Ministerin Yvonne Gebauer (FDP): Kein Wechselmodell für Schulen Distanzunterricht nur letzter Ausweg
DÜSSELDORF · (dpa). Hitzige Diskussionen lieferten sich Regierung und Opposition am Mittwoch im Landtag über den Schulunterricht in Corona-Zeiten. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) erteilte einem generellen Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht erneut eine Absage.
Erst wenn alle anderen Maßnahmen wie zum Beispiel ein zeitlich versetzter Unterrichtsbeginn ausgeschöpft seien, dann sei es „selbstverständlich“, dass Schulen in ein solches Wechselmodell gehen könnten. Gebauer hatte zuvor der Stadt Solingen untersagt, Klassen an den weiterführenden Schulen wegen der hohen Zahl an Corona-Neuinfektionen zu halbieren und die Schüler im Wechsel daheim und in den Schulräumen zu unterrichten.
NRW-Familienminister Joachim Stamp sprang seiner FDP-Parteikollegin bei und sagte, die Bildungschancen aller Kinder in NRW müssten „vollumfänglich erhalten“ bleiben. „Jeder Tag ohne Kita oder Schule ist ein verlorener Tag“, sagte der stellvertretende Regierungschef. „Flächendeckende Schließungen von Kitas und Schulen wird es mit uns nicht geben.“
SPD-Oppositionsführer Thomas Kutschaty appellierte an die schwarz-gelbe Landesregierung, einen gesellschaftlichen Konsens im Kampf gegen das Coronavirus zu suchen. „Wir sind jetzt in einer sehr kritischen Phase“, sagte der SPD-Fraktionschef. „Die schwerste Strecke kommt jetzt aber noch.“ Die Landesregierung behandle mit ihrer Blockadehaltung Lehrer und Bürgermeister wie Gegner. Sie seien aber keine Gegner, und die SPD-Opposition sei es „zumindest in der Pandemie“ auch nicht. Die Landesregierung habe sich jedoch etwa beim Streitthema Schulunterricht „verrannt“ und stecke in einer Sackgasse fest.
Kutschaty warf der Landesregierung vor, keine Strategie zu haben, wie das Virus im Winter in Schach gehalten werden könne. „Die Infektionszahlen steigen und die Intensivstationen laufen voll.“ Es dürfe keine Engpässe geben. Grünen-Fraktionschefin Josefine Paul forderte die Landesregierung auf, den Landeskrisenstab zu aktivieren. Es gebe insgesamt 59 Krisenstäbe in ganz NRW, 58 davon seien aktiv, nur der Krisenstab im Innenministerium nicht. „Das Agieren der Landesregierung ist nicht nur kurzsichtig, sondern einfach fahrlässig.“