Asphalt-Festival in Düsseldorf: Diese Highlights dürfen Sie nicht verpassen

Kulturelles Gegenprogramm zur Weltmeisterschaft: Das Asphalt-Festival bringt Kunst dorthin, wo sie sonst nicht stattfindet: in Fabrikhallen, auf Dachgärten und auf öffentliche Plätze. Die wichtigsten Termine im Überblick.

Foto: Robert Eikelpoth

Das Asphalt-Festival bringt Kunst dorthin, wo sie sonst nicht stattfindet: in ehemalige Fabrikhallen, auf Dachgärten und auf öffentliche Plätze. Ob Theater, Performance, Konzert oder Tanz, die Künstler kommen nicht einfach auf eine Theaterbühne oder in einen White Cube, wo sie ihre Konzepte umsetzen, vielmehr müssen sie ihre Projekte an die Orte anpassen, sie erweitern oder neu definieren. Das Ziel der künstlerischen Leiter Christof Seeger-Zurmühlen (der auch als Chef der Bürgerbühne am Schauspielhaus fungiert) und Bojan Vuletic (Komponist und Klangkünstler) besteht darin, (inter)nationale Kunst zu den Menschen zu bringen, sie mitwirken zu lassen und ihnen über Kunst einen neuen Blick auf die eigene Stadt zu vermitteln.

Bislang ist die Resonanz groß, das „Sommerfestival der Künste“ geht mit einem Budget von 400 000 Euro in die sechste Runde. Auch in diesem Jahr befindet sich das doppelte Festival-Zentrum im Weltkunstzimmer und in den Alten Farbwerken in Flingern. Es finden sich aber auch „Kunst-Satelliten“ im Hafen oder in Eller. Das diesjährige Motto des elftägigen Asphalt-Festivals (12.7.- 22.7.) lautet „crossing borders“ (Grenzen überschreiten). Es geht um Grenzüberschreitungen im politischen Sinne (Stichwort Flüchtlingskrise), aber auch im künstlerischen Sinne (Vermischung von Genres). Wir stellen Ihnen zehn Kunst-Projekte vor, die Sie unbedingt erleben sollten.

Die niederländische Duda Paiva Company inszeniert die Oper „The Fairy Queen“ des englischen Barock-Komponisten Henry Purcell ungewöhnlich: mit Puppenspiel, Tanz und Musik des Nederlands Blazers Ensemble. Beim Asphalt Festival ist die Oper zum ersten Mal in Deutschland zu sehen.

Die syrischen Theatermacher Mohammad Al Attar (Text) und Omar Abusaada (Regie) setzen sich mit der aktuellen Syrien-Krise auseinander. Das Stück spielt in Damaskus und handelt von dem jungen Taim, der nach einem brutalen Überfall ins Koma fällt. Im Krankenzimmer kommen Familienmitglieder und Freunde mit unterschiedlichsten politischen Gesinnungen zusammen. Der im Koma liegende Taim symbolisiert das im Koma liegende Syrien unter Assad. Al Attar und Abusaada inszenieren das Stück multimedial: mit Diashows, Handyvideos und DJ-Sounds.

Die feministische Punkrock-Band „Pussy Riot“ wurde 2012 mit ihrem Anti-Putin-Protest in einer Moskauer Kirche weltweit bekannt. Die Folge: Zwei Jahre Haft im sibirischen Straflager. Beim Asphalt Festival liefern sie als „Pussy Riot Theatre“ den Kommentar zur Fußball-WM in Russland. In ihrer Bühnenshow „Riot Days“ vermischen die Protestkünstlerinnen Konzert, Videodokumentation, Theaterperformance und Lesung. Grundlage bildet das Buch von Frontfrau Maria Aljochina, in dem sie die Geschichte von „Pussy Riot“ schildert.

Am Anfang steht ein Foto oder ein Statement zu einem aktuellen Thema. Darauf müssen sechs Tanz- und Musik-Ensembles künstlerisch reagieren. Die Zeit: 48 Stunden. Danach ist das Publikum angehalten, auf die Ad hoc-Kunstwerke zu reagieren, mit einer spontanen Aktion oder mit Worten. Das Zwei-Tage-Kunst-Spiel haben Seeger-Zurmühlen und Vuletic für das diesjährige Festival neu entwickelt, um die ansonsten so langen Realisierungsprozesse von Kunstprojekten zu beschleunigen.

