Tierschutz im Rhein-Kreis Neuss Dormagener Tierheim droht das Aus

Dormagen · Das Dormagener Tierheim steckt in einer existenzbedrohenden finanziellen Krise. 2026 könnte bereits Schluss sein – ein Albtraum für die Tiere und die Mitarbeitenden dort. Doch noch kann die Situation abgewendet werden.

Ein Aus des Dormagener Tierheims wäre für die Tiere und die Angestellten dort ein Albtraum.

Foto: Melanie Zanin/Melanie Zanin(MZ)

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Dormagener Tierheims waren im Jahr 2024 sehr fleißig. Die Bilanz zu Jahresende zeigt 220 aufgenommene Hunde, diverse kastrierte und ebenfalls aufgenommene Straßenkatzen, sehr viele Sicherstellungen in Zusammenarbeit mit den Veterinärämtern und auch um die Wildtierversorgung kümmert man sich hier. Doch damit könnte es in absehbarer Zeit vorbei sein. Denn das Tierheim geht mit einem Minus von circa 120.000 Euro aus dem Jahr. „Wenn wir so weiter machen, ist übernächstes Jahr Schluss“, sagt Babette Terveer, Vorsitzende des Tierheims.

Bereits im Februar war die finanzielle Schieflage im Dormagener Tierheim bekannt gemacht worden. Seitdem verschärfe sich die Situation stetig: Produkte und Dienstleistungen, auf die das Tierheim angewiesen sei, haben sich über die letzten Monate weiter verteuert. Die Höhe der Spendeneingänge bleibe dagegen unverändert. Das Minus wachse und das Tierheim habe sein Einsparpotenzial ausgereizt, erklärt Terveer. „Wir verbrauchen gerade die Reste einer Erbschaft – dafür war die aber nicht gedacht. Die lieben Menschen, die uns Gelder vererben, tun das, damit wir damit das Tierheim sanieren und Neues für die Tiere bauen können“, sagt die Tierschützerin frustriert.

Davon abgesehen, dass das Tierheim gerade sein Restbudget aufzehrt, fehlt es dort auch an Personal: Seit anderthalb Jahren suche das Tierheim bereits aktiv nach mindestens einer weiteren Arbeitskraft. Doch bisher ohne Erfolg. Terveer berichtet: „Die Situation ist personell gerade eben so tragbar. Aber in dem Moment, wo zwei Leute ausfallen, sind wir nicht mehr handlungsfähig. Sowas passiert ja schnell – zum Beispiel wenn zwei Leute Corona haben. Dann können wir das Tierheim theoretisch nicht aufrechterhalten.“ Für sie ist das ein großes Dilemma: Einerseits muss das Tierheim personell dringend aufgestockt werden, andererseits kann sie sich eigentlich keine weitere Arbeitskraft leisten. Die Tierschützerin berichtet: „Wenn wir jetzt noch jemanden einstellen, wird sich unser Jahresminus noch mal um das Gehalt der Person, also 30.000 bis 40.000 Euro, erhöhen.“

Perspektivisch droht dem Tierheim bereits 2026 das Aus, wenn sich die Situation nicht schnell ändert. Die Tiere müssten dann auf Übernahmevereine umverteilt werden. Das dürfte sich schwierig gestalten, denn von anderen Tierheimen im Umkreis weiß Terveer, dass diese selbst an den Kapazitätsgrenzen arbeiten. „Das wäre echt ein Albtraum. Wir haben hier einige Langzeitsitzer – also Tiere, die teilweise schon jahrelang ihre Bezugstierpfleger haben. Abgesehen davon arbeiten hier auch Menschen seit 15 oder 20 Jahren – die würden dann auch ihre Arbeitsplätze verlieren. Und die Wildtierversorgung, die wir ja auch übernehmen, wird noch wackliger“, führt sie aus. Aber so weit will die Tierfreundin es nicht kommen lassen.

Bürgermeister sucht
mit nach einer Lösung

„Die Stadt Dormagen hat immer ein sehr offenes Ohr für unsere Probleme und hat uns auch noch nie im Stich gelassen“, betont Terveer. „Wir haben uns jetzt auch schon an den Bürgermeister gewandt, der sich wirklich viel Zeit für uns genommen hat und auch mit uns zusammen nach Lösungen sucht.“ Erik Lierenfelds Bereitschaft und Einsatz für das Tierheim lobt Terveer explizit – und erhofft sich ähnliche Entwicklungen nun im Austausch mit der Stadt Pulheim, mit der das Tierheim ebenfalls Verträge hat. Ein Tierheim zu betreiben – inklusive Tierarztkosten, die ebenfalls gestiegen seien – koste circa 300.000 Euro pro Jahr. Anteilig komme das Geld bereits von den Städten und Gemeinden, wobei deren Beiträge sich in der Höhe teilweise stark unterscheiden würden. „Den Rest müssen wir ohnehin schon durch Spenden, Fundraising und Vermittlungsgebühren stemmen. Es gibt aber für uns einfach keine Möglichkeiten mehr, die wir ausschöpfen können“, erklärt Terveer.

Ihr konkreter Wunsch: „Dass wir mit Städten und Kommunen Verträge aushandeln können, die zumindest unsere Personalkosten abdecken.“ Die 150.000 Euro, die dann noch fehlten, könne das Tierheim mithilfe der Spender und der Vermittlungsgebühren schon irgendwie bewältigen – da ist Babette Terveer zuversichtlich.