Auf dem Weg zur Erstkommunion

Der Weiße Sonntag ist für unzählige Kinder etwas ganz Besonderes. Auf diesen Moment werden sie sorgfältig vorbereitet.

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Düsseldorf. Am Sonntag werden sie wieder überall auf der Straße zu sehen sein: Gruppen von Mädchen in weißen Kleidern und Jungen in schwarzen Anzügen, die auf dem Weg zur Kirche sind, um ihre Erstkommunion zu feiern.

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Doch wie haben die Kinder sich vorbereitet, vor was für Herausforderungen stehen die Gemeinden? Die Kinder im Kommunionsunterricht zu fleißigen Kirchgängern zu erziehen? Das ist jedenfalls nicht das Ziel vom Pastoralreferenten der Seelsorgeeinheit Düsseldorfer Rheinbogen, Martin Kürble. Überhaupt kann er das Wort „Kommunionsunterricht“, in dem sich die Kinder innerhalb eines halben Jahres vorbereiten, nicht leiden. Er spricht lieber von der „Gruppenstunde“, denn: „Bei uns muss niemand etwas lernen.“

Kürble will den Kindern stattdessen das Rüstzeug an die Hand geben, sich in schlechten Zeiten an das zurückerinnern zu können, was sie aus der Gruppenstunde mitgenommen haben: „Sie sollen erfahren, dass Jesus eine Bedeutung hat.“ Seiner Meinung nach sehen sich Katecheten oft unter Druck gesetzt, die Kinder davon zu überzeugen, auch nach der Erstkommunion weiter in die Kirche zu gehen. Er hält das für vollkommen unnötig: Die Kirche habe eben für jeden einen anderen Stellenwert.

Die Kinder, die Kürble auf dem Weg zur Erstkommunion begleitet, stammen aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen. Allerdings gehen viele auf die katholische Marien-Schule. Deshalb ist ihr Vorwissen, was den katholischen Glauben angeht, häufig groß. Das ist jedenfalls der Eindruck von Katechetin Sabine Hollmeyer. „Ich war überrascht, wie viel die Kinder schon wussten“, sagt sie. In der Seelsorgeeinheit Rheinbogen gibt es in diesem Jahr 132 Kommunionskinder, die in 17 Gruppen von jeweils zwei bis drei Katecheten auf den Weißen Sonntag vorbereitet werden.

In der Pfarrei St. Antonius und Elisabeth haben 30 der 57 Erstkommunionskinder einen Migrationshintergrund, was die Gemeinde vor logistische, sprachliche und kulturelle Herausforderungen stellt. „Manchmal gehen bei uns gleich mehrere Geschwisterkinder zur Erstkommunion“, berichtet Pastoralreferentin Klaudia Hilger. Laut Hilger ist der Umgang mit den Kindern — egal welcher Herkunft — in den vergangenen Jahren schwieriger geworden.

Die Schere zwischen solchen, die viel Wissen haben und solchen, die fast gar keine religiöse Praxis mitbringen, habe sich vergrößert. Außerdem sei es schwieriger geworden, Gruppenleiter für die Gruppenstunden zu finden. „Viele Eltern trauen sich das sprachlich einfach nicht zu“, sagt sie und gibt offen zu: „Nicht für alle diese Herausforderungen haben wir schon eine gute Lösung gefunden.“

Um die Kinder in der Erstkommunionszeit regelmäßig in die Kirche zu locken, setzen Hilger und Kürble auf Sammelheftchen. So finden die Grundschüler in der Seelsorgeeinheit Düsseldorfer Rheinbogen in ihren Erstkommunionsmappen unter anderem ein Sammelalbum, ähnlich den Panini-Alben. Nach dem Gottesdienst gibt es dann ein Tütchen mit den passenden Stickern. Natürlich sind da keine Fußballer abgebildet, sondern die, die in der Kirche zu finden sind, so Kürble, der das als kleinen Anreiz sieht.

Als die Kinder in der Kirche St. Maria in den Benden in dieser Woche den Ablauf des Gottesdienstes noch einmal durchgehen, hören alle aufmerksam zu. Kürble erklärt, wie wichtig es ist, dass morgen alle kräftig mitsingen, am besten mit „gaaanz tiefer“ Stimme. Als Kürble fragt, wer denn eine Fürbitte halten möchte, recken sich zahlreiche Arme in die Höhe. Wer mitmachen darf, knobeln die Kinder schließlich mit dem Spiel „Stein, Schere, Papier“ aus.

„Ich würde gerne noch länger zur Gruppenstunde gehen“, sagt Kommunionkind Johanna später. Und Marie denkt mit Erleichterung an ihre erste Beichte zurück, vor der es ihr erst gegraust hatte, weil „ich nicht wusste, was ich sagen soll.“ Am Ende sei das beichten dann aber ganz schön gewesen. „Aber was ich gebeichtet habe, das verrate ich nicht.“