Tag der offenen Moscheen: „Wir wollen den Dialog“
In der Moschee an der Mindener Straße ging es unter anderem um Heiratsfragen.
Düsseldorf. „Darf eine muslimische Frau einen deutschen Mann heiraten?“ Das will Marietta Robles Rivera von Baschschar Masri wissen, der beim Tag der offenen Moscheen einen Vortrag über den Islam in der albanisch-muslimischen Gemeinde in Oberbilk hält. 40 Minuten lang hat Masri über die Entstehung des Islams referiert, über Ähnlichkeiten zum Christentum und sogar über die Thesen von SPD-Politiker Thilo Sarrazin. Jetzt muss er das erste Mal länger nachdenken, eine präzise Formulierung finden.
Austausch, Toleranz, Verständnis: Das sind die Ziele des Tages der offenen Moscheen, der dieses Jahr zufällig auf den Tag der deutschen Einheit — und damit auf einen nationalen Feiertag — fiel. In der albanisch-muslimischen Gemeinde stand der Dialog mit Nicht-Muslimen im Mittelpunkt. Imame und muslimische Intellektuelle diskutierten mit den Besuchern über Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen den Kulturen.
„Ein muslimischer Mann kann eine Deutsche heiraten, umgekehrt eher nicht. Denn der Mann ist in der Regel dominanter“, erklärt Masri der Frau. Ein Mann aus Erkrath, der namentlich nicht genannt werden möchte, meldet sich zu Wort. „Es ist ein Widerspruch, wenn Sie sagen: Im Ursprung sind wir alle gleich, aber der Mann sollte Muslim sein“, sagt er. Masri entgegnet, wichtig sei, dass das Kind muslimisch erzogen wird, letztlich könne es aber selbst die Religion wählen. Der Mann hakt weiter nach, kann die Erklärung nicht akzeptieren. „Am Ende kommt es auf den Einzelfall an“, sagt Masri und betont die Offenheit des Islam.
Genau deswegen ist Marietta Robles Rivera in die Moschee gekommen. „Ich wollte, dass mir Fachleute den Islam erklären und lebhaften Diskussionen zuhören“, sagt sie. Sie habe muslimische Bekannte im Freundeskreis, die sie besser verstehen will. Ihr Plan ist, den ganzen freien Feiertag in der Oberbilker Moschee zu verbringen.
„Wir wollen den Dialog zwischen den Kulturen“, beteuert Imam Mensur Halili. Nur so könne eine multikulturelle Gesellschaft entstehen: „Viele Menschen haben ein falsches Bild von uns, doch wir wollen die Integration, Muslime sind von Natur aus keine Menschen, die sich abschotten.“
Eine Einsicht gewinnt auch der Erkrather an diesem Tag: „Es gibt keine richtige oder falsche Religion, keine böse oder gute — sie alle beanspruchen für sich, die richtige Religion zu sein, so ist das einfach.“