Armenküche: Ein warmes Essen und ein offenes Ohr

Die Armenküche feiert ihr 20-jähriges Bestehen. Sozialarbeiterin Marion Gather: „Sie ist so wichtig wie früher.“

Düsseldorf. Es gibt Schweinebraten mit Klößen und Gemüse, und für die, die kein Schwein essen, Hühnerfrikassee. Wer den Weg durch das große Holztor am Burgplatz 3 findet, kommt nicht nur mit knurrendem Magen, sondern auch mit einem Rucksack voll Problemen durch die Tür der Armenküche.

Seit zwanzig Jahren werden Menschen in Not hier satt. Manche kommen seit 1992 jeden Mittag hierher. „Es gibt Gäste, die ich schon seit Jahren begleite“, sagt Marion Gather, die seit 1994 als Sozialarbeiterin in der Armenküche wirkt. „Einige Gäste sind über längere Zeit nicht da gewesen, weil sie im Knast oder auf Tour waren und kommen dann wieder zurück.“

Jeden Tag werden hier zwischen 80 und 100 Portionen zubereitet. „Die Armenküche ist eigentlich ein klassisches Wohnungslosen-Angebot, aber die Armut verfestigt sich auch immer weiter am unteren Rand der Mittelschicht“, sagt Gather.

So kommen heute nicht mehr nur Obdachlose, sondern auch immer wieder alte Menschen oder Familien mit Kindern, die auf Sozialleistungen angewiesen sind und sich ein warmes Essen oder die zur Zubereitung nötigen Geräte nicht leisten können.

Als Marion Gather ihre Stelle in der rein spendenfinanzierten Armenküche antrat, reizte sie vor allem, frei von den Vorgaben eines Trägers agieren zu können. „Ich habe das Gefühl, dass die Menschen merken, dass da jemand ist, an den sie sich wenden können“, sagt Gather. Sie weiß: Der Grund, warum die Armen zu ihr kommen, ist das Essen, aber die Ursachen für die Armut sind meist sehr vielfältig: Hartz IV, Obdachlosigkeit, Einsamkeit. . .

Gather spricht die Menschen in Not „dezent“ an, versucht sie zu vermitteln und Hilfestellungen zu geben. So schafft sie mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Armenküche ein niedrigschwelliges Angebot. Wenn es jedoch darum geht, der Öffentlichkeit die Probleme der Menschen am Rand der Gesellschaft näher zu bringen, nimmt sie kein Blatt vor den Mund: „Wir legen den Finger in die Wunde.“

In alternativen Stadtrundgängen zeigt sie Nicht-Armen, dass das reiche Düsseldorf auch Schattenseiten hat. „Viele können sich gar nicht vorstellen, welche Probleme arme Menschen haben“, sagt die Sozialarbeiterin. Gebessert hat sich die Lage in den letzten 20 Jahren nicht wirklich: „Die Armenküche ist heute genauso wichtig wie früher“, sagt Gather.