Luxusimmobilie in Düsseldorf Haus von Beuys steht zum Verkauf
Düsseldorf · Der Künstler wohnte und arbeitete lange in dem Gebäude in Oberkassel. Jetzt wird es als Luxusimmobilie mit Geschichte vermarktet, inklusive rosa Badezimmer. Eine Besichtigung.
Joseph Beuys mochte offenbar italienische Fliesen. Der Künstler hatte sie einst verlegen lassen in seinem Haus am Drakeplatz 4, in dem er von 1961 an viele Jahre lang lebte und arbeitete. Das zumindest erzählt Maklerin Birgit Pfeiffer, während sie über die hellgrauen und leicht melierten Kacheln schreitet. Denn das Haus steht zum Verkauf. Und die Geschichte seines prominenten Bewohners und alles, was aus seiner Zeit noch zu entdecken ist, spielt in der Vermarktung von Engel & Völkers eine große Rolle.
Zurück zu den Fliesen. Im ersten Stock sind sie im Badezimmer ganz in Rosa verlegt worden. Pfeiffer vermutet, zur Freude von Beuys’ Tochter. Die Spurensuche geht weiter: Im großzügigen Hinterhof mit Blick in die Baumkronen steht dahinter ein Tisch, den Beuys noch selbst gebaut haben soll. Betonplatten dienen gewohnt rustikal als Füße, darauf liegt eine Marmorplatte, momentan von Schnee bedeckt. An der Mauer daneben klettert ein Rosenstock empor, der ebenfalls noch aus der Beuys-Zeit stammt, wie Pfeiffer sagt.
250 Quadratmeter mit sieben Räume und zwei Badezimmern
Ihre Botschaft ist klar: Das sei kein Stadthaus, wie sie schon so viele verkauft habe. Der Preis für die 250 Quadratmeter und die sieben Räume mit zwei Badezimmern könne auch nicht nach üblichen Richtwerten berechnet werden, wonach der Preis wohl so zwischen drei und viereinhalb Millionen Euro liegen würde. Hier dürfen es also gerne noch ein bis zwei Millionen mehr sein, mindestens. So genau wollen sich Pfeiffer und auch der Eigentümer nicht festlegen. Ein Bieterverfahren ist geplant. Der heutige Bewohner und Eigentümer, ein Fotograf, hatte die Immobilie übrigens zunächst gemietet und dann der Familie Beuys abgekauft. Die Geschichte des Gebäudes geht jedoch weit über sie hinaus. Erbauen ließ es 1904 der Kirchenbildhauer Albert Pehle als Atelierhaus. Auf die für seine Kunst notwendigen Rahmenbedingungen gehen die bis sechs Meter hohen drei Atelierräume zurück. Eine Kutsche habe sogar durch die Eingangstür passen müssen, sagt Pfeiffer.
Diese Dimensionen finden sich heute auch in den rund fünf Meter hohen Flügeltüren wieder, die den Durchgang zum im Hof gelegenen Raum bilden. Die gewaltigen Fensterfronten an der dortigen Fassade bieten Blicke in eine grüne Idylle. Von enormer „Lichtenergie“ spricht die Maklerin mit Blick in die in der Tat sehr hellen Räume. Auch Spuren von Pehle finden sich noch. Seine Figuren stehen etwa auf dem Kamin im ersten Stock oder auf einem Sims im hölzernen Treppenhaus, das sich beim Gang hinauf ächzend bemerkbar macht.
Ein Band über das Leben der Familie Beuys in dem Haus
Obwohl es sich am Ende schlichtweg auch um eine in einem besonders teuren Stadtteil gelegene Luxusimmobilie handelt, liegt das nicht an den besonderen hochwertigen Materialien. Vieles wirkt eher rustikal, wie der einfach verschraubte und von Gebrauchsspuren übersäte Dielenboden. Fußleisten gibt es keine. Im Hof liegen noch die alten Betonplatten aus der Zeit von Beuys.
Wie die Familie Beuys hier lebte und arbeitete hat übrigens Josephs Frau Eva in einem 2016 herausgegebenen Fotoband dargestellt. Eine später als Kunstwerk berühmt gewordene Fettecke ist da mal zu sehen, aber auch Sohn Wenzel während eines Schläfchens. Kunst und Leben, das ging bei Beuys nur zusammen.Aber welchen Wert hat das Haus, in dem er wohnte, heute? Für die Maklerin ist diese Historie natürlich ein Verkaufsargument. Legitim sei das aus ihrer Sicht. „Und nun gilt es auszuloten, wie weit die Liebhaberei bei einem Käufer geht.“
Ein in Düsseldorf gut vernetzter Makler, der in diesem Zusammenhang nicht in der Zeitung stehen will, bezweifelt allerdings, dass der Preis wegen des prominenten Ex-Mieters deutlich nach oben beeinflusst werde. Der Düsseldorfer Immobilienentwickler und Kunstsammler (Philara) Gil Bronner sieht das ähnlich. Er glaubt eher an einen Nebeneffekt. Er habe sich das Objekt vor ein bis zwei Jahren selbst einmal angesehen, es aber als zu teuer befunden.
Und welchen Wert hat das Haus am Drakeplatz 4 für die Öffentlichkeit? Stadt und Land winken ab. Aus dem Kulturdezernat heißt es, dass das Haus „heute leider kaum noch Spuren von Joseph Beuys aufweist, die Einblick in seine Lebens- oder Arbeitsweise oder seine künstlerischen Ziele gestatten würden“. Anders sei das im ehemaligen Atelier von Otto Piene an der Hüttenstraße gewesen, wo zahlreiche Arbeitsmaterialien und Ateliermöbel erhalten waren.
Das Ministerium für Kultur verweist darauf, dass „das Gebäude aufgrund von Umbau und Umnutzung nur noch eingeschränkt historische Bedeutung“ habe. Das einflussreiche Werk von Beuys, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, werde zudem an zahlreichen anderen Orten in Nordrhein-Westfalen
gewürdigt.