Lesung Großer Applaus für Claudia Michelsens schnörkellose Lesung zu Marlene Dietrichs Leben
Düsseldorf · Die Schauspielerin Claudia Michelsen präsentierte im Schumann-Saal eine Reise durch das Leben der Film-Ikone.
Marlene Dietrich soll wenige Jahre vor ihrem Tod auf einen Zettel geschrieben haben: „Wenn mein Herz einmal aufhört zu schlagen, wird es die ganze Welt vernehmen. Aber nach zwei Tagen ist es vorbei.“ Wie falsch die Diva damit lag, zeigte sich am Sonntagnachmittag im ausverkauften Robert-Schumann-Saal. Schauspielerin Claudia Michelsen widmete Marlene Dietrich zwei kurzweilige Stunden, an deren Ende ihr das Publikum stehende Ovationen schenkte.
Warum ausgerechnet Marlene Dietrich? „Weil sie eine der letzten Großen mit einer starken Haltung war und auch so gehandelt hat“, begründete Claudia Michelsen zu Beginn der Lesung ihre Wahl. Mit ausführlicher Einleitung oder Zwischenerklärungen hielt sich die 51-Jährige nicht auf. Stellte lediglich kurz heraus, dass sie Texte sowohl aus Marlenes Autobiografie, als auch den Biografien ihrer Tochter Maria Riva und ihres großen Förderers, dem Regisseur Josef von Sternberg lesen, sowie einige Zeitungsartikel zitieren werde.
Dietrichs Lebensgeschichte beginnt in Berlin und Weimar
„Die Reise durch das Leben der Dietrich“ begann die gebürtige Dresdnerin mit einer Passage aus den Memoiren der Diva, die sich am Ende ihrer Karriere, zurückgezogen in ihrem Pariser Domizil, an ihre behütete Kindheit in Berlin und die anschließende Zeit in einem Weimarer Pensionat erinnert.
Dabei wurde deutlich, die als die strenge Preußin geltende Marlene konnte auch witzig sein. Etwa als sie selbstironisch von der ersten Begegnung mit ihrem späteren Ehemann, dem Aufnahmeleiter Rudolf Sieber schrieb. Sie war zu Stummfilmproben mit dem Monokel ihres verstorbenen Vaters gekommen, um sich von den anderen Darstellern abzuheben. Dabei sei sie „blind wie eine Fledermaus“ gewesen. Sieber hatte ihr Auftritt gefallen. Trotz zahlreicher Affären blieben die beiden bis zu dessen Tod 1976 verheiratet. Das Publikum konnte der Karriere Dietrichs von ihrem Durchbruch mit „Der blaue Engel“, nach Hollywood folgen, erfuhr von ihren Beziehungen zu Erich-Maria Remarque und ihrer großen Liebe Jean Gabin, den sie bis zu ihrem Lebensende nachtrauern würde und gegenüber dessen Wohnung sie nach der Trennung immer in einem Café gesessen habe, nur um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Hörte von ihren Frontbesuchen bei den Gis während des Krieges und ihren Stürzen bei den letzten großen Auftritten.
Claudia Michelsens Stil ist schnörkellos und nie übertrieben
Claudia Michelsen, im dunklen Hosenanzug und mit zurückgekämmten Haaren, trug die Textpassagen schnörkellos mit der passenden Betonung, aber nie übertrieben vor. So könnte es auch Marlene gemacht haben. Damit bekamen die Zuhörer Raum, sich das Gehörte vor dem geistigen Auge vorstellen zu können.
Als zum Ende der Lesung die Dietrich mit ihrer Interpretation von „Sag mir wo die Blumen sind“ zu hören war, blieb es im Saal still. 27 Jahre nach dem Tod der Schauspielerin ist sie, entgegen ihrer eigenen Vorhersage, unvergessen. Tatsächlich wird sie nicht zuletzt wegen ihrer Haltung mehr geschätzt denn zu ihren Lebzeiten, als sie in den 1960er Jahren bei einem Besuch in Deutschland für ihre klare Meinung gegen Hitler beschimpft wurde.