Abiturientinnen sind im Kleiderwahn

Die Prüfungen haben noch nicht begonnen, doch Erfolg und Enttäuschungen erleben die Schülerinnen schon jetzt beim Kleiderkauf.

Foto: David Young

Düsseldorf. Der Kampf um die schönsten Abiballkleider ist bereits in vollem Gange. Deshalb haben André Schnaudt und Birgit Handel, Geschäftsführer und Managerin des Fashionart Outlet, schwere Geschütze aufgefahren. Zahllose Kleider in sämtlichen Stoffen und Schnitten füllen die ausgebaute Lagerhalle bis in jede Ecke. Wo sich keine Umkleidekabine oder ein Spiegel befindet, stehen Stangen mit Kleidern. Egal ob Chiffon, Plissee, Pailletten oder Spitze — dort bleiben keine Wünsche der Mädchen offen.

Tina Steinacker und Victoria Koprek haben sich ins Getümmel gestürzt, um das schönste Outfit für den so wichtigen Tag zu finden. „Lang soll das Kleid sein, man darf sich ja doch nicht allzu oft wie eine Prinzessin fühlen“, sagt Victoria Koprek mit einer Auswahl unterschiedlicher Kleider über die Armbeuge gelegt, bevor sie in die Umkleidekabine verschwindet.

„Ich habe auch schon im Internet gesucht, doch dort ist es schwer die richtige Passform zu finden“, sagt die 18-Jährige. Tina Steinacker hat bereits genaue Vorstellungen von ihrer Abendgarderobe: „Ich suche etwas mit Spitze oder ganz tiefem Rückenausschnitt.“

Auch bei Peek & Cloppenburg hat man sich auf den Ansturm der Abiturientinnen vorbereitet. Die Abteilung Abendgarderobe ist groß und gut besucht. Diana Hackel sucht allerdings kein Kleid für ihren Abiball. Sie macht gerade ihren Realschulabschluss und ist auf der Suche nach der passenden Garderobe. „Ich hätte gerne etwas in dunkleren Tönen“, sagt die 16-Jährige.

Christina Geiger lässt sich ebenfalls von der Auswahl bei P&C für ihren großen Tag inspirieren, doch die 18-Jährige sagt, sie sei noch unentschlossen, was die Farbe betreffe.

Im Fashionart Outlet steht Birgit Handel steht den jungen Frauen mit Rat und Tat bei der Kleiderwahl zur Seite. Ein klarer Trend lasse sich nicht aufzeigen, dafür sei die Wahl der Mädchen zu unterschiedlich. „Es kommt immer ganz darauf an, ob sie sich eher an TV-Promis orientieren oder an ihrem Elternhaus“, sagt Birgit Handel.

Von kurz bis bodenlang, von aufwendig bis schlicht sei jedes Jahr alles dabei. Doch eine Entwicklung hat André Schnaudt in den vergangenen Jahren beobachtet: „Die meisten Mädchen kaufen sich zwei Kleider.“ Auch Tina Steinacker und Victoria Koprek möchten sich doppelt ausstatten. Das zusätzliche Kleid solle allerdings bei der Party nach dem eigentlichen Ball getragen werden.

Von Größe 34 bis 44 gehen die Kleider von deutschen Designern im Fashionart Outlet über die Ladentheke. Eine wichtige Frage der Kundinnen ist immer wieder, wie viele der Kleider bereits gekauft wurden. Denn den Fauxpas, einer Nebenbuhlerin im gleichen Abendkleid bei der selben Veranstaltung zu begegnen, gilt es zu vermeiden.

Die günstigsten Kleider gibt es für 49 Euro, die teuersten für 300 Euro. „Hier bei uns im Laden werden allerdings schon einmal zehn bis zwanzig Kleider anprobiert, so eine große Auswahl bestellen sich wohl nur wenige nach Hause“, sagt Schnaudt. Außerdem setze er auf die individuelle Beratung.

André Schnaudt weiß genau: Bei der Kleidersuche können auch durchaus mal die Emotionen hoch kochen. „Von Wutanfällen und Tränenausbrüchen über eine Enttäuschung bis hin zum Abklatschen beim Rausgehen, nachdem man etwas Passendes gefunden hat, haben wir schon einiges erlebt.“

Die Mitarbeiter im Fashionart Outlet mussten auch schon die ein oder andere Modesünde verhindern, doch die Kundinnen könnten die Kritik meistens gut vertragen: „Die Mehrheit ist dankbar über die Wahrheit.“

Schnaudt führt Outlets auch in Berlin, München und Stuttgart. Auch bei einigen Fehlgriffen der Kundinnen in seinem Düsseldorfer Laden, grundsätzlich hält er sie für stilsicherer, was Mode betrifft, als andere. Die Düsseldorferinnen seien neben den Abiturientinnen aus München meist besser gekleidet als Gleichaltrige in anderen Regionen. „Düsseldorf als Modestadt scheint sich zu übertragen. Die Mädchen wissen hier häufiger, was sie wollen und sind modebewusster“, sagt Schnaudt.