Baustellen in Düsseldorf Neuer Kanal für die Friedrichstraße

Friedrichstadt · Um die Belastung für die Anlieger gering zu halten, wird bei der Erneuerung der Kanäle unter Tage gearbeitet.

In einen solchen Stollen wird das neue Rohr für den Mischwasserkanal eingezogen.

Foto: RP/Stadt Düsseldorf

Im kommenden Jahr besteht die Kanalisation unter der Friedrichstraße seit genau 100 Jahren. Der 1922 fertiggestellte Mischwasserkanal ist entsprechend in die Jahre gekommen und bedarf der Erneuerung – ein aufwendiger Prozess. Doch er ist nötig – und nach dem Willen von Anwohnern und Stadtteilpolitik soll es bald losgehen, da die unterirdischen Arbeiten abgeschlossen sein müssen, bevor das Amt für Verkehrsmanagement mit der Oberflächengestaltung der Friedrichstraße beginnen kann.

Gleichzeitig fürchten sich die Geschäftsleute vor Ort auch vor den umfangreichen Arbeiten. In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Stefan Keller hat die Interessensgemeinschaft „Die Friedrichs“ ihrer Sorge Ausdruck verliehen, dass eine so große Baumaßnahme zusammen mit den Auswirkungen der Pandemie dem Standort nachhaltig schaden könnte. Der Oberbürgermeister hat daraufhin beschlossen, sich des Projekts persönlich anzunehmen. Weil er noch einmal alle Unterlagen genau prüfen will, kann der Düsseldorfer Stadtentwässerungsbetrieb noch keinen exakten Zeitplan vorlegen. Geplant ist jedoch, dass der Bau im Juli beginnen soll und 26 Monate dauern wird, Ende wäre demnach im September 2023. Dass die Mischwasserrohre erneuert werden müssen, wurde 2012 bei einer Routinekontrolle festgestellt, seit 2018 wird konkret geplant.

Gearbeitet wird
„wie in einem Bergwerk“

Die technischen Details hat Silke Behrens vom Stadtentwässerungsbetrieb jetzt gegenüber den Mitgliedern der zuständigen Bezirksvertretung bekanntgegeben. Demnach soll der umfangreiche Eingriff, bei dem immerhin knapp 400 Meter unterirdischer Rohre erneuert werden müssen – mit möglichst wenig Belastung für die Anlieger und den Verkehr ablaufen. Die Friedrichstraße wird daher zwischen Luisenstraße im Norden und Fürstenwall im Süden nicht komplett aufgerissen, der Stadtentwässerungsbetrieb arbeitet stattdessen von vier Schächten aus. Ein ähnliches Prinzip wird auch im Bergbau angewandt. Die Schächte werden an verschiedenen Stellen rund fünf Meter tief in die Erde getrieben, die Arbeiter werden von dort aus graben, die alten Rohre aus dem Erdreich entfernen und die neuen einziehen.

„Ein Großteil der Arbeiten findet unter Tage statt, für Passanten wird es so aussehen, als sei die Baustelle den größten Teil der Zeit leer, weil die Arbeiter nur selten an der Oberfläche beschäftigt sind“, kündigt Silke Behrens an. Dafür wird in der Grube tatsächlich mit Karren und Spitzhacken gearbeitet, „wie in einem Bergwerk“.

Radfahrer werden über
die Talstraße umgeleitet

Um jeden Schacht herum wird es eine kleine Baustelle für Fahrzeuge, Bagger und Material geben. Das führt zu Einschränkungen für den Verkehr. Die Fahrbahn der Friedrichstraße wird an diesen vier Stellen verschwenkt, die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometern reduziert. Einige Hochbeete im Straßenseitenraum müssen dafür zurückgebaut und Flächen zeitweise versiegelt werden. Für den Radverkehr wird eine Umleitung über die Talstraße ausgeschildert. Auf der Friedrichstraße wird es keine eigene Radspur mehr geben, Fahrräder dürfen aber im motorisierten Verkehr mitfahren. Über vorgelagerte Haltelinien an den Ampeln sollen die Radfahrer vor den Autos in den Bereich der Baustelle einfahren. Fünf Bäume müssen für das Vorhaben gefällt werden, dafür kann der Verkehr für die Dauer des Vorhabens aufrecht erhalten werden.

Als erstes werden die Stollen nahe Fürstenwall und Luisenstraße geöffnet, die Arbeiter graben sich dann Stück für Stück in Richtung Herzogstraße vor. Nach rund 17 Monaten Bauzeit werden auch dort die Schächte eingerichtet und die Stollenfördergruben in Betrieb genommen. In einer dritten Bauphase werden die verbleibenden Schächte hergestellt. Für die Kanalerneuerung ist in diesem Bereich eine Summe von etwa 4,7 Millionen Euro eingeplant. Im Zuge der Bauarbeiten wird auch die städtische Netzgesellschaft die Arbeiten nutzen und ihre Leitungen für Mobilfunk und Fernwärme erneuern und erweitern.

Parallel dazu wird auch der nahe gelegene Kanal an der Luisen- und Friedrichstraße zwischen Graf-Adolf-Platz und Corneliusstraße erneuert. Dieser Kanal ist deutlich größer und muss nur restauriert, nicht aber komplett erneuert werden. Das Mauerwerk wird saniert, dafür können die Arbeiter den Kanal begehen – solange kein unerwartet starker Regen den Wasserstand erhöht. Auf einer Länge von rund 580 Metern werden hier die ausgewaschenen Fugen verfüllt, die Arbeiten werden rund zwölf Monate dauern und im November starten. Die Kosten werden auf 1,7 Millionen Euro geschätzt. Da hier keine Baugruben erforderlich sind, werden die Auswirkungen für den Verkehr minimal ausfallen.

Die Lokalpolitiker hatten im Vorfeld auf einen konkreten Starttermin für die Maßnahmen gehofft, zeigten sich aber alles in allem zufrieden mit den vorliegenden Plänen. Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf von den Grünen sagt: „Wichtig ist vor allem, dass es endlich losgeht und der Ausbau sich nicht weiter verzögert.“ Dem stimmt auch SPD-Politiker Markus Siegesmund zu: „Wenn sowieso gebaut wird, dann ist es gut, gleich alle Arbeiten gebündelt zu erledigen, sonst muss die Straße in ein paar Jahren erneut aufgerissen werden.

Jan Feldmann von der FDP regte an, ob man nicht im Schichtmodell arbeiten könnte, um die Bauzeit zu verringern. Dies wurde vom Stadtentwässerungsbetrieb verneint, da vor allem bei Spät- und Nachtschichten die Fehleranfälligkeit steige und man unter Tage sehr konzentriert arbeiten müsse.

Sicher wird dieses Großprojekt nicht ohne Belastung für die Anlieger der ohnehin angeschlagenen Friedrichstraße auskommen. Aber, diese Hoffnung machte Silke Behrens den „Friedrichs“: Danach sei Ruhe. „Die neuen Leitungen werden wieder für 80, vielleicht 100 Jahre halten, bevor sie erneuert werden müssen.