Baustelle in Düsseldorf Politik kritisiert Bahn massiv für RRX-Planung

Düsseldorf · „Nicht tragbar“ und „eine Zumutung“: Nach der Stadt erheben jetzt die Verkehrspolitiker deutliche Vorwürfe gegen die Bahn. Sie kümmere sich viel zu wenig um die Folgen der Baustelle für den Rhein-Ruhr-Express.

Blick auf die Gleise an der Fichtenstraße, wo der Ersatzhalt entstehen soll. Die Politik hat Vorschläge, wie es für Fahrgäste einfacher und schneller gehen soll.

Foto: Marc Ingel

Die Bahn steht für ihre Verkehrsplanung zur RRX-Baustelle im zentralen Abschnitt in Düsseldorf weiterhin stark in der Kritik. Nach der Stadt erhoben am Mittwochabend auch die Fachpolitiker im Ordnungs- und Verkehrsausschuss starke Vorwürfe. Dabei ging es auch um Aussagen, die die Bahn-Projektleiterin für den Rhein-Ruhr-Express Katharina Neumann jüngst in einem Interview mit der Redaktion traf, in welchem sie wiederum die Kritik der Stadt zurückgewiesen hatte.

Für den geplanten Ausbau des Schienennetzes hatte die Bahn zuletzt eine Planung vorgelegt, wonach vor allem bei S-Bahnen, aber auch bei Linien des Regional-Express-Angebots für zweieinhalb Jahre wohl ab 2028 erhebliche Einschränkungen drohen. Von Süden kommend sollen die S-Bahnen 6 und 68 hinter Eller Süd nur einen Ersatzhalt (quasi für den Hauptbahnhof) erreichen, den die Bahn an der Fichtenstraße bauen will. Die S1 soll nicht weiter als Eller Mitte fahren. Von Norden kommend enden S1 und S6 im Hauptbahnhof.

Die Stadt bemängelt in der am Mittwoch einstimmig vom Ausschuss beschlossenen Stellungnahme an das Eisenbahnbundesamt (das über Baurecht entscheiden wird) vor allem, dass die Bahn kein Konzept für Ersatzverkehre ausarbeite. Die Rheinbahn habe bei Weitem nicht die Kapazitäten, die zusätzlichen Fahrgastströme aufzunehmen. Die Bahn sei als Verursacher der Baustelle für den Schienenersatzverkehr zuständig, auch finanziell.

Neumann wiederum gab im Interview mit der Redaktion an, dass ÖPNV-Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen die Konzepte zu gegebener Zeit entwickeln würden. Die Bahn investiere bereits zehn Millionen Euro für ein Ersatzkonzept, etwa mit dem Halt an der Fichtenstraße oder einem Ausbau in Derendorf.

Der Forderung nach einer Sonderarbeitsgruppe entgegnete Neumann, dass es ein solches Gremium bereits gebe, Stadt und Rheinbahn stets eng eingebunden gewesen seien. Der jetzt von der Stadt geforderten Durchfahrt der S1 bis zur Fichtenstraße hatte Neumann ebenfalls eine Absage aus betrieblichen Gründen erteilt.

Im Verkehrsausschuss brachte Andreas Auler (CDU) als Vorsitzender der Kleinen Kommission RRX seine Verwunderung über die Äußerungen im Interview zum Ausdruck. Das zeige, wie „schwierig die Bahn im Umgang“ sei. Vor allem zwei Äußerungen könne „man so nicht stehen lassen“. Die geforderte Sonderarbeitsgruppe sei sehr wohl nötig, aufgrund der Beteiligung des VRR. Auch die Forderung der Stadt, den Ersatzhalt Fichtenstraße – aufgrund ansonsten zu langer und auch schmaler Wege zu Rheinhaltestellen – an die Werdener Straße heranzuführen, stützte Auler.

Neumann hatte ausgeführt, die Stadt habe aufgrund der Planung für die Ortsumgehung Oberbilk dafür kein grünes Licht gegeben. Auler konterte, dass die Stadt bereits im Februar 2020 Nachbesserungen von der Bahn in dieser Frage gefordert habe. Die wiederum führte aus, dass es jetzt zu spät für Umplanungen sei. Auler kommentierte das so: „Das kann es ja wohl nicht sein.“ Von „riesigen Problemen“ sprach Auler, die ansonsten auf die Stadt und die Rheinbahn samt ihrer Fahrgäste zukämen.

Auch weitere Ausschussmitglieder sparten nicht mit Kritik. Felix Mölders (FDP) nannte das Konzept der Bahn „nicht tragbar“. Er fürchtete erhebliche Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort Düsseldorf. Das unterstrich Thomas Vieten von der Industrie- und Handelskammer. Neben den Pendlern seien auch vom Güterverkehr abhängige Unternehmen wie Henkel und BASF höchst unzufrieden mit dem Vorgehen der Bahn. „Machen Sie Druck“, rief er der Stadt zu.

Von einer „Zumutung“ sprach Christian Rütz (CDU), nicht nur für die Pendler, auch für die Anwohner rund um den Halt in Eller, wo die S1 enden soll. Fahrgäste aus den Stadtteilen dort müssten dann mit überfüllten Bahnen zurechtkommen.

Der Ausschussvorsitzende Norbert Czerwinski (Grüne) monierte, dass die Bahn „uns die Probleme vor die Füße schüttet, wir werden die Leute nicht allein abtransportieren können“. Die Aussagen der Bahn-Projektleiterin im Interview kommentierte er so: „Das hat mich erschreckt, da so wenig Problembewusstsein vorhanden ist.“