Düsseldorf. Die aufgeregte Erwartung ist fast mit den Händen greifbar: 18 junge Tänzerinnen und drei sehr junge Tänzer wärmen sich im verspiegelten Studio auf. Sie üben Spagat und Arabesque, gehen die Fußpositionen des klassischen Ballett durch, manche probieren Schrittfolgen. Geredet wird kaum, selbst die Kleinsten, gerade mal sechs Jahre alt, wirken hochkonzentriert. Der Grund: In wenigen Minuten müssen sie vor einer hochkarätigen Jury professioneller Tänzer beweisen, dass sie gut genug für einen der begehrten Plätze an der Ballettschule sind, die der Deutschen Oper am Rhein angegliedert ist.
Der neue Direktor Martin Schläpfer erklärt, worauf es ankommt, wenn man an der Schule landen will, an der er in Zukunft auch selbst die Förderklassen unterrichten wird: "Wichtig ist, dass die Kinder in einem guten Entwicklungszustand sind", sagt er. "Außerdem müssen sie aufgeweckt sein, Freude am Tanz haben und natürlich eine gewisse Elastizität mitbringen." Ziel sei es nicht, "jeden" zu nehmen, sondern talentierten Nachwuchs individuell zu fördern - denn die Schule versteht sich als Vorstufe zu den professionellen Tanzakademien. In zu großen Klassen sei intensiver Unterricht schwierig.
Und dann geht es auch schon los: Jeder Tänzer wird von der Pädagogin und ehemaligen Profitänzerin Young Soon Hue auf seine Biegsamkeit hin untersucht, alles unter den kritischen Augen der anderen Jurymitglieder. Später werden auch Tanzschritte durchgenommen, die Kinder improvisieren zur Musik: Sie sollen zeigen, dass sie ein gutes Rhythmusgefühl haben.
Am Ende werden 19 Nachwuchstänzer für das kommende Schuljahr aufgenommen, auch die drei Jungen sind dabei. Darüber freut sich das Balletthaus besonders: "Es ist problematisch, männlichen Nachwuchs zu finden", so Betriebsdirektor Oliver Königsfeld. In diesem Jahr seien alle erstaunlich talentiert gewesen. Doch erwartet sie auch eine harte Schule: Tänzer ab 13 Jahren trainieren fünf Mal pro Woche - die Vorstufe zur Professionalität.