Aids-Hilfe serviert Mittagessen für den kleinen Geldbeutel

Die „Loftkantine“ soll auch ein Treffpunkt sein. Die Mahlzeit gibt es ab zwei Euro.

Düsseldorf. Ein Zwei-Gänge-Menü mit wahlweise ungarischem Gulasch an Reis oder gefüllter Paprika sowie Frankfurter Pudding zum Nachtisch. Dazu ein nettes Gespräch in vertrauter Atmosphäre. Für viele Menschen ist diese Vorstellung purer Luxus. Das will die Aids-Hilfe Düsseldorf jetzt ändern und eröffnete gestern in der Johannes-Weyer-Straße 1 die Loftkantine — jeden Mittwoch gibt es den Mittagstisch für den kleinen Geldbeutel.

Bei der gestrigen Verkostung für Sponsoren und Mitarbeiter der Aids-Hilfe, die 1985 gegründet wurde, erinnerte Gesundheitsausschuss-Vorsitzender Wolfgang Janetzki an die Geselligkeit des Essens: „In Gesellschaft essen ist immer etwas Besonderes, es verbindet uns.“ Die Loftkantine sei deshalb nicht allein für Menschen mit geringem Einkommen gedacht. „Gerade Personen, die HIV positiv sind, vereinsamen schnell und werden oft ausgegrenzt“, sagt Geschäftsführer Peter von der Forst.

In der Loftkantine sollen Betroffene mit anderen in Kontakt kommen, auch jenen, die nicht infiziert sind. „Wir bieten warmes Essen für wenig Geld, dazu sind alle herzlich eingeladen, das ist auch Sinn des Projekts“, sagt Bereichsleiterin Yvonne Hochtritt.

„Viele Menschen wissen gar nicht, dass an Aids erkrankte Menschen oft gleichzeitig bedürftig sind und kein Geld für Essen haben“, sagt von der Forst. Gerade Menschen, bei denen die Krankheit ausgebrochen ist, seien nicht mehr in der Lage zu arbeiten, sind meist Frührentner oder wegen jahrelangen Drogenkonsums obdachlos. Gleichzeitig würden sie den Weg zu Tafeln scheuen: „Die Atmosphäre hier ist vertraut — vielleicht können so viele aus ihrem Schneckenhaus geholt werden.“

Die Düsseldorfer Aids-Hilfe hält fast 40 000 Kontakte zu Betroffenen. 69 Prozent davon sind Männer, 31 Prozent Frauen und 28 Prozent sind unter 21 Jahre alt. Allein in 2010 hat die Aids-Hilfe 500 Menschen gepflegt, 35 Prozent von ihnen waren an Aids erkrankt. „Düsseldorf ist eine von sechs Städten mit sehr hoher Aids-Betroffenheit“, sagt von der Forst.

Finanziell unterstützt wird die Kantine von der Deutschen Aids-Stiftung, der Bürgerstiftung, der Kommunikationsagentur „Kunst und Kollegen“ sowie dem Förderkreis „Heartbreaker“. Eine Hauswirtschaftlerin arbeitet fest in der Kantine, der Rest sind Ehrenamtliche, die gemeinsam die Menüs kochen. Zunächst ist die Loftkantine nur mittwochs geöffnet, „wenn es gut läuft, bald jeden Tag“, sagt von der Forst.