Trend-Show statt Modemesse
Nach 62 Jahren ist mit der berühmten Düsseldorfer CPD Schluss. Stattdessen sollen jetzt die jungen Wilden der Szene zum Zug kommen.
Düsseldorf. Sie war einst die weltweit größte und umsatzstärkste ihrer Art — die Modemesse Igedo in Düsseldorf. Von 1949 bis zum Anfang des neuen Jahrtausends war die Messe, später CPD genannt, der wichtigste Umschlagplatz für Designer und Einzelhändler. Nach Jahren des Besucherschwunds und mehreren Versuchen, die Veranstaltung zu modernisieren, steht seit gestern fest: Die Messe wird aufgegeben. Im Februar 2012 findet die CPD ein letztes Mal in den Messehallen statt. Danach soll es einige Kilometer entfernt mit völlig neuem Konzept weitergehen.
„Die CPD war in ihrer heutigen Form nicht mehr marktgerecht“, sagt Igedo-Modechefin Mirjam Dietz. Heute stellen viele Designer ihre Kollektionen in Düsseldorf in eigenen Räumen (Showrooms) aus — das Konzept der Verkaufsmesse scheint überholt. Während in Glanzzeiten 120 000 Besucher durch 17 Messehallen strömten, so waren es zuletzt noch 13 000 Gäste in drei Hallen.
Jetzt hofft Mirjam Dietz, eine Nische gefunden zu haben. Vom 21. bis 23. Juli findet in den Düsseldorfer Böhlerwerken, einem Stahlwerk, die Nachfolgeveranstaltung „The Gallery“ statt. „Wir werden uns ganz auf Avantgarde konzentrieren. Die ist in Deutschland unheimlich stark, hat aber noch keine Plattform.“ Avantgarde steht für die oft strenge und experimentelle Mode junger Designer. Also häufig Berufsanfänger, die noch kein festes Kontaktnetz mit Einzelhändlern pflegen. Statt vormals 450 Ausstellern werden noch 200 Designer dabei sein.
Ein neuer Ort, ein radikal geändertes Konzept, eine drastische Verkleinerung — von der alten CPD wird kaum etwas erhalten bleiben. Bei Branchenkennern kommt die Wende dennoch gut an. „Wir haben lange darauf gewartet, dass neue Impulse kommen und dass Düsseldorf eine zeitgemäße Präsentation bekommt“, sagt Stefan Asbrand-Eickhoff vom renommierten Modehaus an der Königsallee. Hans Wiethoff, der in Düsseldorf einen Großteil der Showrooms betreut, sagt: „Die CPD stand zuletzt für Mittelmaß. Wenn sie jetzt wieder den Anschluss findet, freut mich das.“
Die Igedo orientiert sich mit ihrem neuen Konzept auch nach Berlin, das durch die Fashion Week ebenfalls zur Modestadt avanciert ist. Vom 18. bis zum 20. Januar 2012 will die Igedo vorab ausgewählte Kollektionsteile im Berliner Café Moskau präsentieren und damit Lust auf die Düsseldorfer Veranstaltung im Juli machen.
„Wenn wir das nicht gemacht hätten, hätten sich die Designer selbst etwas in Berlin gesucht“, erklärt Dietz und verlässt sich darauf, dass Bestellungen weiterhin in Düsseldorf gezeichnet werden. Asbrand-Eickhoff sagt: „Ich halte den Ansatz für überdenkenswürdig.“