Mit „beautiful in the subversion of beauty“ liefert Bojan Vuletic die achte Folge seiner sogenannten „Recomposing_Art-Reihe“. Der Komponist verwandelt Werke von Malern, Filmemachern, Fotografen oder Literaten in Musik. Nun verklanglicht er die Kritzelbilder des US-amerikanischen Avantgarde-Künstlers Cy Twombly. Das New Yorker Mivos Quartet wird das Stück „Schön in der Unterwanderung des Schönen“ mit Streichern, Saxophon, Vibraphon und Trompete uraufführen.

Der brasilianische Tänzer Guilherme Botelho zeigt in seiner neuesten Choreografie „Contre-Mondes“ (Gegenwelten) das Nichtsichtbare. Der Raum wird schwarz sein. Die Zuschauer erhalten Nachtsichtgeräte, mit denen sie aber nur einzelne Körperteile der Tänzer erhaschen können: Arme, Beine, Köpfe. Oder Spuren von Tanzbewegungen. Botelho spielt mit Sichtbarem und Unsichtbarem, mit Körper und Geist, mit Materie und Idee.

Der österreichische Theater- und TV-Schauspieler Philipp Hochmair (spielt Minister Schnitzler in der ORF/ARD-Serie „Vorstadtweiber“) ist dafür bekannt, weltliterarische Werke in moderne Ein-Personen-Stücke umzugestalten. Etwa Goethes „Werther“, mit dem Hochmair bereits letztes Jahr beim Asphalt-Festival gastierte. Nun spielt er zwei Kafka-Solos: „Der Prozess“ und „Amerika“.

Das preisgekrönte Hamburger Performance-Kollektiv LIGNA entwickelt einen seiner berühmten Audio-Walks. Ausgehend von der US-amerikanischen Filmreihe „Planet der Affen“ entwirft LIGNA eine „Stadt der Affen“. In einem Hörspiel liefern sie die Vision einer zukünftigen Stadt, dementsprechend startet ihre Tour im futuristisch anmutenden Medienhafen. Die Teilnehmer schlüpfen in Affenkostüme und müssen sich dann unter Anleitung in die „normale“ Bevölkerung mischen. Ein Mitmach-Stück über das Eigene und das Fremde, Masken und Selbst-Inszenierungen.

Das Stuttgarter Theaterkollektiv „Lokstoff“ siedelt seine Performance „Himmel über Düsseldorf - Engel II“ in einem Schaufenster in der Stadtmitte an. Die Passanten sitzen im Inneren des Schaufensters und hören über Kopfhörer die Gedanken von Menschen, die an der Glasscheibe vorbeilaufen. Zu den Akteuren zählen eine Immobilienmaklerin, eine Büdchenbesitzerin, eine Fahrradkurierin und ein Handwerker.

Das Theaterkollektiv „per.Vers.“, dem Festivalleiter Christof Seeger-Zurmühlen angehört, initiiert eine Safari durch die Gärten der Stadt: private Dachterrassen, Schrebergärten oder Gewächshäuser. „Garten minus Zäune“ erkundet das Verhältnis zwischen Stadtmensch und Natur. So beuten die Menschen den „Garten Erde“ seit Jahrhunderten aus und vernachlässigen die Maßnahmen, die seinen Fortbestand garantieren, etwa den Klimaschutz. „Auf der anderen Seite gibt es ein fast schon egomanes Interesse am eigenen persönlichen Gärtchen, den man pflegt und dieser Gegensatz interessiert uns“, sagt Seeger-Zurmühlen.

Infos: Asphalt-Festival 12.-22.7. Mit dem „Early Bird Ticket“ gewährt das Festival bis zum 15.5. einen Frühbucher-Rabatt von 10 Prozent; Tickets unter Telefon 33 99 00 44. sphalt-festival.de