Darmkrebs-Vorsorge: Großer Nutzen, kleines Risiko
Telefonaktion zur Darmkrebsvorsorge: Der Chefarzt vom Marienhospital beantwortete die Fragen unserer Leser.
Eine Stunde lang standen die Telefone in der Redaktion am Mittwoch nicht still, so viele Fragen hatten unsere Leser an Dr. Konstantinos Zarras, den Leiter des Darmkrebs-Zentrums am Marienhospital. Das Thema: Vorsorge. „Gut, dass ich es gewohnt bin, an mehreren Stellen gleichzeitig zu arbeiten, das ist ja fast so, wie in zwei Sälen zu operieren“, scherzte Zarras. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.
Ich habe doch etwas Angst vor der Darmspiegelung, wie groß ist das Risiko, dass dabei der Darm verletzt ist?
Dr. Konstantinos Zarras: Ich möchte gerne solche Ängste nehmen — und habe dafür allen Grund. Denn das Risiko ist extrem gering, die Wahrscheinlichkeit liegt etwa bei 1: 2000. Und: Selbst wenn es zu Komplikationen bei der Koloskopie kommt, kann man die mittlerweile gut und schnell, meist minimalinvasiv behandeln, weil der Darm ja sehr sauber und gut vorbereitet ist. In manchen Fällen ist aber auch dann keine Operation erforderlich.
Ist die Spiegelung nicht furchtbar unangenehm?
Zarras: Nein, ich habe sie selbst über mich ergehen lassen und kann sagen: Es gibt, was die Vorbereitung betrifft, angenehmere Prozeduren, aber schlimm ist es absolut nicht. In der Regel sollte man zwei Tage zuvor nur Flüssigkeiten zu sich nehmen und am Tag vor der Koloskopie dazu Abführmedikamente.
Ist diese Art von Krebsvorsorge denn wirklich sinnvoll?
Zarras: Und ob! Sie lohnt sich absolut, es gibt keine andere Krebserkrankung, bei der die Vorsorge so viel bringt. Denn Darmkrebs entwickelt sich in den allermeisten Fällen aus Vorstufen, aus Polypen, die bei der Spiegelung gleich entfernt werden — sich ansonsten aber im Laufe der Jahre zu Tumoren entwickeln können. Kurzum: Die rechtzeitige Spiegelung schützt fast 100-prozentig vor Darmkrebs. Tatsächlich haben wir da in Deutschland in den letzten Jahren schon viel erreicht, die Zahl der Neuerkrankungen in relativ jungem Alter, hier also im sechsten und siebten Lebensjahrzehnt, geht klar zurück.
Wann sollte man denn die erste Spiegelung vornehmen lassen?
Zarras: Ich sage ganz klar: ab 50. Die Kassen schreiben die Patienten zum 55. Geburtstag an, man sollte und kann aber insbesondere dann schon früher kommen, wenn eine familiäre Vorbelastung vorliegt. Als Faustregel gilt da, dass man sich in dem Alter untersuchen lässt, in dem das Familienmitglied an Darmkrebs erkrankt ist.
In welchem zeitlichen Abstand ist die Untersuchung zu wiederholen?
Zarras: Liegt gar kein Befund bei der ersten vor, sehen die Kassen einen Zeitraum von zehn Jahren vor. Aber auch hier sage ich: Schon nach fünf Jahren ist eindeutig besser.
Gibt es Symptome, die auf Darmkrebs hinwiesen?
Zarras: Keine verlässlichen, das macht diese Krankheit so gefährlich. Blut im Stuhl zum Beispiel kann ein Hinweis sein, muss es aber nicht. Wenn jemand ein Unwohlsein im Bauchraum leidet, wenn er Veränderungen in seinem Stuhl feststellt oder ähnliches, dann ist der Zeitpunkt gekommen, eine Koloskopie ernsthaft zu erwägen.
Wo lasse ich die Darmspiegelung am besten vornehmen: In einer Klinik oder beim niedergelassenen Facharzt?
Zarras: In erster Linie ist die Darmkrebs-Vorsorge, die diagnostische Endoskopie durchaus Sache der niedergelassenen Kollegen. Und wir haben hier in Düsseldorf, aber auch in der ganzen Region ein sehr hohes, ständig überprüftes Qualitätsniveau mit exzellenten Spezialisten unter den Gastroenterologen. Ich bin froh, dass es ein gutes Zusammenspiel zwischen den niedergelassenen Ärzten und den Krankenhäusern gibt, in Düsseldorf sind das vor allem die vier zertifizierten Darmzentren, gibt. Finden sich bei der Spiegelung zum Beispiel sehr große Polypen, überweisen die Niedergelassenen diese Patienten an eine Klinik.