Benjamin von Stuckrad-Barre feiert sich im ausverkauften Zakk
Benjamin von Stuckrad-Barre gastiert im Zakk und feiert sich selbst.
Düsseldorf. „Ich glaub, mir geht’s nicht so gut, ich muss mich mal irgendwo hinlegen“. Beim Titel des neuen Buches von Benjamin von Stuckrad-Barre denkt man zunächst unweigerlich an eine Fortsetzung von „Panikherz“. In dem Roman hatte der einst gefeierte Pop-Literatur-Star Zeugnis abgelegt über seinen tiefen Absturz: Magersucht, Drogenexzesse, Existenz in Suchtkliniken. Aber nein, Stuckrad-Barre legt die dritte Version seiner Remix-Reihe auf. Streifzüge durch unsere Gegenwart, kombiniert mit Begegnungen längst vergessener oder ramponierter Helden: Boris Becker etwa. Oder kennen Sie noch den einstigen Fernsehpfarrer Jürgen Fliege?
Mit dem 320-Seiten-Werk gastierte Stuckrad-Barre im ausverkauften Zakk. Es schien aber, als ob der 43-jährige Literaten-Phoenix gar keine große Lust verspürte, daraus zu lesen. Vielmehr flüchtete er permanent in andere Rollen. In die des Kabarettisten etwa. So feuerte er eine Pointe nach der anderen ins Mikrofon. Etwa gegen den S. Fischer-Verlag, der inzwischen lieber auf Liebes-Ratgeber von TV-Moderatoren setzt statt auf hochrangige Literaten: „Kafka, Thomas Mann, Katrin Bauernfeind“.
Stuckrad-Barre gibt aber auch den Grantler, wenn er sich etwa über das geistestote Berlin echauffiert. Gehört zum (selbst)ironischen Spiel: „Berlin runtermachen, was außerhalb von Berlin immer gut ankommt“. Stuckrad—Barre weiß, wie er sein Publikum unterhält. Doch letztlich ist ihm das egal, er ist eine hypernervöse Selbstinszenierungsmaschine. Nicht verwunderlich, dass er sich schließlich zum Pop-Star stilisiert. Er singt die Toten Hosen, den Songtext umgemünzt auf sich selbst: „Hey, hier kommt Stucki!“. Zweieinhalb Stunden hat er gelesen, geredet, geraucht, gesungen, geturnt, mit dem Handy Instagram-Fotos von seinen Fans geknipst. Dafür krönte er sich selbst: mit einem Stagediving. Vielleicht ging es ihm aber auch nicht so gut und musste sich mal irgendwo hinlegen.