Düsseldorfer Modebloggerinnen „Wir verstehen uns als Inspiration, nicht als Mode-Diktatoren“
Immer mehr Modeblogger kommentieren die aktuellen Trends im Netz. Dabei verdienen manche nicht schlecht.
Düsseldorf. Mit prüfend kritischem Blick gehen die beiden Düsseldorfer Studentinnen Constance Simon und Katharina Bansemer (2800 Follower bei Facebook) durch eine Ausstellung polnischer Modedesigner — das Smartphone ist dabei selbstredend immer zur Hand. Denn die beiden sind Modebloggerinnen. Und als solche geben sie ihre Eindrücke beim Düsseldorfer Mode-Wochenende — sei es per Facebook, Instagram oder über eine eigene Homepage — kontinuierlich an ihr Online-Publikum weiter.
Auf die digitalen Meinungsäußerungen der Bloggerinnen legen offenbar nicht nur deren Leser großen Wert: Ihre Reaktionen, ob ihnen ein Kleidungsstück zusagt oder nicht, werden von den Vertretern der Modelabels ebenso mit Spannung verfolgt wie von den Igedo-Mitarbeitern. Es scheint sich hier um mehr als ein Freizeitvergnügen mitteilungsfreudiger Modefans zu handeln. Denn das, was als „Get-Together“ für Modeblogger in der Botschaft an der Cecilienallee deklariert war, ist gar keine Plattform für einen Austausch unter Kollegen. Es geht um Werbung. Es geht um Geld.
„Die Modeblogger haben heutzutage eine extrem große Bedeutung für den Modemarkt,“ erklärt Carina Rother. Sie ist bei der Ausstellung als Social-Media-Managerin im Einsatz, betreibt jedoch zugleich selbst einen Modeblog. „Dies gilt besonders, wenn sie viele Leser haben. Je positiver ein Blog-Bericht dann ausfällt, umso besser läuft im Anschluss der Verkauf.“
Dieser Bedeutungsgewinn zeigt sich nicht zuletzt an den Einnahmen, die ein Modeblog durch Werbekooperationen abwerfen kann. Der Studie „Monetarisierung von Modeblogs“ von www.styleranking.com zu Folge verdient inzwischen jeder zweite Blogger mit dem digitalen Kommentieren von Mode Geld. Und teilweise ist das gar nicht mal wenig. Ungefähr sechs Prozent der aktiven Modeblogs bringen ihren Betreibern bis zu 5000 Euro im Monat ein.
Manche, wie Tamina Schuster (5000 Follower), bestreiten ihren Lebensunterhalt sogar ausschließlich mit ihrem Blog. Die Niederländerin ist eigens aus Utrecht angereist. Dabei steht dieses zunehmend lukrative Geschäft zunächst jedem offen: „Man braucht eigentlich nur einen Facebook- oder Instagram-Account. Es ist so einfach, Blogger zu werden“, bestätigt Ravi Walia (5700 Follower), ein weiterer Düsseldorfer Modeblogger. Danach entscheide vor allem die Qualität des jeweiligen Blogs über dessen Erfolg, so Walia.
Constance Simon und ihre Kollegin Katharina Bansemer jedenfalls zeigen sich selbstbewusst: „Wir verstehen uns als Inspiration, nicht als Mode-Diktatoren.“ Dann tippen sie weiter ihre Blogeinträge ins Smartphone. Ihre Leser warten darauf. Was die Studentinnen schreiben, beeinflusst viele — und bestimmt mit, wohin ihr Geld fließt.