Verkehr Aktion „Toter Winkel“: Polizei will Düsseldorfer Schüler sensibilisieren
Düsseldorf · Ein von Lehrerin initiiertes Verkehrserziehungsprojekt findet bei den Schülern des Cecilien Gymnasiums hohen Anklang. Sie durften sich auf dem Schulhof auch selber mal in einen Lkw setzen.
Man stelle sich vor: Ein Lkw-Fahrer und ein Fahrradfahrer stehen an einer Kreuzung. Die Ampel zeigt rot. Beide wollen nach rechts abbiegen und warten auf das grüne Signal. Der Lkw fährt an und lenkt nach rechts. Gleichzeitig biegt der Radfahrer ab. Und schon ist es passiert. Der Lkw-Fahrer übersieht den deutlich kleineren Verkehrsteilnehmer. Eine Situation, die sich so oder so ähnlich allein in diesem Jahr rund 85 mal mit Lkws und Pkws in Düsseldorf zugetragen hat. 65 Menschen wurden dabei verletzt, teils sogar schwer. Um besonders Kinder und Jugendliche für diesen Gefahrenbereich zu sensibilisieren, veranstaltete die Unfallprävention der Polizei am städtischen Cecilien-Gymnasium ein Verkehrserziehungsprojekt zum Thema „Toter Winkel“.
Ausschlaggebend für diese Aktion war eine Lehrerin, die sich selbst in die Lage der Schüler versetzte und die Polizei als Leitung für die Präventionsmaßnahme an ihrer Schule gewinnen konnte. „In der Zeitung lese ich jeden Tag von so vielen Unfällen, da denke ich als Lehrerin auch an die Schüler, die jeden Tag mit dem Fahrrad in die Schule kommen“, sagt Julia Juchens, die Lehrerin der Klasse 6e am Cecilien-Gymnasium in Niederkassel.
Die Schüler hatten bei der Aktion die Möglichkeit, die Abbiegesituation praxisnah aus der Perspektive eines Lkw-Fahrers nachzuempfinden — wovon sie ziemlich begeistert waren: Denn sie konnten sich dabei selbst ans Steuer eines Lkws der Polizei setzen, der mitten im Pausenhof der Schule stand. Der Rest der Klasse stellte sich auf eine — von der Polizei ausgelegten — orangefarbene Plane, die den Bereich des toten Winkels markierte. Polizist Müller erklärte den Schülern dabei die Gefahr, in der sie sich auf der Straße jetzt befänden.
Und so war es im Lkw: „Sicher fühle ich mich hier drin schon, aber ich hätte Angst, selbst jemanden anzufahren“, sagt Schülerin Friederike auf dem Sitz des Lasters. Einschätzen, was seitlich unter ihr passiert, könne sie nicht. „Hier ist man viel zu weit oben.“
Das ist jedoch nicht das einzige Problem der Lkw-Fahrer. „Durch die vielen technischen Geräte im Fahrerraum ist der Fahrer oft abgelenkt. Teilweise steht dort sogar ein Laptop in seinem unmittelbaren Sichtfeld“, erläutert der Leiter der Unfallprävention der Polizei, Jochen Schütt. Er selbst habe das schon gesehen. Allerdings sind nicht nur die Fahrer der Laster zunehmend abgelenkt, sondern auch die Schüler selbst. „Oftmals fahren bis zu vier Schüler nebeneinander und unterhalten sich dabei. Wir sagen es deshalb immer wieder unseren Schulkindern. Macht das nicht“, sagt Sabina Fahnenbruck, Schulleiterin des städtischen Gynasiums.
Die Präventionsarbeit der Polizei Düsseldorf hört aber bei dem Thema „toter Winkel“ nicht auf. Je nach Altersgruppen der Klassen vermittelt sie auch das Tragen eines Fahrradhelmes oder später in der Oberstufe informiert sie zum Beispiel über Alkohol und andere Substanzen am Steuer. „Wir sehen eine große Lücke zwischen der Fahrradprüfung in der vierten Klasse und der Führerscheinprüfung, in der sich die Schüler in der Oberstufe befinden. Diese versuchen wir mit verschiedensten Sensibilisierungsmaßnahmen zu füllen, um die jungen Verkehrsteilnehmer zu schützen“, sagt Jochen Schütt.
Um sich selbst zu schützen schiebt Friederike ihr Rad oftmals über gefährliche Kreuzungen So fühle sie sich sicherer.