Mehr Unfälle, weniger Beschwerden E-Scooter: Eine Bilanz nach drei Jahren
Düsseldorf · In drei Jahren haben sich die Roller in Düsseldorf als recht gefährlich erwiesen – die meisten Unfälle verursachen die Fahrer selbst.
Seit drei Jahren sind E-Scooter auf Düsseldorfer Straßen unterwegs – mit einer durchwachsenen Bilanz voller Unfälle, Anzeigen und Beschwerden. Die elektronischen Roller haben sich in dieser Zeit als vergleichsweise gefährliche Fortbewegungsmittel erwiesen. Die Zahl der Unfälle mit E-Scootern ist geradezu explodiert: 225 Unfälle waren es im vergangenen Jahr, im Vorjahr noch 82. Einen Großteil der Unfälle – drei von vier – haben die E-Scooter-Fahrer dabei selbst verursacht. Zum Vergleich: Bei den rund 900 Fahrradunfällen im vergangenen Jahr in Düsseldorf war etwa die Hälfte von den Radfahrern selbst verschuldet. Oftmals sind die Unfälle mit den 20 Stundenkilometer schnellen Rollern recht folgenschwer: 191 Personen verletzten sich im vergangenen Jahr bei den Unfällen, 2020 lag die Zahl bei nur 43 Verunglückten. Verletzungen am Kopf, an der Halswirbelsäule und an den oberen Extremitäten sind dabei häufig die Folge, wie eine Studie der Uni-Klinik in Essen feststellte.
Die Düsseldorfer Polizei rechnet damit, dass die offiziellen Zahlen nur einen kleinen Teil der tatsächlichen E-Roller-Unfälle ausmachen, die auf den Straßen passieren. Man gehe davon aus, dass viele Alleinunfälle, bei denen keine weiteren Personen oder Gegenstände zu Schaden kommen, gar nicht gemeldet werden, sagt eine Polizeisprecherin. Besonders häufig komme es beim Abbiegen zu Stürzen oder Zusammenstößen, oftmals auch, weil sich die Fahrer der E-Roller gegenüber Fußgängern nicht richtig verhalten. Auffällig viele E-Scooter-Fahrer seien unter Einfluss von Alkohol unterwegs, heißt es von der Polizei. Das sei nicht immer die direkte Unfallursache, wirke sich aber auf das Fahrverhalten aus. Zudem sei die Klientel – junge, oft alkoholisierte oder unter Drogeneinfluss stehenden Menschen – für die Einsatzkräfte oft schwer zu erreichen.
Fast 300 Ordnungswidrigkeiten mit E-Scootern in 2021
Noch höher als die Zahl der Unfälle ist die der Anzeigen gegen E-Scooter-Fahrer wegen Ordnungswidrigkeiten. Auch hier fließen Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss ein, aber auch Telefonieren am Steuer und Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer. Fast 300 Verstöße zählte die Polizei im vergangenen Jahr. Von Januar bis Mai dieses Jahres waren es ebenfalls bereits 118 Ordnungswidrigkeiten. Die Zahl könnte nun, in den Sommermonaten, noch einmal stark steigen.
Für den Straßenverkehr zugelassen sind die kleinen Roller in Deutschland seit Juni 2019 – innerhalb kürzester Zeit waren die ersten Anbieter auch in Düsseldorf aktiv. Ab 14 Jahren darf man sie steuern, ganz ohne Führerschein. Gefahren werden muss auf dem Radweg. Fehlt dieser, müssen die Roller die Straße benutzen. Besetzt sein dürfen sie nur von einer Person – eine Regel, an die sich viele Nutzer in Düsseldorf nicht halten. Eine Helmpflicht gibt es nicht.
Schon früh hat die Stadt Düsseldorf den Problemen mit den E-Rollern den Kampf angesagt, insbesondere in der Altstadt, Carlstadt und Stadtmitte. Dort hatten sich Passanten und Anwohner immer wieder über Lärm der E-Scooter auf dem Kopfsteinpflaster, rasante Fahrer und falsch abgestellte Roller beschwert. Seit April ist die Zahl der Scooter in diesem Bereich darum auf 1800 beschränkt, in der Fußgängerzone gilt ein allgemeines Roller-Verbot. Auch will die Stadt künftig nur noch drei Verleiher zulassen. Die Anbieter müssen sich dann auf eine Ausschreibung bewerben, das Verfahren beginnt voraussichtlich im kommenden Jahr. Zurzeit gibt es mit Bird, Bolt, Lime, Voi und Tier noch fünf Anbieter.
Um das Chaos mit herumstehenden Rollern in den Griff zu bekommen, hat die Stadt bereits 27 von 50 festen Parkzonen eingerichtet. An der Mühlenstraße zum Beispiel stehen die Roller in einem speziellen Bereich in Reih und Glied, ebenso am Carlsplatz, am Apollo-Theater und an der Ratinger Straße. Die Zonen würden gut angenommen und die Situation im Umfeld habe sich deutlich entspannt, teilte ein Stadtsprecher mit. Die Anzahl der Beschwerden über die E-Scooter sei seitdem deutlich zurückgegangen.