Allwetterbad oben ohne: Jetzt verschwindet das Zeltdach
Im Laufe der Jahre wurde es immer mehr beschädigt. Nun wird es abgebaut. Wie lange es das komplette Schwimmbad noch gibt, ist unklar.
Düsseldorf. Es galt einmal als technische Innovation und Vorbild für viele andere Schwimmbäder. Rund 36 Jahre lang thronte es in zehn Metern Höhe über dem 50-Meter-Becken und galt als Aushängeschild des Freibades. Seit Mittwoch nun wird es abgebaut, das Zeltdach über dem Allwetterbad in Flingern. Um 11 Uhr begannen die Arbeiter mit dem Abriss, bereits Ende des Monats soll die charakteristische Dachkonstruktion vollständig verschwunden sein. Nur die Wand bleibt stehen, um die Schwimmer vor dem Wind zu schützen.
Nötig wurde der Rückbau wegen der massiven Schäden, die Schnee, Frost, Wind und Regen im Laufe der Zeit an der Lastwagenplane verursacht hatten. Konnten diese in den vergangenen Jahren immer wieder repariert werden, kam ein Gutachter im Oktober zu dem Schluss, das Zeltdach sei nicht mehr zu retten. Daraufhin sperrte die Bädergesellschaft das Becken. Nur zwei Monate später, an Heiligabend, setzte das Wetter dem Zeltdach dann endgültig so stark zu, dass der Abriss zur einzig logischen Konsequenz wurde. Dieses Mal gab es nicht nur kleine Risse in der Plane, dieses Mal hatte sich das Dach an sieben von 17 Befestigungspunkten gelöst und hing knapp über dem Wasser.
„Zum Glück hatten wir es schon vorher gesperrt“, sagt Roland Kettler, Geschäftsführer der Bädergesellschaft, und verweist auf die versprödete Plane, die 1992 zum letzten Mal erneuert wurde. „Ein Domino-Effekt war nicht mehr auszuschließen“, erklärt Kettler, der den Abriss für die einzig richtige Entscheidung hält: „Früher wurde das Dach regelmäßig hochgezogen, seit einigen Jahren ist es festgesetzt. Die ursprüngliche Idee, dass man es bei Bedarf öffnen kann, war also weg.“ Und im Sommer brauche das Becken ohnehin kein Dach.
Trotzdem trauern diesem nun viele hinterher. Denn wenn es um das Allwetterbad geht, sind die Emotionen nicht weit. Erst im September verhinderten die Freien Schwimmer die komplette Schließung, in dem sie per Unterschriftenaktion und Demonstration für den Erhalt kämpften.
Auch Kettler ist ein grundsätzlicher Freund des 1932 erbauten Bades. Allerdings sei es mit dem Zeltdach wie bei einem Oldtimer: „Wer einen hat, kann sich ihn auch leisten.“ Aus heutiger Sicht sei das Dach einfach nicht mehr zeitgemäß. Die Plane ist nicht isoliert und habe ihre Zeit hinter sich. „Man hat sich in den 70er Jahren noch weniger Gedanken um Energieverbrauch und Kosten gemacht. Heute ist das anders“, sagt Kettler. Neue Hallenbäder orientierten sich nun an Niedrigenergiehäusern.
So gibt es in Flingern bald ein reines Freibad. Mitte Mai ist Saisoneröffnung. Bis dahin sind noch Kleinigkeiten zu tun. „Was repariert werden kann, wird gemacht. Aber wenn es einmal an die Substanz des Bades geht, wird es schwer.“ Dann steht wieder die komplette Zukunft des Allwetterbades auf der Kippe.