In der Komödie Am Mythos Marlene wird nur gekratzt
Düsseldorf · In der Komödie ließ Kerstin Marie Mäkelburg die Diva in ihren Erinnerungen schwelgen.
Ein Hauch von Glamour wehte am Dienstagabend durch den Saal der Komödie an der Steinstraße. Kerstin Marie Mäkelburg gab die Dietrich. Im hautengen Glitzerkleid mit weißem Pelzmantel stöckelte sie auf die Bühne und sang den Swing-Klassiker „I got a kick out of you“. Doch dann kratzte die Hamburgerin am „Mythos Marlene“, wie sie ihre Hommage an die Diva nennt.
„Könnt Ihr euch vorstellen, was bei meinem Tod los war?“ Die Frage kam überraschend, gab aber die Marschrichtung für den Abend vor. Denn Mäkelburg arbeitete sich nicht einfach mal so an den Highlights der Dietrich-Karriere ab, was ja ein Leichtes gewesen wäre. Vielmehr ließ sie ihre Marlene als alternde Diva leicht verklärt in Erinnerungen schwelgen.
Auf der Bühne diente ein übergroßer Schrankkoffer der Schauspielerin und Sängerin als improvisierte Umkleide, dabei parlierte sie, begleitet von Markus Schell am Klavier, ein französisches Chanson. Im adretten Kostüm trat Mäkelburg dann wieder vors Publikum und ließ Marlene über ihre Tochter Maria (Riva) und ihren Mann Rudi, den sie immer nur „Papi“ nannte, sinnieren. „Der beste Ehemann, den man sich wünschen kann“, resümierte die Bühnen-Marlene. Schließlich habe er ihr sogar geraten, welche Unterwäsche sie für welchen Liebhaber tragen sollte. Rosen habe „Papi“ auf ihrer Beerdigung verteilt. „Rote für die Männer, die mit mir geschlafen haben, weiße für die, die es gern getan hätten“.
Zwischendrin sang Mäkelburg von der „feschen Lola“ aus „Der Blaue Engel“, allerdings auf Englisch. Erinnerte an die Anfänge in Hollywood mit Marlenes Entdecker und Liebhaber, dem Regisseur Josef von Sternberg. Sparte auch nicht mit unbequemen Episoden aus dem Leben der Dietrich. Etwa deren Besuch bei Soldaten an der Front, ihrer Abneigung gegen Charlie Chaplins Satire „Der große Diktator“ oder die Einladung Hitlers, sie zum großen UFA-Star zu machen und wie Marlene ablehnte, weil ihr Rudi ein Jude war. „Wir haben doch alle gewusst was da mit den Juden passiert ist. Kann keiner sagen, er hätte davon nichts mitbekommen“, stellte die Bühnen-Marlene klar und stimmte „Sag mir wo die Blumen sind an“. Dafür gab es vom Publikum großen Zwischenapplaus.
Natürlich hatte die Mäkelburg dann auch die Marlene im Anzug, mit Zylinder und Zigarette im Repertoire. Die sich an die großen Hollywood-Zeiten mit Wehmut erinnerte: „Damals gab es noch keine Paparazzi“. Da mussten die Fotografen noch um eine Audienz bei der großen Dietrich bitten. Die wurde dann ordentlich gestylt. „Haare, Make up, Kleider drapiert. Wir sollten schön aussehen. Heute will jeder nur Bilder von den hässlichen Momenten“, krittelte die Bühnen-Marlene.
Auch das zwiespältige Verhältnis der Berliner zu „ihrer Marlene“, die sie als „Verräterin“ und „Judenhure“ beschimpft hatten, sparte Mäkelburg nicht aus. Als sie dann aber von der versöhnlichen Begegnung der Dietrich mit einer älteren Frau erzählte, die gesagt haben soll: „Nu Marlene, wollen wir uns aber doch wieder vertragen“, gab es vom Publikum, dass sich längst mit „seiner Marlene“ ausgesöhnt hatte, zustimmenden Applaus.
Ein kurzweiliger Abend, der ein wenig am „Mythos Marlene“ ritzte, der Dietrich aber nie die Würde nahm. Allerdings kommt man dem Menschen hinter dem Mythos nicht näher und wer sich mit der Lebensgeschichte der 1992 in Paris verstorbenen Schauspielerin nicht auskennt, verstand sicher auch viele der Anspielungen nicht.
„Mythos Marlene“ ist noch bis zum 18. August in der Komödie an der Steinstraße zu sehen.