Offener Brief des Düsseldorfer Appells Stadtgesellschaft gegen radikale Corona-Demos

Düsseldorf · Die Stadtgesellschaft setzt ein deutliches Zeichen gegen sogenannte Anti-Corona-Demonstrationen, bei denen auch Angehörige rechtsextremer Gruppierungen, Antisemiten und Demokratiefeinde mitlaufen. In einem Offenen Brief des Düsseldorfer Appells fordern die Erst-Unterzeichner die Bürger auf, ihre Kritik an den Corona-Maßnahmen künftig nicht mehr auf diesen Kundgebungen und „Spaziergängen“ zum Ausdruck zu bringen.

Ehepaar Kramer (Name geändert) zeigt den Gegnern der Corona-Politik und einer Impfpflicht, die jede Woche durch die Nachbarschaft in Unterbilk ziehen, die rote Karte.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Auch am heutigen Samstag werden in der Landeshauptstadt wieder bis zu 4000 Demonstranten erwartet. „Bei diesen Aufzügen sind immer wieder geschichtsverfälschende Plakate zu sehen, zudem werden Hygieneauflagen missachtet. Nicht jeder, der dort mitmarschiert, ist Antisemit, aber er läuft halt bei Antisemiten mit“, sagt Superintendent Heinrich Fucks. Der 1991 gegründete Appell versteht sich als überparteiliches Bündnis gegen Rassismus, Antisemitismus und Extremismus.

Unterzeichnet hat den Brief auch Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU). „Ich appelliere an Bürger aus der Mitte der Gesellschaft, sich von Umzügen mit Beteiligung Rechtsextremer fernzuhalten“, sagte er bei der Vorstellung des Briefes am Freitag. Dass er sich mit seiner Unterstützung klar positioniere, sei ihm bewusst. „Aber wenn Extremisten mit Fackeln durch die Städte laufen, dann kann und will ich nicht neutral sein“, betonte Keller. Kritik an Einzelmaßnahmen sei in einer Demokratie selbstverständlich und nicht zu beanstanden. „Aber wer sich mit Radikalen und Verschwörungstheoretikern abgibt, die Politiker und Journalisten bedrohen, muss mit unserer Ablehnung rechnen“, betonte der Rathaus-Chef.

Die Unterstützung für den Brief ist breit. Zu den bisherigen Unterzeichnern gehören laut Fucks die Präsidenten der Handwerks- sowie der Industrie- und Handelskammer, Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven, Wagenbauer Jacques Tilly und Tonhallen-Intendant Michael Becker. Auf eine große Gegendemonstration wollen die Verfasser des Offenen Briefs vorerst aber verzichten. „Das halten wir auch mit Blick auf die steigenden Corona-Zahlen nicht für vertretbar“, sagte die Düsseldorfer DGB-Vorsitzende und Vize-Sprecherin des Appells Sigrid Wolf.