Stadtteile An der Kaiserswerther Basilika passt nun ein Sicherheitsdienst auf
Düsseldorf · Radelnde Reporter Die Tour führte auch zum historischen Ortskern. Dort kam es zuletzt vermehrt zu Randale.
Die Tour als radelnde Reporterin führt mich an diesem schwülen Dienstag raus aus der Stadt rein ins für mich idyllische aber ebenso quirlige Kaiserswerth. Gleich bei der Einfahrt an der Niederrheinstraße schaue ich neugierig auf den Dreiecksplatz. Der Parkplatz ist pickepacke vollgeparkt. Vom seit Jahren geplanten Supermarkt an dieser Stelle ist nicht das kleinste Vorzeichen zu sehen. Später wird mir aber Bezirksbürgermeister Stefan Golißa verraten, dass die Planung für den Bau des dringend gewünschten Discounters nun doch stehe. Ein Supermarkt, auf Stelzen gebaut, soll es werden, damit darunter die Parkplätze in etwa erhalten werden können. Die Nahversorgung des Stadtteils scheint gesichert, allerdings dürften bis zur Eröffnung noch mehr als zwei Jahre ins Land ziehen.
Mich zieht es nun zum historischen Ortskern. Den Klemensplatz umfahre ich lieber, denn ich erinnere mich noch gut an die Diskussion vor Jahren, als die Radfahrer ausdrücklich verbannt wurden. Es ist neben der Gatronomie und bei den vielen Fußgängern einfach zu eng. Das hindert andere Radler nicht daran, quer über den Platz zu fahren, und nicht den kleinen Umweg über die Sankt-Göres-Straße zu nehmen. Das Problem ist also geblieben.
Für mich geht es nun weiter Richtung Rhein. Das historische Pflaster am Kaiserswerther Markt rüttelt mich durch. So reduziert man automatisch das Fahrtempo und findet den Blick für Wesentliches: die hübsch und wohl auch insektenfreundlich korrekt bepflanzten Kübel am Treppenaufgang des Rathauses, den gut bestückten öffentlichen Bücherschrank auf dem Platz – und die Ein-Euro-Münze, die auf dem Kopfsteinplaster blinkt.
Weiter geht es nun gezielt zum Suitbertus-Stiftsplatz. Hier, im Schatten an der Basilika, stelle ich das Rad ab. Andere Radfahrer machen dies auch, weil sie auf ihrer Tour einen kurzen Besuch in der Kirche machen. Eine Velberterin kommt froh zurück, weil sie in der Kirche St. Suitbertus eine Kerze anzünden konnte – das sei längst nicht mehr überall möglich, erzählt sie. Während ihre Radtour jetzt nach Wittlaer und Duisburg am Rhein entlang führt, bleibe ich. Denn auf dem Stiftsplatz bin ich mit Bezirksbürgermeister Stefan Golißa verabredet, um über ein aktuelles Thema zu sprechen. Es geht um die nächtlichen Ruhestörungen und Vandalismus im Bereich des „Ankers“ hinter der Basilika.
Da es sich bei dem Weg mit Rheinblick um das Grundstück der Kirche handelt, kommt auch der katholische Pfarrer Oliver Dregger hinzu, zudem Guido Pukropski, der Bezirksverwaltungsstellenchef, SPD-Bezirksvertreter Dieter Horne und ein Anwohner, der aus Angst nicht namentlich genannt werden möchte. Er ist Familienvater und berichtet von Jugendlichen, die in den vergangenen Jahren, den „Anker“ als Treff auserkoren hatten, um dort zu feiern. „Das ist dort total aus dem Ruder gelaufen“, berichtet der Anwohner. Lärm, Müll, zerstörte Gaslaternen und sogar Beschädigungen am Kirchengebäude waren die Folge. Der Treffpunkt habe sich rumgesprochen, sogar aus Essen und Mühlheim waren die nicht beliebten „Ausflügler“ zum Platz am „Anker“ gekommen. Doch nun haben sich Bezirksvertretung und Kirchengemeinde zusammengeschlossen. Seit dem Pfingswochenende sorgt nun ein Sicherheitsdienst ein Jahr lang an ausgewählten Tagen für die Nachtruhe ab 22 Uhr. Pfarrer Dregger sagt: „Das ist ein Experiment. Wir wollen den Weg nicht sperren, wir möchten aber, dass bestimmte Regeln hier eingehalten werden.“
Der Sicherheitsdienst scheint die Jugendlichen abzuschrecken. Das ist jedenfalls die erste Erfahrung, die Bezirksbürgermeister Golißa in Gesprächen mit Nachbarn gemacht hat. Auch Guido Pukropski bestätigt: „Es hat sich wohl schnell herumgesprochen, dass es diese Wohlfühloase und diesen rechtsfreien Raum hier nicht mehr gibt.“ Mit 2000 Euro beteiligt sich die Bezirksvertretung zu 40 Prozent an den Kosten für das Pilotprojekt.
Hier scheint es für die Kaiserswerther eine Lösung zu geben. Und auch für das Wahrzeichen, die Ruine der Kaiserpfalz, die sich örtlich gleich anschließt, wird Verschönerung versprochen. Denn wer jetzt dort vorbeiradelt sieht einen schlichten, häßlichen Bauzaun, der eines Denkmals nicht würdig ist. „Das ist nur ein Provisorium“, beruhigt Dieter Horne. Der alte Zaun war korridiert und wird nun saniert. Die Stadt finanziert dies mit 175 000 Euro, im September sollen Zaun und Tore wieder aufgebaut werden.
Marienkrankenhaus schließt,
die Polizei könnte bleiben
Mein Weg zurück führt am Marienkrankenhaus vorbei. Auch hier wird Neues passieren, denn zum Jahresende wird der Klinikbetrieb aus baulichen Gründen geschlossen, die Orthopädie zieht ins St. Vinzenz-Krankenhaus nach Pempelfort. Das Grundstück geht dann wieder in die Verwaltung der katholischen Kirche über. Pfarrer Dregger bestätigt, dass der Planungsprozess begonnen habe. Er sagt: „Wir möchten auch, dass die Polizei und das Bürgerbüro verbleiben.“ Beide sind in unterschiedlichen Gebäuden der Klinik Untermieter.
Dieses Großprojekt wird die Kaiserswerther sicher noch stark beschäftigen. Ebenso wie ein kleines Haus, zu dem ich jetzt noch unbedingt fahren möchte: Es ist die alte Pumpstation am nördlichen Herbert-Eulenberg-Weg. Das versteckt liegende Gebäude am Deichweg ist ein Denkmal, das der Stadt gehört. Es sieht ziemlich marode aus. Ein Investor will es in ein Gästehaus für Workshops und mit Übernachtungsmöglichkeit verwandeln. Keine leichte Entscheidung, die die Bezirkspolitiker am 25. Juni treffen sollen. Die Pumpstation befindet sich in der Wasserschutzzone und im Landschaftsschutzgebiet. Man will hier keinen Verkehr.
Ich verlasse diesen an einem Wochentag einsamen Ort und radel zurück Richtung Innenstadt. Mit dem Gefühl, dass die Idylle, die sich Besuchern von Kaiserswerth bietet, vor Ort doch trügerisch sein kann.