Auf dem Weg zum Billig-Flughafen?

Studie zeigt Anstieg von Low-Cost-Segment. Fluglärmgegner kritisieren das, Flughafen und IHK halten dagegen.

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Düsseldorf. „Dus wird größte Germanwings-Basis“. Mit dieser Schlagzeile empfängt der Flughafen Besucher seiner Homepage. Den „Bürgern gegen Fluglärm“ kommt das wie gerufen. Denn sie sehen Düsseldorf längst auf dem Weg zum Billig-Airport.

Ist da was dran? Dafür spricht der Rückzug der Vorzeigeairline Lufthansa. Auch wenn nächsten Donnerstag ein LH-Airbus 380 in Lohausen auf den Namen Düsseldorf getauft wird, „als Zeichen der Verbundenheit mit der Landeshauptstadt“, so die Lufthansa. Wichtiger indes ist, dass nach und nach der gesamte Europa-Verkehr an Tochter Germanwings abgegeben wird.

Zudem stützt der „Low Cost Monitor 2013“, herausgegeben vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die These. Denn danach legt Düsseldorf im Billigsegment besonders zu.

Im ersten Halbjahr 2013 zählte das DLR 3,31 Millionen Passagiere, das sind 34 Prozent des Gesamtpassagieraufkommens in Lohausen — und 4,9 Prozent mehr als 2012. Am Flughafen Köln, der viel eher das Image eines Billig-Flughafens hat, ging der Anteil der „Low Cost Paxe“ dagegen um 5,2 % runter auf 2,95 Millionen Passagiere. Kritisch sehen diese Zahlen vor allem die Fluglärmgegner. Christoph Lange, ihr Vorsitzender, sagt: „Sämtliche Zuwächse in Düsseldorf werden im Billig-Segment oder durch Umsteiger erzielt. Eine gesunde und nachhaltige Entwicklung sieht anders aus.“ Er befindet Billig-Flüge als volkswirtschaftlich minderwertig, davon hätten weder die Stadt noch das Land viel. Umso negativer schlage folglich der Krach solcher Linien ins Kontor. Und umso weniger benötige der Flughafen die beantragte Ausweitung von Starts und Landungen.

Flughafen-Sprecher Christian Hinkel widerspricht: „Wir sind weit davon entfernt, ein Billig-Flughafen zu werden.“ So komme die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) zu einer völlig anderen Analyse der Billiglinien, die Lohausen anfliegen. „Demnach haben wir nur zwei Low-Coster, die britische Linie Easyjet und die türkische Pegasus-Airlines.“

Auch für den Homebase-Carrier Air Berlin gelte die Bewertung nicht. „Das ist ganz klar ein Netzwerk-Carrier mit€ Drehkreuz-Funktion.“ Zudem weist Hinkel auf die Infrastruktur mit hochwertigen Lounges und Gastronomie in den Terminals hin. Hier zeige sich deutlich, dass der Flughafen hochwertig aufgestellt sei.

Generell sind Identifizierung und Abgrenzung von klassischen Linien-, Charter- und Billig-Gesellschaften natürlich nicht eindeutig. Das DLR rechnet zum Beispiel Condor gar nicht dazu, Air Berlin und Germanwings hingegen schon — allerdings nur mit besonderen preisreduzierten Flügen. In Düsseldorf zum Beispiel sind Sun Express und Germania stark — der eine klassifiziert sie als Billiglinie, der andere nicht.

Für die Industrie- und Handelskammer (IHK), seit jeher glühender Flughafen-Anhänger, ist die Frage ohnehin zweitrangig. „Erstens bietet etwa Germanwings zubuchbare Qualitätsangebote. Außerdem ist es nicht nachteilig, dass man ab Düsseldorf günstiger fliegen kann“, sagt Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann. Low-Coster seien eine sinnvolle Unterlegung des Sortiments. „Das alles hat für mich keinen Ausschlag auf die Diskussion um die Kapazitätserweiterung“, sagt Siepmann.