Düsseldorf 5600 Straftaten weniger bis August
Zahlen der Polizei sagen: Im ersten Halbjahr gab es weniger Einbrüche und Diebstähle als im Vorjahr. Programme scheinen zu wirken.
Düsseldorf. Jede Straftat ist eine zu viel. Da sind sich Polizeipräsident Norbert Wesseler und der stellvertretende Kriminaldirektor Dietmar Kneib einig. Dennoch könne man mit den aktuellen Zahlen zufrieden sein. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden bis August 5600 Straftaten weniger gemeldet — ein Rückgang um 14 Prozent. Und auch bei den Delikten, die sich die Polizei besonders zur Brust genommen hat — Wohnungseinbruch und Taschendiebstahl — ist ein beträchtlicher Rückgang von immerhin 30 Prozent zu verzeichnen. Auch wenn sich in ganz NRW ein Rückgang bemerkbar macht, sei Düsseldorf bei einigen der Zahlen noch etwas weiter vorn, sagt Wesseler.
Woran dieser Rückgang liegt, das ist schwierig zu analysieren. Ein paar Anhaltspunkte gibt es allerdings. „Ein Faktor ist sicher, dass wir die Präsenz verstärkt haben“, sagt Wesseler. Besonders in der Altstadt habe man an den kritischen Tagen — am Wochenende und vor Feiertagen — für Verstärkung gesorgt. Auch der Ausbau der Kameraüberwachung zeige hier Wirkung. „Beides sorgt für eine Beruhigung“, sagt der Polizeipräsident.
Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 waren es in diesem Jahr knapp 1300 weniger Fälle von Taschendiebstahl. Auch bei den Wohungseinbrüchen habe eine verstärkte Präsenz in den besonders betroffenen Stadtteilen Wirkung gezeigt. Mit der neuen Analysemethode „Predictive Policing“ (siehe Kasten) könnten mit wissenschaftlichen Mitteln bestimmte Einbruchschwerpunkte vorhergesagt werden. Dort setze man vermehrt Streifenwagen ein und signalisiere Einbrechern so, sich besser fernzuhalten. Auch bei den Wohnungseinbrüchen konnte im Vergleich ein Minus von knapp einem Drittel verzeichnet werden.
Neben der Präsenz spiele womöglich auch ein anderer Faktor eine Rolle beim Rückgang der Straftaten: „Durch die beschleunigten Verfahren bringen wir Täter schnell zu ihrer Strafe. Das schreckt ab“, sagt Wesseler. Diese Verfahren greifen dann, wenn ein Täter auf frischer Tat ertappt wird. Innerhalb von einer Woche kann es zur Hauptverhandlung und zu einem Urteil kommen. Die Chance für den Täter, sich abzusetzen oder zu einem Verhandlungstermin nicht zu erscheinen, fällt weg — bis zu seiner Verhandlung bleibt er in Haft. Dass so die Strafe auf den sprichwörtlichen Fuß folgt, sende ein wichtiges Signal an die Straftäter. „Gerade jungen Menschen tun diese sechs bis zehn Monate Haft besonders weh“, so Wesseler. Man hoffe, so kriminelle Karrieren früh beenden zu können.
Gerade bei Taschendiebstahl und Wohnungseinbrüchen helfe auch die Präventionsarbeit, die Taten zu verringern. „Möglicherweise gehen die Menschen auch achtsamer mit ihren Sachen um“, sagt Wesseler. Auch wenn Wohnungstüren gut verschlossen und gesichert sind, verhindere das Einbrüche. „Die Versuchsquoten sinken. Das zeigt: Wenn eine Tür zu gut gesichert ist, lassen Einbrecher schnell davon ab“, sagt Kneib. Bei etwa der Hälfte der Wohnungseinbrüche in 2017 blieb es beim Versuch.
Auch versuche die Düsseldorfer Polizei, aus Erfahrungen zu lernen und was gut funktioniert hat auf andere Bereiche zu übertragen. „Unser Vorgehen beim Casablanca-Projekt wenden wir nun auch bei anderen Intensivtätergruppen an“, sagt Kneib. Konkret bedeutet das, dass sich sowohl im Kommissariat, als auch bei der Staatsanwaltschaft bestimmte Personen mit diesen Tätergruppen beschäftigen. Kommen neue Fälle dazu, können die Zuständigen diese besser zuordnen und Muster oder Gemeinsamkeiten herausfinden.
Denn ähnlich wie bei der Kriminalität im sogenannten Maghreb-Viertel am Hauptbahnhof handle es sich auch bei Diebesbanden in der Altstadt nicht etwa um mehrere Tausend einzelne Täter, sondern besonders um einen Kern von etwa 30 bis 50 Intensivtätern, die es zu ermitteln gilt.
Wichtig sei insgesamt aber auch die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft, Gericht und Stadt zu stärken. Bei der Sicherheitskonferenz komme es zum Austausch — der funktioniere gut. Mittlerweile hole man oftmals auch die Ausländerbehörde mit an den Tisch. „Bei den organisierten Banden handelt es sich oft um osteuropäische“, sagt Wesseler. Hier sei in vielen Fällen auch eine Abschiebung die Lösung.
Auch wenn es immer noch zu viele Straftaten in Düsseldorf gebe: Hier zu leben sei relativ sicher. Auch wenn konkrete Fälle für ein Gefühl von Unsicherheit sorgen, insgesamt werden es weniger. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Wesseler.