Bewotopia: Ein Schrebergarten für Kranke

Erholung für sucht- und psychisch Kranke.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. „Hier fühle ich mich geerdet“, sagt Bettina Schmidt über den Schrebergarten in Rath. Gemeinsam mit anderen Klienten der Diakonie hat sie in den vergangenen zwei Jahren aus Brachland einen Ort der Ruhe und Erholung geschaffen. Das Grundstück, das sie vor Jahren gekauft hatte, war lange Zeit im Dornröschenschlaf versunken. Bis sie die Idee hatte, die Parzelle der Diakonie zur Verfügung zu stellen.

Schmidt wird in ihrer eigenen Wohnung von Mitarbeitern der Diakonie betreut. „Ich wollte der Diakonie, die mich all die Jahre unterstützt hat, etwas zurückgeben“, sagt sie. „Am Anfang waren wir uns wirklich nicht sicher, ob wir das bewältigen“, sagt Schmidt über das damals noch überwucherte Grundstück. Seit rund zwei Jahren beackern sie und andere Klienten des Betreuten Wohnens der Diakonie nun das kleine Grundstück, das sie „Bewotopia“ getauft haben, planen die Gartengestaltung, jäten Unkraut, erledigen Reparaturarbeiten am Gartenhaus oder verarbeiten das selbstgezogene Gemüse zu Eintopf.

Uta Ludwig von der Diakonie weiß, wie wertvoll dieses Projekt für die Kranken geworden ist: „Es fehlt oft an Beschäftigungen für psychisch kranke Menschen. Hier produzieren sie selbst etwas, sehen den Fortschritt und haben Erfolgserlebnisse.“

„Es fühlt sich gut an, unter Leuten zu sein und gemeinsam etwas zu unternehmen. Die Gruppe tut mir wirklich gut“, sagt etwa Simone Bienert, die regelmäßig nach Bewotopia kommt. Mindestens einmal in der Woche treffen sich die Kranken hier. Jeden Mittwoch wird gemeinsam gegessen. In dieser Woche ist es frische Kürbissuppe, zubereitet von Ruzica Sudheimer. „Ruzica ist die Seele der Gruppe und sorgt immer für leckeres Essen“, sagt Bettina Schmidt. Die Zutaten stammen natürlich alle aus den Gemüsebeeten des Gartens. Gerade bauen sie gemeinsam mit Jens Troniseck von der Diakonie eine neue Terrasse. In Bewotopia arbeitet er mit den Frauen und Männern an verschiedenen handwerklichen Projekten, wie dem Bau eines gemauerten Grills, auf dem einmal im Monat zusammen gegrillt wird. „Dadurch lernen die Klienten, ihre eigenen Fähigkeiten einzuschätzen und entdecken dabei oft neue Talente. Das stärkt das Selbstbewusstein“, sagt Troniseck.

Für die Kranken ist Bewotopia zu einem wichtigen Treffpunkt geworden, es hat sich eine feste Gemeinschaft entwickelt. Auch Bettina Schmidt hat sich durch das Projekt verändert. „So fröhlich wie ich heute bin, war ich vor zwei Jahren noch nicht. Und das habe ich Bewotopia zu verdanken“, sagt die 55-Jährige.