Künstlerin in Düsseldorf Tina Reichels explosives Farbenspiel

Düsseldorf · Die großformatigen, farbenprächtigen Malereien von Tina Reichel fallen sofort auf. Eine Auswahl ist derzeit im Porsche-Zentrum in der Airport City zu sehen. Die Wahl-Düsseldorferin ist international aktiv und engagiert sich sozial.

Tina Reichel arbeitet mit Acryl und stellt Skulpturen her.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Ihre Bilder haben eine ganz besondere Magie: Tina Reichels Arbeiten verbreiten pure Energie. Derzeit ist eine Auswahl davon im Porsche Zentrum in der Airport-City zu sehen. Dabei beschränkt sich die Künstlerin keineswegs auf Malerei, sondern gestaltet auch ungewöhnliche Skulpturen und Kleider.

Dabei kam die gebürtige Erfurterin mehr durch Zufall an die Kunst. „Ich habe schon immer gerne gemalt“, erzählt sie. Als Vertriebsmanagerin und Hoteldirektorin war sie viel unterwegs. „Ich habe sehr viel gearbeitet und war ständig irgendwie unter Strom“, erinnert sich die 42-Jährige an die Anfangszeit. „Ich brauchte einen Ausgleich zum Stress im Job und hab mir erst mal ein Klavier gekauft.“ Sie wollte unbedingt den Titelsong des Films „Die fabelhafte Welt der Amelie“ spielen können. Sie übte, blieb dran und schließlich hatte sie sich das Stück selbst mit einem Trick beigebracht. „Ich kann keine Noten lesen. Deshalb habe ich mir die richtige Tastenfolge auf dem Klavier mit Klebezetteln markiert“, sagt sie und muss schmunzeln, denn kaum hatte sie dieses gesetzte Ziel erreicht, wurde ihr klar: „Ich brauche etwas anderes, um einen Ausgleich zum Job zu haben.“

Da fiel ihr ein, dass sie früher gern gemalt hat. „Ich bin gleich los und habe mir Malutensilien besorgt und losgelegt“, sagt Reichel. Wie schon beim Klavierspiel ging sie intuitiv an die Sache heran. Ein Kunststudium hätte sie nur eingeschränkt, räumt die Wahl-Düsseldorferin ein. Sie wollte sich ja ausleben und einen Gegenpol zu den Konventionen ihres verantwortungsvollen Berufs haben. Diese kreative Energie übertrug sie in ihre Bilder. „Ich male mit Acrylfarben. Öl würde mich wahnsinnig machen. Das dauert ja ewig, bis es trocken ist“, schildert sie.  

Schnell wurden Interessenten auf ihre Bilder aufmerksam. Es folgten erste Ausstellungen, etwa in der deutschen Botschaft Moskau, in Zürich, Dubai und auf Mallorca. Der Erfolg motivierte die Mutter einer Tochter dazu, ihren gut bezahlten Job 2019 für die Kunst aufzugeben. In ihrem Düsseldorfer Atelier entstehen aber längst nicht mehr nur Gemälde bei lauter Musik oder auch nach einer entspannten Meditation. „Mir ist eines der großen Bilder kaputt gegangen. Als meine Versicherung mir mitteilte, den Schaden zu übernehmen, aber dafür das Bild einforderte, lehnte ich ab“, erinnert sich Tina Reichel an den Moment, als ihr kreatives Schaffen eine neue Wendung nahm. Denn der Versicherer hätte ihr Werk danach vernichtet. „Das kam für mich überhaupt nicht infrage“, stellt sie klar.

Doch was tun mit dem Haufen Leinwand, der da zusammengeknüllt auf dem Boden ihres Ateliers lag? Warum nicht daraus eine Skulptur machen, dachte sich die Künstlerin und begann mit Material, Form und Farbe zu experimentieren. Wie ihre Bilder kam auch diese neue Ausdrucksform bei den Kunden bestens an. Die bunten Skulpturen auf Leinwandbasis erhielten eine Plexiglashülle und waren von da an Teil ihres Portfolios.

Kreativität kennt bei Tina Reichel keine Grenze und so überrascht es nicht, dass auch ihr nächster künstlerischer Schritt aus dem Moment heraus entstand. „Ich habe die Angewohnheit, beim Malen immer mal wieder meine Hände an Hose oder Jacke abzuwischen“, sagt die Künstlerin. Klar, dass da Farbe auf den Textilien landet. Irgendwann sagte jemand: „Hey, das sieht cool aus, kannst du mir das nicht auch machen?“ Kann sie – und begann, Jacken, Hosen oder andere Mode für Interessenten zu gestalten. Daraus entstand eine eigene kleine Designlinie.

Erfolg ist für die Autodidaktin jedoch nicht alles: „Ich finde, wenn es einem gut geht, sollte man auch etwas davon weitergeben.“ Praktisch heißt das für sie, dass sie in Kooperation mit dem Gehörlosenzentrum der Heine-Uni und dem Lions Club einen Workshop veranstaltete, bei dem Gehörlose mit ihr ein großformatiges Bild gestalteten. Daraus machte sie mehrere kleine Bilder und ihre Leinwandskulpturen. Die Werke sind nach Ausstellungen im Rheinturm und im Rathaus in der Galeria Kaufhof zu sehen.

(clhö hal )