Kultur Eine Begegnung mit David LaChapelle in Düsseldorf

Der amerikanische Pop-Star der Fotografie hat seinen Auftritt bei Geuer & Geuer. Dort zeigt er verfremdete Banknoten.

Foto: Helga Meister

David LaChapelle wurde am Dienstag in der Galerie Geuer & Geuer gefeiert, hat er doch eine bewegte Karriere. Mit 15 Jahren übersiedelte er aus dem verschlafenen Connecticut ins quirlige New York, wohnte bei einer lesbischen Punkerin und jobbte in Nachtclubs. Auf der Kunstakademie von North Carolina entschied er sich für die Fotografie. Wachgeküsst wurde er von Andy Warhol, nachdem er dem Pop-Star seine High-School-Freunde als Motive im Adamskostüm präsentiert hatte. Doch 2006 verabschiedete er sich von Adonis-Typen, Venus-Figuren, süßen Ladys und falschen Blumen. Er verschwand nach Hawaii, kaufte sich eine Farm und wollte nur noch Kunst machen.

Auf die Maßlosigkeit und Libertinage, auf all die opulenten Vanitas-Bilder folgte die Selbstbesinnung. Dennoch verabschiedete er sich nicht vom Geld. Im Gegenteil, er ließ es mit einem simplen Trick wieder aufleben. 1990 hatte er per Zufall in der Dunkelkammer zwei Negative übereinandergelegt und war erstaunt, wie sich die Farben ins Gegenteil wendeten. Die Geldnoten wurden für den immer noch analog arbeitenden Profi zum Aha-Erlebnis.

Jugendliche von heute würden sich die umständliche Methode schenken und zum Scanner greifen, um Sandwich-Fotos zu schaffen. Nicht nur der inzwischen 55-Jährige. Er freut sich offensichtlich wie ein Kind über die invertierten Farben. Er spricht vom „krassen Pink als Gegenfarbe zum Grün“. Er lobt die „raren Farben der Banknoten wie Smaragdgrün, Rubinrot und all die milchigen Töne“. Indem er die Scheine vergrößert und invertiert, entdeckt er „versteckte Einzelheiten, die man mit dem bloßen Auge nicht sehen kann“.

Dennoch will er von einem neuen Purismus nichts wissen. Ihm gehe es auch nicht um die grafische Ausprägung der Euro-Scheine. Stattdessen sagt er: „Geld kennt jeder. Das Geld präsentiert einen Teil der Kultur. Europa ist stolz auf seine Architektur und zeigt sie in den Scheinen. Mexiko legt viel mehr wert auf einzelne Persönlichkeiten.“ Er könnte natürlich auch die Dollar-Noten nennen, mit Lincoln im Großformat.

Und die Botschaft? Hat er etwa die griechischen Noten ausgewählt, um die fiskalische Labilität des Landes in den Augen der EZB zu demonstrieren? Er verneint. Stattdessen erklärt er: „Jeder Mensch kennt Geld. Jeder hat ein anderes Verhältnis dazu. Der Banker betrachtet es anders als der hart arbeitende Mensch.“

Geld also als populärer Schein. Dennoch ist die Schau der Noten als Kombination von Vorder- und Rückseite recht puristisch. Ist das sein neuer Trend? Wieder kommt eine recht lakonische Antwort: „Die Kunst gibt der Welt einen anderen Wert als den des Geldes.“

Als LaChapelle vor 12 Jahren in die Einsamkeit entschwand, wollte der in Amerika gefeierte Superstar nur noch Kunst machen. Da waren ihm die Noten gerade recht.

Info: Geuer & Geuer, Heinrich-Heine-Allee 19, bis 20. Juni, Dienstag bis Freitag: 11 — 18 Uhr, Samstag bis 15 Uhr; geuer-geuer-art.de