Kesse Lippe in Düsseldorf Christine Neubauer spielt an der Kö

Düsseldorf · Die Münchner Schauspielerin spielt im Theater an der Kö eine resolute Mutter und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.

Christine Neubauer spielt derzeit im Theater an der Kö in „Eine Mutter – zwei Töchter“.

Foto: José Campos

Mallorca ist ihre Seelenheimat, der Ort für Kreativität. In München ist sie aufgewachsen, dort verweilt Christine Neubauer immer noch am liebsten, wenn sie nach Deutschland kommt. Es muss also schon eine besondere Verlockung für die Schauspielerin gewesen sein, sich für mehr als zwei Monate nach Düsseldorf zu begeben. Mit dem Stück „Eine Mutter – zwei Töchter“ von Gabriel Barylli gastiert sie zum ersten Mal im Theater an der Kö. Der Autor und Regisseur sei ein enger Freund, sagt Christine Neubauer. „Wir sind wie Geschwister. Ein Blick genügt, und der andere weiß, was Sache ist.“ Daher zögerte sie auch keinen Augenblick, als Barylli sie unbedingt für diese Uraufführung gewinnen wollte. In München wurde geprobt, doch als sie kurz vor dem Start nach Düsseldorf kam, war sie ein bisschen enttäuscht. „Es gab kaum Werbung oder Plakate für das Stück“, bedauert Christine Neubauer. „Wer sollte schon wissen, dass ich hier Theater spiele?“

Christine Neubauer, Ehemann José Campos und Hund Gismo.

Foto: RP/Wolfgang Harste

Nach der Premiere habe man noch inhaltliche Änderungen vorgenommen. „Wir spürten, dass es einige Längen gab. Bei Uraufführungen ist das ganz normal, es muss sich erst alles einspielen“, erklärt sie. „Diese retardierenden Momente wurden bereinigt und gestrafft. Damit haben wir die Pointen saftiger gemacht.“ Man sollte aber auch erwähnen, dass es in Baryllis Stück verbal ordentlich zur Sache geht. Die drei Damen nehmen bei ihrem Treffen kein Blatt vor den Mund und tauschen sich freimütig über ihre Liebhaber aus. In einer Sprache, wie sie auf dem Boulevard sonst kaum zu hören ist. Christine Neubauer verteidigt den Autor: „Eine Komödie kann nie politisch korrekt sein, sonst gäbe es ja nichts zu lachen. Allerdings“, schränkt sie ein, „muss ich mich manchem, was diese Mutter so von sich gibt, mit einer gewissen Naivität nähern. Ihre Ansichten haben mit meinen nichts zu tun. Aber es geht ja nicht um mich, es handelt sich um eine fiktive Figur.“ Das Publikum goutiere das durchaus, versichert sie: „Geschmäcker sind nun mal verschieden. Von 100 Leuten werden nie alle 100 zufrieden sein.“

Zwischen die Düsseldorfer Auftritte schoben sich dreitägige Dreharbeiten im Museumsdorf Finsterau, im hintersten Winkel von Bayern, dicht an der tschechischen Grenze. Der Film „Hundswut“ werde blutig und heftig, berichtet sie. Aber welch eine Lust! „Ich bin mit Leib und Seele Schauspielerin und gönne es mir, an diesem Punkt meines Lebens in neue Rollen zu schlüpfen“, erzählt sie. Am meisten freut sie sich auf die Szenen mit einem echten Wolf. „Man sagt immer, spiele nie mit Kindern und Tieren, sie stehlen dir die Show. Bei mir ist es umgekehrt, ich liebe die damit verbundene Wahrhaftigkeit.“ Schon als „Geierwally“ habe sie unerschrocken mit einem ausgewachsenen Adler gedreht und es genossen.

Ihre große Beliebtheit beim TV-Publikum erlangte Christine Neubauer mit harmonisch ausgependelten Filmen, wie sie meist am Freitagabend laufen. „Sie waren wunderschön“, sagt sie im Rückblick, „aber heute zeige ich gern meine anderen Facetten.“ Längst ist sie über das Spielen allein hinausgewachsen. Sie hat Erfolg als Malerin, auch bei Crossover-Projekten mit ihrem Mann, dem chilenischen Fotografen José Campos.

Das Paar bewohnt ein uraltes, über Jahre liebevoll restauriertes Haus. „Die Waschbecken habe ich aus Bangkok im Handgepäck transportiert“, erzählt sie. Nicht zuletzt wegen José Campos wurde Mallorca zu ihrem Lebensmittelpunkt „Es ist nicht leicht, für die Liebe sein Land zu verlassen“, sagt sie. „Die Sprache und das Klima machen es für ihn in Spanien einfacher.“

In Düsseldorf ist er an Christine Neubauers Seite. Man kann die beiden mit Hund Gismo bei ausgedehnten Spaziergängen am Rhein und im Park treffen. „Die Stadt ist eine Sensation“, schwärmt die Schauspielerin. „So viel Grün, so viele lachende Gesichter. Schade nur, dass ich nicht im Sommer hier bin. Ein gefährliches Pflaster sind für mich nur die schönen Geschäfte.“