Düsseldorf-Bilk Bilkerin ist auch mit 94 noch Meisterin im Becken

Ingeborg Fritze lebt für ihren Sport. Sie holt seit 69 Jahren einen Titel nach dem anderen.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Wer sich in Ingeborg Fritzes Keller umschaut, kommt sich vor, wie in einem Sportmuseum. Ihre Schubladen quellen über vor Medaillen. In 69 Jahren häuft sich eben einiges an. Wie viele es sind, weiß sie selbst nicht so genau. „Etwa 600 werden es sein“, schätzt die 94-Jährige, die bis heute noch als Schwimmerin aktiv ist und Titel um Titel holt. In ganz Deutschland, und wenn sie nicht weit fahren muss, auch im europäischen Ausland.

Es ist der ungebrochene Spaß am Sport, der sie antreibt. In ihrem Verein, dem Düsseldorfer Schwimm-Club 1898, gilt sie als Vorbild. „Schwimmen hält fit und schont die Gelenke. Das geht auch noch im hohen Alter wunderbar“, sagt sie lächelnd. Wie schnell sie ist, hat für sie heute dabei kaum noch eine Bedeutung. Hauptsache im Wasser sein, Runde um Runde drehen. Es ist ihr Element, seit sie 15 Jahre ist, vor allem beim Brustschwimmen. Schon damals fiel ihre Schnelligkeit auf. So nahm sie bald an Meisterschaften teil.

Ihr Hobby mit Sportlern von überall zu teilen, sich auszutauschen, das macht ihr so großen Spaß, dass sie all die Jahrzehnte dabei blieb. „Wie oft ich Deutsche Meisterin geworden bin, weiß ich gar nicht“, sagt Fritze, die auch mehr als zehn Weltmeister- und um die 25 Europameistertitel ihr Eigen nennt.

Trotz der Fülle an Erfolgen erinnert sie sich noch an die ersten und schönsten Erfolge. 1949 wurde sie Vizemeisterin in einem Staffel-Wettbewerb. 1987 zum ersten Mal Europameisterin. Und allein im vergangenen Jahr hat sie sechs Deutsche Titel in der Altersklasse 90 mit nach Hause gebracht. Dafür wurde sie zum wiederholten Male im Düsseldorfer Rathaus geehrt.

Mittlerweile liegt sie auch im Kraulen und Rückenschwimmen vorne, obwohl sie damit erst mit 70 Jahren begonnen hat. „Warum nicht? Das ist ein gutes Alter, um noch etwas Neues zu lernen“, sagt sie. Besonders schwer sei ihr das nicht gefallen. Im Gegenteil, es hat ihr von Anfang an Spaß gemacht.

Heute freut sie sich über alles, was sie noch kann. Drei- bis viermal pro Woche trainiert sie im Schwimmbad in Bilk, springt vom Beckenrad und dreht so lange ihre Runden, wie es ihr gefällt. Meist mittags, wenn nicht so viel lost ist. An die 1000 Meter schafft sie. Mal mehr, mal weniger. Aber so genau nimmt sie es nicht, sie hat schlicht keine Lust zu zählen.

Im Bad ist sie bekannt, auch auf der Straße kennt man die 94-Jährige, grüßt sich, hält einen kleinen Plausch. Fritze hofft, dass das noch eine Weile so bleibt. Auch bei den nächsten Meisterschaften ist sie in jedem Fall dabei, wenn alles gut geht, sagt sie. „Eigentlich wollte ich mit 95 Jahren aufhören, bevor immer weniger geht. Aber da locken neue Rekorde, wegen der neuen Altersklasse. Ich habe Lust weiterzumachen.“ Und den Keller weiter mit Medaillen und Pokalen zu füllen.