Der Aufstieg und Fall der Modemesse in Düsseldorf

Kometenhaft ging es ab 1949 aufwärts. „Mr. Igedo“ Manfred Kronen erklärt den Wandel.

Düsseldorf. „Die Igedo hat damals mit 24 Ausstellern klein begonnen im Ehrenhof. Jetzt gibt es einen kleinen Neuanfang in den Böhlerwerken. Da kann vielleicht wieder etwas draus werden.“ Manfred Kronen muss es wissen. Der heute 75-Jährige war 39 Jahre bei der Igedo, über drei Jahrzehnte davon als Vorsitzender der Geschäftsführung (Foto unten).

Tatsächlich säumen die Menschen damals wie bei einem Rosenmontagszug die Straßenränder der Kö. Alle zehn Meter stehen Polizisten, sorgen sich aber nicht um die Sicherheit der Massen oder Darsteller. Sie werfen bei strahlendem Sonnenschein aus bester Position einen Blick auf die Mannequins, die damals noch nicht Models hießen. Wer in der letzten Reihe steht, muss ein Geländer am Kö-Graben erklimmen, um an der Moderevolution des „New Look“ von Christian Dior teilzuhaben.

Es ist Frühjahr 1949, auf der Königsallee wird die Auferstehung der Igedo gefeiert. Die erste Modenschau nach dem Zusammenschluss der Interessengemeinschaft für Damenoberbekleidung, so die ausführliche Bezeichnung der bis heute in den Köpfen der Menschen verwurzelten Abkürzung, feiert eine viel beachtete Premiere. Es handelt sich um die erste Modeverkaufs-Veranstaltung nach dem Zweiten Weltkrieg. In Düsseldorf, weil Berlin durch die Blockade abgeschottet ist. 24 Hersteller sind beteiligt an der ersten Igedo vom 6. bis 13. März auf dem historischen Messegelände im Ehrenhof.

Und sie zeigen das, was angesagt ist. Der neueste Schrei, so ist es wahrscheinlich treffender ausgedrückt, sind 1949 schmal geschnürte Taillen und weit schwingende Röcke, die die Waden bedeckten.

Die Igedo boomt: Bereits 1961 gibt es vier Modemessen mit insgesamt 2806 Ausstellern, davon 276 aus dem Ausland, auf einer Fläche von über 131 000 Quadratmeter Fläche. 1965 steigt „Mr. Igedo“ Manfred Kronen ein und initiiert die „Messe in der Messe“. 1972 zieht die weltweit größte Modemesse nach Stockum. 1978 gilt Düsseldorf als die europäische Modemetropole. 1982 kreiert die Igedo Company einen neuen Namen. Erstmals findet die Collections Premieren Düsseldorf (CPD) statt.

Doch die gute Nachrichtenlage (die Ausfuhrwerte der Igedo lagen im Jahr 1997 bei 8,7 Milliarden Mark) ändert sich: Während Manfred Kronen die Hochzeit der Messe noch im Jahre 2000 einordnet, habe es zuvor schon Signale des Abstiegs gegeben. „Das Modekarussell drehte sich immer schneller. Die Hersteller warfen teils zehn Kollektionen jährlich auf den Markt und verkauften sie direkt an die Kunden. Mit zwei Messen pro Jahr konnten wir darauf nicht reagieren.“

Die Zahl der Aussteller ging dramatisch zurück, die Ausstellungsfläche schrumpfte von 1996 (350 000 Quadratmeter) auf 150 000 bis vor sechs Jahren. Mit einem detaillierten Konzept habe Kronen damals die Kehrtwende versucht. „Doch es wurde von den Verantwortlichen nicht goutiert.“