Streit um Rodung in Düsseldorf Eiche in Hubbelrath voreilig gefällt?

Düsseldorf · Die Stadt beteuert, dass die Eiche von einem Pilz befallen und nicht mehr verkehrssicher war. Der Eigentümer habe die Fällung selbst beantragt.

Die Anwohner trauern um den gefällten Baum und haben eine Rose auf den Stumpf gestellt.

Foto: Marc Ingel/Marc Ingel / privat

Es ist ein Konflikt, wie er sich so oder ähnlich immer wieder in Düsseldorf abspielt: Die Stadt lässt einen Baum fällen, und Bürger verstehen nicht, warum, wittern Willkür oder doch zumindest ein übereiltes Handeln ohne Feingefühl. So geschehen jetzt auch in Hubbelrath: Auf einem Grundstück an der Ringstraße wurde eine stattliche Eiche gefällt, 150 Jahre soll sie alt gewesen sein, die Siedlung prägend, bekräftigen die Nachbarn, bei denen das Entsetzen groß war. Denn rein äußerlich habe der Baum gesund gewirkt.

Eine Nachfrage beim Gartenamt ergab jedoch: Eine Fällung aus Verkehrssicherheitsgründen sei unumgänglich und müsse zeitnah erfolgen. Der von außen erkennbare Pilzbefall sei ein eindeutiges Anzeichen für einen seit langem andauernden Prozess im Inneren des Stammes. „Wenn der Pilz nach außen tritt, hat er im Inneren bereits große Bereiche des Holzes zerstört und es besteht dringender Handlungsbedarf.“ Die Anwohner würden dies nach der Fällung deutlicher sehen können.

Da steht sie noch: Diese rund 150 Jahre alte Eiche an der Ringstraße in Hubbelrath wurde gefällt.

Foto: Marc Ingel/Marc Ingel / privat

Genau das taten sie aber nicht. Denn der übrig gebliebene Stumpf habe keinerlei Anzeichen einer inneren Zerstörung gezeigt. „Die Eiche war kerngesund“, lautete das einhellige Urteil der empörten Anwohner, die sich wütend fragten, „wie es zu einer derartigen Fehleinschätzung“ kommen konnte.

Die Stadt sah das hingegen vollkommen anders. Zum einen habe der Eigentümer des Grundstücks die Fällung des Baumes selbst beantragt – inklusive eines Gutachtens des Gartenamtes, das den Pilzbefall bestätigt, antwortete die zuständige Beigeordnete Helga Stulgies auf das Schreiben der Ringstraßen-Anwohner. Zum anderen sei der starke Pilzbefall durch den flachen Lackporling im Stammbereich auch deutlich an der Schnittstelle festzustellen. „Auch wenn der Stammquerschnitt in diesem Bereich nicht vollkommen verfault ist, so kann man doch erkennen, dass die Holzzersetzung im Kernholzbereich schon weit fortgeschritten war“, so Stulgies. Und weiter: „Grundsätzlich kann ich Ihnen versichern, dass Entscheidungen zu Baumfällungen nicht leichtfertig getroffen werden.“

Das reichte den Betroffenen aber als Auskunft nicht aus, sie wandten sich zusätzlich an einen Fachmann des von Greenpeace empfohlenen Bergwaldprojektes. Und auch der Experte bestätigte den Lackporling-Befall, teilte aber einschränkend mit: „Eine Gefährdung ausschließlich aus dem Vorhandensein von drei Pilzkörpern festzulegen, ist unseriös und nicht fachgerecht. Auch daraus eine Befreiung von den Verboten der Baumschutzsatzung auszusprechen, ist mehr als fragwürdig und fahrlässig.“ Mit gezielten Schnittmaßnahmen oder dem Einbau von Halte- und Bruchsicherungen könne die Verkehrssicherheit prinzipiell zurückerlangt werden. „Aber leider wird in heutiger Zeit sehr schnell zur Säge gegriffen, da es einfacher und billiger ist.“

Ob die Eiche an er Ringstraße in Hubbelrath hätte gerettet werden können, bleibt ungeklärt. Aber ungeachtet dessen wird deutlich: Ob ein Baum gesund ist oder nicht, kann der Laie kaum beurteilen.