungsstunden, meine Mitspielerinnen, das gemeinsame Training mit der Mannschaft – das war sehr schmerzhaft.“

Die Außenangreiferin agiert nach verheilter Verletzung wieder beschwerdefrei, hat zurückgefunden und sich mit ihrer Sprungstärke, ihrem variablen Spiel und ihren starken Aufschlägen in einem Team etabliert, das eine grandiose Saison spielt. Es rangiert gerade auf Platz drei und will mit einem weiteren Sieg am Sonntag bei Freier Grund in Neunkirchen den Druck auf das in der Tabelle führende Duo RSV Borken II und SV BW Aasee erhöhen.

Viermal in Folge hat die klassenhöchste Frauen-Volleyball-Mannschaft der Stadt zuletzt gewonnen und das Ziel damit weiter vor Augen. „Unser Traum ist der Aufstieg in die 3. Liga“, sagt Herrmann. Danach sah es zu Beginn der Saison gar nicht aus, auch wenn Trainer Enno Schulz Optimist blieb und vom Saisonziel „oben mitspielen“ nie abrückte.

Ob ihr Fehlen zu Saisonbeginn einer der Gründe für den durchwachsenen Start war? Herrmann will das so nicht sehen. Sie fühlt sich als Teil eines Ganzen, als eines von vielen Rädchen im Gefüge. „Wir haben einen großen Kader, sind in der Breite sehr gut aufgestellt, haben alle Positionen mehrfach und gleich stark besetzt. Kein Ausfall wiegt da schwer, jede Spielerin ist bei uns gleichwertig ersetzbar. Und das macht die Mannschaft gerade so stark.“ Die Spielerinnen hätten zu Saisonbeginn die Abläufe nicht verinnerlicht gehabt, noch nicht ideal miteinander funktioniert. Das sei allen in der Liga zu Saisonbeginn so ergangen. „Auf Strecke setzen sich dann die lernfähigsten Mannschaften durch – mit den Spielerinnen, die sich am schnellsten zu einem Team zueinanderfinden, die sich gemeinsam von Woche zu Woche besser verstehen, die fähig sind, sich von Training zu Training zu steigern.“ Die Stärke des DSC 99 ist die gewachsene Homogenität und der Zusammenhalt.

Und im Spiel der Aufschlag. „Die Angabe kann in dieser Liga viel ausmachen“, sagt Herrmann. „Wir sind darin ganz gut, können an guten Tagen durch unsere starken Angaben viel Druck erzeugen.“ Herrmann ist glücklich mit ihrem Team. Mit neun Jahren begann sie beim TV Erkelenz mit Volleyball, vor fünf Jahren ging sie zum DSC 99, pendelte lange von Erkelenz nach Düsseldorf. Seit zwei Jahren wohnt sie in der Stadt. Hier arbeitet die Diplom-Finanzwirtin im Finanzamt, hat zum Training nur einen kurzen Weg.

„Ich spiele in der besten Mannschaft, die ich mir vorstellen kann“, sagt sie. Gerade zahle sich der behutsame geduldige Aufbau der Truppe aus, die im Sommer noch einmal verstärkt wurde. In der vergangenen Saison sei das Potenzial erstmals wirklich sichtbar gewesen. Da war die Truppe, die eigentlich nur den Klassenerhalt als Ziel hatte, völlig überraschend in die Aufstiegsrunde eingezogen und hatte kurz sogar an Platz dreigeschnuppert. Das sei ein Aha-Erlebnis gewesen, so Herrmann. „Mit dem Wissen um unser Können sind wir in diese Saison gestartet.“ Nun gilt es das Selbstbewusstsein mit Demut so aufs Parkett zu bringen, dass dabei regelmäßig drei Punkte herausspringen .