Dehoga schlägt Alarm Drohen Tausende Schließungen in der NRW-Gastronomie?
Düsseldorf · Der Branchenverband Dehoga warnt: Tausende Schließungen und höhere Preise in der Gastronomie in NRW drohen. Das ist der Hintergrund.
Unter Corona haben viele gelitten, im Bereich der Wirtschaft traf es gastronomische Betriebe besonders stark. Immerhin: So manchem Betrieb dürfte damals die Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen von 19 auf 7 Prozent die Existenz gesichert haben. Doch die Inflation und auch Personalkostensteigerungen schlagen durch auf die Preise. Gäste bleiben schon jetzt aus. Oder, wie es Patrick Rothkopf, Präsident des nordrhein-westfälischen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf sagt, „die Menschen verzichten auf ein Dessert, lassen das zweite Glas Wein weg oder wählen ein preiswerteres Essen auf der Speisenkarte aus“.
Das Problem dürfte sich verschärfen, wenn, wie geplant, die Mehrwertsteuer auf Speisen ab 2024 wieder auf die alten 19 Prozent steigen und Gäste sich dann das Essen-Gehen immer weniger werden leisten können. Rothkopf rechnet damit, dass dann mehrere Tausend weitere Betriebe werden schließen müssen. Schon während der Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 hätten 6000 Betriebe aufgegeben. Derzeit seien es NRW-weit noch rund 32.000 (ohne Hotelbetriebe).
Bisher, so argumentiert die Dehoga, hätten die die Betriebe die bei Energie, Lebensmitteln und Personal zumindest teilweise über den reduzierten Steuersatz abfedern können. Doch dafür gebe es keine Reserven mehr. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer müsste die Branche 1:1 über höhere Preise an die Gäste weiterreichen. Bei dann ausbleibenden Gästen wären die Folge erhebliche Verluste Gastronomiebetrieben, aber auch bei ihren Lieferanten.
Der Verband argumentiert, dass es absurd und wettbewerbsverzerrend sei, wenn im Restaurant frisch zubereitetes Essen auf dem Porzellanteller im Vergleich zum verpackten Essen beim Lieferservice oder zu den Fertiggerichten aus dem Supermarkt mit einer höheren Steuer bestraft würde. Auch verweist man auf 23 EU-Staaten, in denen derzeit steuerlich kein Unterschied gemacht werde zwischen dem Essen aus dem Supermarkt, der Lieferung von Essen, dem Essen im Gehen, im Stehen und dem Essen im Restaurant.
Noch ein paar Monate haben die Verbandsvertreter Zeit, die Politik davon zu überzeugen, den Steuersatz niedrig zu halten. Allerdings: Für den Fiskus bedeutet der erniedrigte Steuersatz mehr als drei Milliarden Euro Mindereinnahmen pro Jahr. Geld, das auch anderswo gebraucht wird.