Altstadt-Anwohner schlagen Alarm

Initiative schreibt Brandbrief an die Politik und klagt über unhaltbare Zustände.

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Düsseldorf. Gewalt, Drogenhandel, Vandalismus. Die Altstadt schafft es nicht aus den negativen Schlagzeilen. Vor kurzem erst hatten sich Anwohner am Alten Hafen über die „drastischen Probleme“ beklagt und angekündigt, ihr Gelände nachts durch drei Tore abzusperren, wodurch auch ein Zugang in den Alten Hafen wegfallen würde. Wenig später zog Peter Tuxhorn Konsequenzen. Er kündige an, seine Traditionskneipe an der Mühlenstraße zu schließen, da immer mehr Stammgäste von Schlägereien auf der Straße abgeschreckt würden.

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Und seit Mittwoch liegt nun ein offener Brandbrief einer Anwohnergemeinschaft der Neubrückstraße vor, in dem Verfasser Jens Oliver Pommeranz von „nicht mehr hinnehmbaren“ Zuständen spricht. „Es ist klar, dass man als Bewohner der Altstadt vieles in Kauf nehmen muss, aber irgendwann ist eine Grenze überschritten“, sagt der 43-Jährige im Gespräch mit der WZ. Der Geschäftsführer einer an der Neubrückstraße ansässigen Personalberatung spricht von versuchten Einbrüchen beim benachbarten Juwelier, von Scherbenteppichen nach Wochenendnächten, Erbrochenem im Hauseingang, von umgekippten Glascontainern — und die Toilette an der Tiefgaragen-Einfahrt beschreibt er als Treff von Drogensüchtigen.

Im Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden und Oberbürgermeister-Kandidaten stellt die Anwohner-Initiative nun eine Reihe von Forderungen auf. So soll ein Konzept für mehr Qualität der Kneipen- und Gastronomielandschaft erarbeitet werden. Kioskbesitzer und Wirte sollen im Zuge dessen zu Zahlungen von Sonderreinigungseinsätzen der Awista verpflichtet werden. „Ihre Kunden und Gäste richten den Schaden ja auch an“, sagt Pommeranz. Auch die Frankonia als Projektentwickler des Andreasquartiers solle laut Pommeranz mehr Verantwortung für den Baustellendreck übernehmen. „Hier muss politisch etwas passieren, die Frankonia hat unserer Bitte nicht entsprochen“, sagt Pommeranz, der seit zehn Jahren an der Neubrückstraße wohnt.

Stadt, Politik und Immobilieneigentümer sollten sich seiner Meinung nach an einen Tisch setzen. Bei dieser Gelegenheit müsse auch darauf gedrängt werden, mehr gegen Leerstände von Wohnungen zu tun. „Man sollte etwa gezielt Studenten gewinnen. Wichtig ist, dass alle Milieus in der Altstadt wohnen, und nicht nur die Gutverdiener, die sich etwa das Andreasquartier leisten können.“ Auch grundsätzlich gehe es um ein ausgewogenes Miteinander von Gewerbe, Wohnen und Gastronomie. „Letztere hat in den letzten Jahren in einem nicht gesunden Maße überhand gewonnen.“

Des Weiteren plädiert Pommeranz dafür, nach Mitternacht ein Verbot von Alkohol an Kiosken durchzusetzen. Von Polizei und Ordnungsamt fordert er ein strikteres Eingreifen bei Vandalismus infolge von Junggesellenabschieden und „Sauftourismus“.

Und das Toilettenhäuschen solle abgebaut werden, da es „eine Gefahr für unwissende Nutzer“ darstelle. Auch Anwohner der Mühlenstraße klagten bereits vor einigen Monaten über die Drogenszene vor ihren Haustüren.